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Comic-Besprechung - Luchadoras

Geschichten:
"Luchadoras"
Autorin und Zeichnerin: Peggy Adam

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet

Gleich mal vorweg: Wer aufgrund des Titels glaubt, dass sich in dieser Graphic Novel mexikanische Wrestlerinnen gegenseitig vermöbeln, dürfte enttäuscht werden. Die Sportart steht zwar kurz auf der Tagesordnung, hat aber mit der eigentlichen Story nichts zu tun.
Stattdessen behandelt die französische Künstlerin Peggy Adam in "Luchadoras" den massenhaften Missbrauch und Mord an mexikanischen Frauen in den letzten 14 Jahren. Mehr als 600 Mädchen und Frauen sind verschwunden, mehr als 400 wurden ermordet. Aufklärung? Fehlanzeige! Dieser sogenannte Femzid im Bereich der nordmexikanischen Stadt Ciudad Juarez bildet die Grundlage für dieses Buch, wobei die Autorin eine fiktive Story wiedergibt, die vermutlich symbolisch für das Leben der Frauen in dieser Region steht.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Frau Alma, welche mit dem gewalttätigen Romel zusammen ist. Aufgrund seiner Eifersucht kommt es zum Äußersten und Romel sticht die junge Frau auf offener Straße ab. Genau mit diesem Schockmoment beginnt Luchadoras. Natürlich wirft die Autorin auf den nächsten Seiten einen Blick zurück und beschreibt, wie es zu dieser Tat kommen konnte. Dabei spielt der junge Tourist Jean eine tragende Rolle. Er lernt Alma in einer Bar kennen und relativ schnell entwickelt sich eine engere Beziehung zwischen den beiden. Adam kreiert hier folglich eine Art Liebesdrama mit blutigem Höhepunkt. Wobei, so viel sei verraten, die anfangs beschriebene und gezeigte Szene nicht das Ende der Geschichte darstellt.
Zwischen dieser verhängnisvollen Dreier-Beziehung wird der Leser immer wieder auf den Femizid hingewiesen. Mal versteckt, als Almas Tochter eine Frauenleiche findet, mal ziemlich direkt, als beispielsweise die Entführung von Almas Schwester geplant und ausgeführt wird. Die Aneinanderreihung der Gewalt gegenüber Frauen, sei es zu Hause oder auf offener Straße, macht diesen Band zu einem nervenaufreibenden Leseerlebnis. Stellenweise mag der Leser gar nicht mehr umblättern, weil er sofort neue Gräuel gegenüber Alma oder den anderen Frauen erwartet. Dabei gelingt es Adam, die alltägliche Diskriminierung und den geduldeten Missbrauch in gebündelter Form darzustellen, ohne wertend einzugreifen. Auch wenn die Story rein fiktiv ist, so gehören die wesentlichen Handlungen dem Anschein nach zum Alltag in Nordmexiko. Als Leser braucht man dafür einen starken Magen und viel Mut. Letzteren vor allem, um die immer wieder auftauchenden Demütigungen der Frauen zu ertragen. Um dem Leser hier helfend beizustehen, hat Adam mit der Hauptfigur Alma eine äußerst charakterstarke Frau geschaffen, welche die größten Hindernisse sicher umgeht und zum Teil offen gegen die alltägliche Gewalt rebelliert.

Grafisch setzt die Künstlerin auf durchgehende schwarz/weiße Grafiken mit dicken Inks und kaum vorhandener Hintergrundgestaltung. Somit lenkt nichts vom Inhalt ab. Die Zeichnungen sind relativ einfach gehalten und fokussieren stark auf die handelnden Personen. Aufgrund der vorhandenen erzählerischen Dichte sind die Seiten vorrangig mit kleinformatigen Panels gefüllt. Lediglich hin und wieder wird dieser Rahmen durch großflächige Panels in Form von Momentaufnahmen unterbrochen.

Peggy Adam ist mit "Luchadoras" ein beachtenswertes Werk gelungen, das ein Thema behandelt, welches von der medialen Öffentlichkeit aus welchen Gründen auch immer vollkommen totgeschwiegen wird. Auch wenn die Handlung nicht aus realen Erlebnissen besteht, so scheint sie dennoch sehr nah am wirklichen Geschehen in Nordmexiko zu sein. Diese Graphic Novel ist kein politisches Statement, aber ein direkter Aufschrei für das Leid, das den Frauen in Lateinamerika angetan wurde und angetan wird. Nur schade, dass die Künstlerin nicht herausarbeitet, wie sich dieses gestörte Verhältnis zwischen Mann und Frau innerhalb der mexikanischen Kultur herausbilden konnte. Aber dies würde sicherlich den Rahmen dieser Veröffentlichung sprengen.



Luchadoras - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Luchadoras

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 17,95

ISBN 13:
978-3-939080-83-1

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • brisante Thematik, welche hierzulande kaum bekannt ist
  • fiktive Story, die nah an der Realität dran ist
  • erschreckend und aufrüttelnd zugleich
Negativ aufgefallen
  • Zeichnungen nur Mittel zum Zweck
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 26.09.2013
Kategorie: One Shots
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