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Comic-Besprechung - Las Rosas

Geschichten:

Las Rosas
Autor
/ Zeichner: Anthony Pastor



Story:
Rosa ist eine junge Frau, die von dem Sheriff einer tief im Süden der USA gelegenen Stadt in einen Trailerpark gebracht wird. Dieser Trailerpark mitten in der Wüste ist nur von Frauen bewohnt, die hier ihre Zuflucht gesucht haben oder hingebracht worden sind, um zu sich selber zu finden und eine Gemeinschaft kennenzulernen. Rosa versucht so viel möglich über die anderen Frauen zu erfahren und stellt fest, dass alle auf einen gewissen Angel warten. Auch ein gewisser Pedro, der sich in der Wüste aufhält und der glaubt, dass dieser Angel ihn töten will.

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Las Rosas (dt: die Rosen) von Anthony Pastor ist zu Beginn etwas merkwürdig. Und ungewohnt. Denn  eigentlich passiert hier nicht viel. Die Heldin Rosa muss sich in dem Frauencamp zurechtfinden und versucht durch Gespräche, mehr über die anderen Frauen herauszufinden und worin manche vermuteten Tragödien bestehen. Und alles richtet sich dabei auf eine Figur, Angel, deren Namen nicht nur ein Omen ist, da er für viele andere Figuren eine ersehnte Erlösung darstellt. Andere hingegen warten auf ihn, weil sie etwas brauchen auf das sie ihre Sehnsucht richten können. Somit erinnert der Band etwas an das Theaterstück Warten auf Godot von Samuel Beckett. Dieses verbunden mit einigen Westernelementen ergibt Las Rosas. Wobei die  Westernelemente eher auf die Umgebung denn auf das Sujet zutreffen. Die kleine Siedlung aus Trailern befindet sich in der Wüste nahe der mexikanischen Grenze. Da hat man das Westernflair. Aber auch das Warten auf jemand, damit es zu einem erlösenden Duell mit dem Schurken kommt, wobei der Sheriff zwischen allen Stühlen steht, hat etwas von einem Western.

Filme, in denen die Bürger einer Stadt jemanden ersehnen, der sie vom Schurken befreit, gibt es viele und in anderen Genrevertretern wartet man auf die Ankunft der Schurken, während sich die Stadt für den Kampf rüstet. Das hier ist aber alles andere als ein Western. Der erwartete Angel ist kein Revolverheld, sondern viel mehr eine Projektionsfigur, die ihren zugeschriebenen Ansprüchen auch gar nicht gerecht werden kann, da sich diese umso mehr erhöhen, je länger man auf ihn wartet. Und es kommt dann auch zu gar keiner Klimax. Aber ein Ziel braucht jeder und jede und sei es, damit man auf etwas hoffen und auf etwas seine Sehnsucht richten kann. Als Angel dann auch auftaucht ist die Enntäuschung groß, da er den Erwartungen nicht entspricht. Das betrifft nicht nur die Figuren, sondern auch die Leser die auf gleiche Weise in der Luft gehalten werden.

Anthony Pastor gelingt es als Zeichner und Autor in Personalunion, das alles auf sehr spannende Art und Weise zu vermitteln. Man ist als Leser zunehmend gespannt auf die Person Angel, wird dann durch die Enttäuschung aber weiter in die Handlung reingezogen, da man wissen will, ob nicht doch noch etwas passieren wird. Im Grunde ist Las Rosas, wie Warten auf Godot, ein sehr existentialistischer Band, denn man versucht Lebensgeschichten zu entlocken und erfährt doch nie alles über eine andere Person, sondern bildet sich ein Bild über andere durch sich durchaus widersprechende Bruchstücke. Man weiss nicht, was wahr ist oder nicht. Aber in diesem Prozess erfahren die Figuren auch wichtige Sache über sich selbst. Da dieses in der Wüste spielt und auch eine Schlange vorkommt, wird noch ganz, ganz dezent eine religiöse Ebene hineingenommen. Der Schurke des Bandes hat eine etwas schlangenförmige Figur mit seiner Schlankheit und in manchen Panels erinnert sein Mund auch an das Maul einer Schlange. Dieser Pedro verspritzt sein Gift und allein seine Anwesenheit vergiftet
alle um ihn herum. Seine religiöse Scheinheiligkeit verbirgt nur sein böses Inneres. Und da alles in der Wüste spielt, werden Assoziationen an Jesus geweckt, der in einer Wüste seine Bestimmung erfuhr und vom Satan in Versuchung geführt worden war. Pastor schafft es, eine religiöse Meta-Ebene hineinzubringen ohne das der Band je religiös wird. Und das passt wieder zum Existenzialismus.

Gegen Ende wird das Tempo dann rapide erhöht und erst dann merkt man als Leser, wie fasziniert man von der Erzählung bislang gewesen ist, ohne das lange Zeit über überhaupt etwas geschehen ist.

Der grobe Strich ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig und die Figuren sind alle nicht sonderlich hübsch anzusehen, sondern wirken wie notdürftig zusammengesetzt. Was immerhin die Erzählung unterstützt. Generell ist der Band eher unauffällig gezeichnet. Es sind zwar einige sehr gute graphische Ideen engestreut, diese lenken aber nicht von der Geschichte ab. Bei den Figuren überzeugt auch eher die Körpersprache denn die teils recht übertriebene oder, als anderes Extrem, ausdruckslose Mimik. Dieser Band kam völlig zu Recht in die Endauswahl 2011 in Angouleme.



Fazit:
Faszinierend und spannend obwohl, oder weil, kaum etwas passiert. Handlungsmäßig wird erst gegen Ende das Tempo angezogen. Bis dahin herrschen Ruhe und Gespräche, die in der Hitze der Wüste durchaus die Nerven angreifen. Im Grunde eine sehr existenzialistische Graphic Novel, die mehr Wahrheiten über die Menschen offenbart als diese es wünschen. 

Las Rosas - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Las Rosas

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Schreiber und Leser

Preis:
€ 19,80

ISBN 10:
3941239864

ISBN 13:
978-3941239869

316 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Existentialismus
  • Faszination obwohl kaum Handlung
  • einige graphische Ideen
  • Spiel mit Erwartungen
Negativ aufgefallen
  • gewöhnungsbedürftige Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 16.06.2012
Kategorie: One Shots
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