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Comic-Besprechung - EIin Leben in China 2: Die Zeit der Partei

Geschichten:
"Die Zeit der Partei"
"Une vie chinoise 2"

Autor und Zeichner: Li Kunwu, mit Unterstützung von P. Otie

Im zweiten Band seiner China-Historie beschreibt Li Kunwu das Geschehen nach Maos Tod, als sich China langsam Richtung Westen und zur sozialen Marktwirtschaft hin öffnete. Der Autor erlebt diese Jahre als Soldat, der zum Feldeinsatz gerufen wird und einige Monate in völliger Einsamkeit eine "landwirtschaftliche Produktionseinheit" (kleiner Bauernhof) bewirtschaftet. Alles für China und im Namen der Partei. Dass sein größter Wunsch, die Aufnahme in die Partei, des Öfteren scheitert, ist für ihn ein großes Problem, wobei Kunwu weiter strebsam daran arbeitet, doch noch ein vollwertiges Mitglied des Systems zu werden.
Es sind glückliche Tage, die eine beinah euphorische Stimmung in der chinesischen Bevölkerung aufzeigen. Überall finden sich Modernisierungen, die Wirtschaftsleistung gewinnt an Schwung und von der bäuerlichen Ausrichtung unter Mao ist bald nicht mehr viel zu spüren.

Den Leser erwartet hier eine Bestandsaufnahme des asiatischen Landes aus der Sicht eines Beteiligten. Der Autor war und ist ein glühender Verfechter des Systems, was sich in zahlreichen kommunistischen Losungen und Parolen widerspiegelt. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit der Thematik bzw. eine neutrale Berichterstattung findet hier folglich nicht statt. Für den Leser erscheinen manche Losungen und Ereignisse in dem Buch recht fragwürdig. Beispielsweise ist es nur schwer verständlich, wie der Vater von Kunwu bei seinem Tod noch sagen kann, dass all sein Vermögen der Partei überschrieben werden soll. Ein paar Seiten vorher hat er noch bestimmt, dass die bäuerlichen Verwandten ab sofort von der Familie finanziell unterstützt werden.

Von der einseitigen, aber authentischen Berichterstattung einmal abgesehen, bietet diese Graphic Novel einen aufgeweckten Erzählstil, bei dem ganz klar Taten im Vordergrund stehen. So wird der Leser Zeuge des gewaltigen Umbruchs innerhalb der chinesischen Gesellschaft, welcher mit vielen Hoffnungen besetzt und Grundlage der heutigen Machtverhältnisse ist.

Die Zeichnungen von Kunwu sind durchweg schwarz/weiß gehalten, wo zudem mit dicken Umrandungen gearbeitet wird. Die künstlerische Seite zeigt sich besonders in der Darstellung von Landschaften und Massenaufläufen. Hier geht der Künstler sehr ins Detail und stellt die Szenen oftmals in großformatigen Panels dar. Bei kurzen Dialogen wird hingegen auf aufwendige Hintergrundgrafiken verzichtet. Die Figuren stehen im Mittelpunkt, was klar zeigt, wo Kunwu sein Steckenpferd sieht. Bei den richtungsweisenden Momenten arbeitet der Künstler nicht nur mit bis ins letzte Detail vollgepackte Panels, sondern auch mit großen chinesischen Soundwörtern. Auch wenn diese nicht per Fußnote ins Deutsche übersetzt werden, so ist dennoch klar, welche Geräusche oder Laute zu vernehmen sind.

So gesehen ist der zweite Band von "Ein Leben in China" eine lesenswerte Berichterstattung quasi aus erster Hand. Der Leser ist mittendrin bei der Öffnung Chinas in Richtung Westen. Dass dabei die kommunistischen Losungen hoch gehalten werden und die Darstellung folglich recht einseitig ist, mag als etwas störend empfunden werden, zeigt aber nur die Authentizität der Erzählung. Wer wissen will, wie die Zeit des Aufbruchs in China erfolgte, sollte sich diese Graphic Novel zulegen.


EIin Leben in China 2: Die Zeit der Partei - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

EIin Leben in China 2: Die Zeit der Partei

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Edition Moderne

Preis:
€ 28,00

ISBN 13:
978-3-03731-104-2

200 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Euphorie in der Gesellschaft fast spürbar
  • auch verständlich ohne Vorkenntnisse des ersten Bandes
  • abwechslungsreiche Erzählung mit Höhen und Tiefen für die Hauptfigur
  • detaillierte Darstellung von Massen- und Landschaftsszenen
Negativ aufgefallen
  • viele politische Losungen und -aus heutiger Sicht- recht unverständliche Ideale
  • einseitige Berichterstattung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
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Rezension vom: 24.02.2014
Kategorie: One Shots
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