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Comic-Besprechung - Die Stern-Bande

Geschichten:
Die Stern-Bande

Autor: Luca Enoch
Zeichner: Claudio Stassi



Story:
Tel Aviv 1938. Der jüdische Staat ist noch in weiter Ferne und Palästina steht unter dem Protektorat von England. Neben den gemäßigten Zionisten, die politisch eine Staatsgründung anstreben, gibt es auch einige Splittergruppen, die dieses Ziel mit Gewalt erreichen wollen. Eine davon ist die Stern-Bande die das Geld für ihre Attentate und politische Morde durch Banküberfälle erlangen will.


Meinung:
Historische Wahrheiten sind unangenehm. Manches was man als nicht mehr aktuell empfindet, kann man zwar verschweigen oder zur Legende stilisieren, aber manche der historischen Fakten sind nicht zu leugnen, auch wenn es immer wieder versucht wird. Nur lässt das eher auf den Geisteszustand und die Mentalität des Leugnenden schließen als auf die Wahrheit. Und besonders vergessene Kapitel der Geschichte machen einen bisweilen stutzig. Denn wie können große Ereignisse vergessen werden? Handelt es sich dabei nicht eher um ein Verdrängen oder Verschweigen? Wobei beides nicht ein und dasselbe sein muss.

Schließlich ist es schon eine Binsenweisheit geworden das die Sieger die Geschichte schreiben. Und so kommt man zu einer äußerst unangenehmen Wahrheit, welche alle aktuelle Sicherheitspolitik auf den Kopf zu stellen droht. Denn die Terroristen von heute können die Freiheitskämpfer von morgen sein. Wer heute als Verräter gilt, kann morgen als Held bezeichnet werden. Etwa die deutschen Offiziere des Hitlerattentates oder Nelson Mandela der einst den Herrschenden als Terrorist galt und zu einem der gütigsten Menschen der modernen Welt aufgestiegen ist.

Terroristen werden so gar zu Staatsmännern. Und das betrifft auch ein Land, welches schon seit jeher vom Terror gebeutelt worden ist und dessen vorrangiges politisches Ziel die Sicherheit ist: Israel. Was man vergessen hat, oder vergessen wollte, ist die Tatsache, dass es auch jüdische Terroristen gegeben hat, die aktiv gegen die britische Präsenz und gegen die Araber vorgegangen sind. Und es auch immer noch tun, denn unter militanten Siedlern gibt es auch heute noch genügend Beispiele, welche Palästinenser ermordet haben und Terrorakte begehen. Was man am ehesten noch im historischen Gedächtnis hat, ist der Anschlag auf das King David Hotel in dem die Engländer ihre Verwaltung hatten. Einer der Drahtzieher wurde später der erste Staatspräsident von Israel: David Ben Gurion.

Die Graphic Novel Die Stern-Bande nimmt sich nun einer jüdischen Terrorgruppe an, wobei es schwierig ist, eine abgeschlossenen Geschichte in solch chaotischen und schwierigen Jahre zusammenzufassen und die Taten abseits der generellen historischen und sozialen Entwicklung zu greifen. Da muss zwangsläufig einiges zu kurz kommen und es droht mehr als einmal die Übersicht verloren zu gehen.

Vielleicht wäre ein prägendes Einzelereignis für die Struktur besser gewesen, da man anhand einer historischen Tatsache so die Charaktere, die Psyche und die historische Situation dezidiert hätte zeigen können. Das wäre ein überschaubarer Figurenkontext gewesen, die hier auch graphisch manchmal schwer zu unterscheiden sind, und es hätte eine dramaturgische Spannung entstehen können. Letztere ist hier nicht gegeben, da eine Stringenz nicht vorhanden ist. Die Spannung erwächst demnach hauptsächlich aus dem historischen Interesse und zeigt immerhin gelungen die Atmosphäre und das Chaos der Gründerjahre. Somit ist Die Stern-Bande als Erzählung an sich zwar nicht sonderlich gelungen, aber zeigt doch auf eine spannende Art und Weise die Jahre und deckt verschollenes Wissen ohne Revanchismus wieder auf, was als ein großer Verdienst zu werten ist. Graphisch steht alles im Dienste der Story und hinterlässt keinen besonderen Eindruck, kann aber das Flair hervorzaubern

Fazit:
In Atmosphäre und historischer Spannung werden die chaotischen Gründerjahre Israels wieder belebt und ein vergessenes Kapitel der Zeitgeschichte aufgezeigt. Politisch ist das unangenehm und die Story leidet etwas an einer mangelnden Stringenz, kann aber doch fesseln.

Die Stern-Bande - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die Stern-Bande

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 19,99

ISBN 10:
3862019535

ISBN 13:
978-3862019533

120 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • vergessenes Kapitel der Geschichte nachvollziehbar aufgeschlagen
  • Atmosphäre
  • kritische Distanz
Negativ aufgefallen
  • unübersichtliche Figurenkonstellation
  • historische und gesellschaftliche Einordnung rudimentär
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 12.06.2014
Kategorie: One Shots
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