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Comic-Besprechung - Die Insel der 100.000 Toten

Geschichten:
Die Insel der 100.000 Toten

Autor: Fabien Vehlmann
Zeichner: Jason
Colorist: Hubert


Story:
Gweny ist ein junges Mädchen, die mit ihrer verrückten Mutter am Meer lebt. Eines Morgens findet sie, wie einst ihr Vater, eine Flaschenpost mit einer Schatzkarte. Mit einer List kann sie sich auf einem Piratenschiff einquartieren, um ihren Vater zu suchen. Doch auf der „Insel der 100 000 Toten“ wartet etwas ganz anderes als Reichtum. 

Meinung:
Während der letzte Band von Jason (Ich habe Adolf Hitler getötet) sein Potential nicht ganz ausschöpfen konnte, kann diese Co-Produktion mit Fabien Vehlmann (Spirou und Fantasio) vollends überzeugen. Beide bringen ihre jeweiligen Stärken ein und machen die kleine Graphic Novel zu einem wahren Vergnügen. Jason bewies schon in seinen vorhergehenden Erzählungen seine Neigung zum Absurden, wohingegen Vehlmann ein
gutes Gespür für Tempo und straffe Erzählbögen besitzt. Die Insel der 100.000 Toten ist somit absurd komisch und fordert die Lachmuskeln gewaltig heraus und besitzt doch gute Spannungsbögen und ein hohes Tempo. Letzteres wird nicht nur durch die Handlung geschaffen, sondern auch durch die Graphik von Jason.

Sein stark reduzierter Strich ist recht flächig und zeigt immer nur das allernotwendigste. Das geht hin bis zu einer gewissen Naivität die oftmals so gar nicht zu der Handlung passen will und auch unbeholfen wirkt. Demnach dürfte der Stil für gar nicht so wenige etwas gewöhnungsbedürftig sein. Vor allem, da Action bei einer solchen Herangehensweise nicht gerade adäquat umgesetzt werden kann und gerade bei solchen Szenen die Körperhaltung der Figuren etwas arg holzschnittartig ausgefallen ist. Wenn man von diesen Aspekten absieht und die Zeichnungen etwas genauer betrachtet, vor allem nachdem man von dem Band schon längst verzaubert ist,  ohne es gemerkt zu haben, erschließen sich doch schnell einige meisterhafte Aspekte.

Trotz aller Reduzierung gelingt es Jason zum einen die Emotionen darzustellen. Mit den einfachsten Mitteln, wie einem horizontalen Strich als Stirnrunzeln oder die gebeugte Körperhaltung der Figur, werden die Gefühle der Figuren ausgedrückt. Manche mögen das für kindlich naiv halten, aber es wirkt. Und darauf kommt es schließlich an. Dennoch dürften sich manche potentiellen Leser davon abgeschreckt fühlen.

Was äußerst bedauerlich wäre, denn angesichts der spannenden und extrem lustigen Story passt der cartoonartige Stil von Jason ja wieder auf das schönste. Zum anderen ist gerade die Verdichtung in anderer Hinsicht einfach wunderbar. Wobei sich hier gut zeigt, wie sehr Jason sich mit Fabien Vehlmann ergänzt. Ein Meister der Reduzierung im Sinne einer Verdichtung, kollaboriert mit einem Autor, der das Tempo schätzt.  Da
braucht es oft nur eine einzige Seite, um eine komplette und komplexe Entwicklung darzustellen. So etwa wenn die  Heldin vorgestellt wird. Inhaltlich stimmig, klatschen zwei alte Männer auf der Parkbank über Gweny und ihre Eltern. In wenigen Panels erfährt der Leser dadurch alles, was man von der Ausgangslage und der
Hauptfigur wissen muss. Zudem endet die Seite in einem schönen Gag. Fast jede Seite erzählt so viel wie ein ganzes Kapitel in einem Roman. Was eben einen ungeheuren inhaltlichen Reichtum suggeriert, obwohl die Graphic Novel so schmal ist.

Der ganze Band ist eine liebevolle Parodie auf das Piratengenre und bürstet es gegen den Strich. Das hat auch einen Schuss Harry Potter und erinnert nicht nur stilistisch, sondern auch in dem subversiven Humor sehr an Lewis Trondheim.

Fazit:
Ein schmaler, aber inhaltlich reicher Band. Der stark reduzierte, schon fast naive Strich von Jason dürfte manche potentielle Leser abschrecken. Was sehr bedauerlich wäre, denn die Graphic Novel ist nicht nur unglaublich witzig, sondern die Verdichtung ganzer Handlungsstränge und charakterlicher Entwicklungen auf oft nur einer Seite, ist meisterhaft.

Die Insel der 100.000 Toten - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Insel der 100.000 Toten

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 15,00

ISBN 10:
3943143449

ISBN 13:
978-3943143447

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Witz
  • Verdichtung ganzer Entwicklungen auf oft nur einer Seite
  • hohes Tempo und absurder Humor
Negativ aufgefallen
  • gewöhnungsbedürftige Zeichnungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 13.06.2013
Kategorie: Rezensionen
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