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Comic-Besprechung - Der Todesstrahl

Geschichten:
Der Todesstrahl

Autor / Zeichner / Colorist: Daniel Clowes


Story:
Andy ist ein durchschnittlicher amerikanischer Jugendlicher, der bei seinem Großvater aufwächst. Doch so durchschnittlich ist er gar nicht. Zum einen ist er eher ein Außenseiter, der nur einen einzigen wirklichen Freund hat und zum anderen entwickelt er Superkräfte, wenn er eine Zigarette raucht. Doch was soll er mit der Stärke und einer geheimnisvollen Waffe anfangen, wenn in seiner Stadt nie etwas Aufregendes geschieht?


Meinung:
Der Todesstrahl von Daniel Clowes ist eine Graphic Novel über Superkräfte, aber nicht wieder eine typische Dekonstruktion wie man sie in letzter Zeit so oft gelesen hat. Denn der Held, oder besser Anti-Held, entwickelt keine Allmachtsgefühle wie in A God Somewhere oder will sich nur rächen wie in The Cape oder wird zum bösen verführt weil er die moralische Richtlinie aufgrund seiner Kräfte verliert. Er hat schlicht und einfach keine Möglichkeiten dazu, seine Kräfte und Begabungen auszuleben.

Im Grunde ist Andy eine Art realistischer Peter Parker. Ein Teenager, der nur einen Freund hat, keine Eltern mehr und beim Großvater aufwächst, eine Liebe, die in einem anderen Bundesstaat lebt und von der er lange nichts mehr gehört hat und in der Schule gehänselt wird. Ein Außenseiter eben, von dem man bei einem anderem Thema schon fast erwarten würde, das er an seiner Schule einen Amoklauf begehen könnte. Aber dafür hat er zu wenig Antrieb. Er bekommt sein Leben einfach nicht auf die Reihe. Was nützen ihm die Kräfte, wenn er einsam ist und in einer Stadt wohnt, in der keine Verbrechen geschehen? So läuft das alles, wie sein Leben, in die Leere und die Waffe mit dem Todesstrahl wird insofern verführerisch, eben weil er sie hat und dementsprechend benutzt werden will. So wird sie dann für „Niedriges“ missbraucht.

Dieser Blickwinkel, wenn es keine Möglichkeiten zum Heldendasein gibt und Kräfte auch nicht die Persönlichkeitsstruktur verändern, erlaubt einem die Umgebung eines Helden in spe in Augenschein zu nehmen. Es wird wieder einmal deutlich wie sehr Superstärke nicht nur eine Allmachtsphantasie ist, sondern auch für die Adoleszenz an sich stehen kann. Passender- und ironischerweise bekommt Andy seine Kraft nur dadurch, wenn er raucht. Nicht nur ist das witzig, wenn etwas schädliches zu solch einer Kraft führt und vor allem in den paranoiden USA, wo das Rauchen noch mehr verpönt ist als mittlerweile in Europa, sondern viele Teenager greifen eben zur Zigarette, um sich erwachsen, männlich und cool vorzukommen. So sind die dadurch gewonnenen Kräfte auch die Stärke eines Erwachsenen und Andy hofft dadurch auf einer tieferen Ebene, der Schwäche seines Ichs zu entkommen. Aber auch später, wenn er groß geworden ist,  ist er charakterlich nicht sonderlich stärker geworden. Insgesamt ist das sehr desillusionierend, sowohl für die Charaktere als auch für die Leser, insbesondere den Superheldenfans, aber immer gut und intelligent.

Die klaren, strengen Zeichnungen sind mit ihren Aufbrüchen immer ausdrucksstark und können an den passenden Stellen andeuten und verstärken. Der Undergroundeinfluss ist aber deutlich zu spüren, weswegen dem Mainstreampublikum hier vielleicht eine Schranke vorgelegt wird. Was aber mehr als bedauerlich wäre.


Fazit:
Daniel Clowes legt wieder einmal ein hintergründiges und gelungenes Werk vor, in dem eine leichte Blickverschiebung zu einer völlig neuen Sicht auf das Superheldengenre führt. Das ist desillusionierender als vieles vergleichbares was man in letzter Zeit zu diesem Bereich lesen konnte.

Der Todesstrahl - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Todesstrahl

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Reprodukt

Preis:
€ 20

ISBN 10:
394314352X

ISBN 13:
978-3943143522

48 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • neue Sichtweise auf Superhelden
  • intensive Schilderung Allmachtsphantasien
  • hintergründiger Humor
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 06.11.2013
Kategorie: One Shots
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