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Comic-Besprechung - Tessa
Geschichten:Tessa - a trail of memories
Autor: Tim K.v. End
Zeichner: Björn Vinzelberg,
Kolorist: Simon Thomaschke
Alte Industrieruinen versprühen seit langem einen sowohl morbiden, als auch anziehenden Charme. Sie zeugen davon, dass wirtschaftlicher Erfolg seine Grenzen hat und das vorhandene Strukturen selten wieder vom Menschen zurückerobert werden.
In Tessa macht sich ein gleichnamiges Mädchen auf den Weg, die gewonnenen Freiräume auf so einem "Lost Place" für sich zu entdecken und auszukundschaften, was sich hinter den alten Mauern verbirgt. Die Künstler Björn Vinzelberg, Tim K.v. End und Simon Thomaschke begleiten Tessa bei ihrem einsamen Streifzug, wo ihr zu keinem Zeitpunkt ein Wort über ihre Lippen kommt. Es ist folglich ein Comic ohne Text, nicht einmal Soundwörter finden Eingang. Der Leser wird alleingelassen mit den Darstellungen und muss sich selber ein Bild von den Aktivitäten und dem Zustand des Mädchens machen. Genau dieser Punkt gewinnt mit zunehmendem Verlauf an enormer Gewichtung. Streift Tessa zu Beginn noch verspielt durch die maroden Gänge und Hallen, so wird es bald recht fragwürdiger und komplexer. Spätestens zu dem Zeitpunkt, wo Tessa eine lächelnde Maske findet, merkt der Leser, dass die Gefühle der Figur den Mittelpunkt der Story darstellen. Damit beginnt ein stellenweise recht makabrer und zuweilen auch gruseliger Lauf durch die Ruinen, bei dem die Unbeschwertheit vom Anfang durch eine ziemlich nervenaufreibende Rennerei mit ungewissem Ausgang ersetzt wird.
Tessa ist folglich ein Comic, der die Mitarbeit des Lesers einfordert. Die Handlungen der Hauptfigur sind zu hinterfragen und veranschaulichen den Gemütszustand des Mädchens. Es ist somit kein Comic zum reinen durchblättern. In diesem Fall würde sich nur ein oberflächlicher Lesegenuss von kurzer Dauer einstellen. Stattdessen muss der Leser die dargestellten Situationen analysieren und prinzipiell der Frage nachgehen, was mit dem Mädchen nicht stimmen könnte.
Aufgrund des textlosen Inhalts nehmen die Grafiken einen hohen Stellenwert ein. Björn Vinzelberg arbeitet durchgängig mit kleinformatigen Zeichnungen, bei denen die Handlung der Figur im Mittelpunkt steht. Ganzseitige Ansichten der Industriebrache sucht der Leser hier leider vergebens. Die Grafiken fokussieren indes stark auf das Gesicht des Mädchens, was es dem Leser ermöglicht, die Gefühle und den Zustand von Tessa einzuschätzen.
Einem großen Stellenwert innerhalb des Comics wird der Farbgebung zugeschrieben. Simon Thomaschke arbeitet hier mit recht tristen und matten Farben, was gut zum Ambiente passt. Nur hin und wieder wird es poppiger, beispielsweise als Tessa genüsslich einen lila Pudding in aller Ruhe auslöffelt und diese Situation von Vinzelberg und Thomaschke bis ins Detail ausgearbeitet wird. Im weiteren Verlauf der Handlung wird die Kolorierung zunehmend dunkler. Überall finden sich Schattenwürfe, man merkt dass der Tag wohl zu Ende geht. Nur matter Kerzenschein erhellt die Szenerie, was das Produkt noch bedrohlicher macht.
So gesehen also eine tiefgehende Graphic Novel, die auf die Darstellung der Psyche eines Mädchens abzielt, ohne dafür eine textliche Basis zu liefern. Für eine ausufernde Unterhaltung sorgt Tessa aufgrund des geringen Umfangs nicht gerade, dennoch sind die erlebten Situationen aufgrund ihrer Fragwürdigkeit und offensichtlichen Bedrohung doch recht interessant. Fans von ruhigen Geschichten mit Tiefgang dürfen gerne einen Blick hinein wagen. Wer eher Action und bodenständige Unterhaltung sucht, ist hier leider fehl am Platz.
HIER gibt es übrigens ein paar Auszüge aus der Graphic Novel.
Tessa
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Delfinium Prints
Preis:
€ 8,00
ISBN 13:
978-3944089034
86 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- teils nervenaufreibender Streifzug durch die Ruinen
- zum Ende hin recht gruselig
- ein paar Soundwörter hättens ruhig sein können
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(3 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 16.12.2013 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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