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Comic-Besprechung - Supergod
Geschichten:Supergod
Autor: Warren Ellis
Zeichner: Garrie Gastonny
Inker: Rhoald Marcellius
Colorist: Digikore Studios
Story:
Der britische Wissenschaftler Simon Reddin sitzt am Ufer der Themse und spricht mit einem amerikanischen Kollegen, um die Ereignisse, die zum Untergang der Welt führten, zu rekapitulieren. Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen mehrere Nationen damit, Superhelden erschaffen zu wollen. Aufgrund von Comics hatten sie ja eine ungefähre Ahnung wie das funktionieren sollte. Doch haben diese Mischungen aus Göttern und maschinellen Wesen ein gänzlich anderes Moralverständnis. Ein globaler Krieg beginnt.
Meinung:
Im Grunde ist die Graphic Novel Supergod ein sehr typischer Band von dem Starautor Warren Ellis. Somit dürften Fans des Briten sowieso zugreifen und seine Gegner kein Interesse an diesem Band haben. Denn was Ellis einerseits so beliebt macht, ist nicht nur die generelle Respektlosigkeit im Verbund mit einem sehr schwarzen, bisweilen zynischen Humor (eben typisch britisch), sondern andererseits die teils recht kontroversen Themen die er anpackt. Er nutzt auch oft scheinbar moralisch glatte und korrekte Action, die er immer in Punkto Gewalt auf die Spitze treibt. So werden alle noblen Motive ad absurdum geführt, da sie dennoch in Brutalität enden. Manche Fans dürfte es auch stören, dass er Superhelden sehr subversiv behandelt. Der Autor von Transmetropolitan, Global Frequency, Planetary und The Authority krempelt gerne Klischees um und führt diese somit dem Leser vor. Das möchten nicht unbedingt alle vor die Nase geführt bekommen, da sie einen reinen Eskapismus bevorzugen. Aber das führt auch zu einer großen und verdienten Fanschar.
In Supergod werden die Superhelden wieder einmal durch den Reisswolf gedreht. Sie stehen hier als Allegorie für das Wettrüsten des Kalten Krieges (und somit zu den Äquivalenzen in den amerikanischen Comics, denn die amerikanischen Superhelden bekämpften ja auch gerne Kommunisten), aber auch dafür, dass Menschen so technikfasziniert sind, dass sie ihre eigene Vernichtungsmöglichkeit erschaffen. Deus ex machina im tödlichsten Sinne des Wortes. Dazu bedarf es nicht einer großen Fantasie, sondern man muss nur die Atombombe, chemische und biologische Waffen betrachten, um zu sehen, wohin menschliche Neugierde führen kann. Zu dieser fatalen Trinität gehört dann noch die Religion.
Und gerade dieser Aspekt in Supergod dürfte für manche sehr kontrovers sein. Dabei ist die Idee gar nicht so abwegig. Viele Superhelden wie etwa Superman sind eh gottgleich und werden von den Menschen (nicht nur in den Comics selber) ebenso verehrt, sondern manche Helden sind eben auch Götter, wie etwa Thor. Die Macht vieler Helden ähnelt derer der Götter und die Gefahr des Mißbrauchs dieser Macht sieht man nicht nur bei den Superschurken, sondern auch bei den Helden selber.
Menschen brauchen Religion für die Soziologie. Sie erschaffen eine Religion und die damit verbundenen Götter mit allen Konsequenzen, um sich Dinge erklären zu können (wie etwa Naturereignisse), einen Moralkodex aufzubauen (die 10 Gebote), gesellschaftlich verpflichtende Richtlinien zu entwerfen, die das Zusammenleben ermöglichen und eine übergreifende Identität stiften und schließlich um etwas zu haben, an das sie sich halten können. Oder um einem Teufel alle Schuld zuzuschieben. Diese Aspekte kann man hier bei den Übermenschen, bei den Superhelden sehen. Es sollen Superhelden als Waffen geschaffen werden und die Menschen sehen sie dann lieber als Götter. Ellis arbeitet schön heraus, dass die Menschen allerdings nicht hinter ihren eigenen Denkmustern zurücktreten können. So legen sie ihr eigenes Denkmuster, ihre Moral und ihre Emotionen auch den Göttern zugrunde. Oder den Außerirdischen, die vielleicht irgendwann einmal auf die Erde kommen. Dieses kann aber ein verhängnisvoller Trugschluß sein, da schließlich weder die Götter noch Superhelden noch Außerirdische die selben moralischen und ethischen Direktiven oder Emotionen haben müssen wie die Menschen. Als Mensch kann man nicht sagen, was Nicht-Menschen fühlen, denken oder aus welchen Motiven sie handeln, da man immer sich selbst als Schablone nimmt. In dieser Hinsicht ist dieser Band wieder ein kleines Meisterwerk von Ellis.
Da es aber nur eine einzige Erzählperspektive gibt und der Off-Kommentar den ganzen Band über anhält, gerät die Erzählung leider etwas geschwätzig und merkwürdigerweise auch distanziert. Eine zusätzliche Sichtweise und Wertung wäre schön gewesen. Dennoch ist es spannend und es können von Garrie Gastonny beeindruckende und realistische Bilder aufgewartet werden. Diese zeigen sogar mehr als gesagt wird und erweitern somit die inhaltliche Ebene.
Einerseits ist der Band typisch für Ellis und zeigt dessen Klasse auf, andererseits hat man das Gefühl, dass man noch mehr hätte daraus machen können.
Fazit:
Ein neues Meisterwerk von Ellis, der schön das Verhältnis von Menschen und Superhelden, die vergöttert werden, untersucht. Manchmal ist das leider etwas zu distanziert und emotionslos geschildert, um einen richtig zu packen und so hat man das Gefühl, das durchaus noch mehr drin gewesen wäre.
Supergod
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 16,95
ISBN 10:
3862012980
ISBN 13:
978-3862012985
140 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Story
- Zeichnungen, die inhaltliche Ebene erweitern
- Subtext über das Verhältnis Menschen und Übermenschen
- etwas geschwätzig
- etwas distanziert und emotionslos
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(2 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 13.06.2012 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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Leseprobe | |||||||
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