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Comic-Besprechung - Horlemonde

Geschichten:
Horlemonde
Autor:
Patrick Galliano
Zeichner: Cédric Peyravernay, Bazal
Farben: Cédric Peyravernay, Iban & Makma, Marc Sinté

Story:
Der Weltraum, unendliche Weiten. Die Bruderschaft der Bewohnten Welten sucht mit ihren Agenten weniger entwickelte Welten auf und bietet ihnen in manchen Fällen gar die Mitgliedschaft an. Zumeist aber wohl mit gewissen Konditionen. So wie im Falle Amagiels, einer Welt, die ein System der Sklaverei aufrecht erhält und dieses auch beibehalten möchte. Agent Marce versucht hier gute Stimmung zu machen, was ihn kurzerhand in ein Mordkomplott verstrickt. Von da an befindet er sich zusammen mit dem Sklaven Jatred auf der Flucht, um die Bruderschaft über die Vorgänge zu informieren. Doch zuerst müssen sie die Gefahren des Planeten überleben.


Meinung:
Es ist nicht leicht ein Gott zu sein! Das ist jetzt kein manisch-resignativer Impuls des Rezensenten, sondern die erste Assoziation, die einem beim Lesen von Splitters Double-Streich Horlemonde in den Sinn kommt. Hüben wie drüben wird ein Beobachter einer technisch fortgeschrittenen Welt auf einen fremden Planeten versetzt, der auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe steht. Eigentlich eine geheime Unternehmung, aber auf der Welt Amagiel weiß man bereits von der Existenz des fortgeschrittenen Sternenvolkes, weshalb es hier schon deutlicher um eine Kooperation geht. Hier fangen die Probleme von Marce, einem der besten Agenten der Bruderschaft der Bewohnten Welten, allerdings erst an.

Der Comic Horlemonde ist eine Adaption eines Romanes, der unter dem Pseudonym Julia Verlanger auftretenden Autorin Éliane Taïeb. In Deutschland wird sie wohl nur wirklich eingeweihten Science Fiction-Kennern bekannt sein, obwohl ihr in Frankreich sogar ein Preis gewidmet ist. Deutsche Übersetzungen ihrer Romane wird man schwerlich finden, weshalb man nun durch den Comic zumindest ums Eck mit ihr vertraut werden kann. Jedenfalls wenn man darauf vertraut, dass Patrick Galliano eine werkgetreue Umsetzung zu Papier brachte.

Die Geschichte selbst scheint schon ein paar Jahre auf dem Buckel zu haben, da die Themen nicht unbedingt zu den neuesten zählen. Dabei geht es gar nicht so sehr um das Gefälle zwischen der hochentwickelten Bruderschaft und den nicht ganz so technisch versierten Bewohnern des Planeten Amagiel. Es geht auch weniger um den Konflikt des Planeten, ob er der Bruderschaft beitreten und damit seiner schon tradierten Sklaverei abschwören soll. Hier bilden sich natürlich Gegenkräfte, die sich dem Auftrag des Agenten Mance entgegen stellen. Ein Großteil der Handlung dreht sich dann um die Ausschaltung und Verfolgung von Marce, damit Amagiel weiter seine Unabhängigkeit und damit alten Sitten beibehält.

Hier verbindet Horlemonde Flucht- und Knastdrama mit etwas Verschwörung zu einem etwas langatmigen Mix, der von dem eigentlichen Science Fiction-Setting nur wenig aufnimmt. Die Fremdartigkeit dieser neuen Welt wird immer wieder angedeutet und auch so einiges an futuristischem Design darf nicht fehlen. Doch Horlemonde verbringt viel zu viel Zeit damit den eher mageren Konflikt aufzubauen und die anschließende Gefangennahme und Flucht von Marce und seinem neu gefundenen Kompagnon, dem Sklaven Jatred, in die Länge zu ziehen. Dies wird gerade am Ende deutlich, wo die umwälzenden Ereignisse innerhalb weniger Seiten abgehandelt werden und sich unter dem Caption "wenige Tage darauf" Personen unvermutet weiterentwickelt haben. Oder sich unpassenderweise doch noch über den Weg laufen müssen, obwohl genug Zeit vergangen sein müsste, dass dies schon längst hätte passieren müssen.

Daneben schafft es der Comic nicht die Welt in der er spielt glaubhaft zu entwickeln. Die Beziehungen der Figuren zueinander werden nicht gut entwickelt. Vieles muss einfach hingenommen werden, ohne dass man wirklich spürt wie die Personen zueinander gehören. Das betrifft so etwas wie die Liebesbeziehung zwischen Jatred und Jil, aber auch diejenige zwischen Marce und Jatred. Und wie so oft eine Symptomatik sich auch in anderen Bereichen zeigen kann, gilt das eben Gesagte auch für den gesamten Weltenentwurf. Die Bruderschaft bleibt glaubhaft, weil man kaum etwas von ihr erfährt und sieht und damit die Phantasie des Lesers übernehmen kann. Ganz anders sieht es dagegen mit dem ausführlich vorgestellten Amagiel aus. Zu keinem Moment glaubt man wirklich eine Sklavengesellschaft zu sehen. Es wird zwar von den harten Bedingungen geredet, aber die Kandidaten vom Dschungelcamp haben bestimmt mehr gelitten. Gut, die Arbeit in den Sümpfen mag unangenehm sein, aber so wie es dargestellt wird, würde man das alles immer noch dem Job eines -beispielsweise- Jauchetauchers vorziehen (was jetzt nichts gegen den ehrbaren Beruf des Jauchetauchers  sein soll).

An den Zeichnungen war im ersten Teil des Splitter Double Cédric Peyravernay und im zweiten Teil Bazal beteiligt. Zumindest sagen dies die Kapitel. Laut Splitter war nur Peyravernay für den Strich verantwortlich. Im Original erschien Band 1 unter dem Titel Les Voies d'Almagiel im Jahre 2008, während Band 2 Les Hydres d'Argolide erst fünf Jahre später im Jahr 2013 herauskam. Aber da der Mutterverlag Les Humanoïdes Associés auch Bazal als verantwortlichen Zeichner aufführt, wollen wir mal davon ausgehen, dass Splitter hier versehentlich etwas unter den Teppich gekehrt hat.

Doch nun zur eigentlichen Qualität der Arbeiten der beiden Künstler, die sich so sehr gar nicht voneinander unterscheiden. Das Cover ruft schon einmal Assoziationen zu den Arbeiten Travis Charests hervor, was sich bei genauerer Betrachtung und bei Aufschlagen des Bandes schnell verläuft. Viel mehr als die Geschichte bieten die Zeichnungen eine bessere Möglichkeit in die Welt von Horlemonde abzutauchen. Peyravernay und Bazal neigen dazu die Hintergründe recht unausgearbeitet zu belassen, wobei im Laufe der Handlung die Koloristen einiges auffangen. Beide versuchen soweit möglich Abwechslung in die Zeichnungen zu bringen, wobei sich hierzu genug Möglichkeiten bieten, auch wenn vieles entweder Sumpf- oder Industrielandschaft ist. Bazals Linienführung ist etwas feiner als diejenige Peyravernays, ansonsten liegen die beiden Stile wirklich sehr sehr nah beieinander. Nicht auszuschließen ist allerdings, wenn Bazal versucht hat die Geschichte kontinuierlich fortzusetzen.

Letztlich bleibt aber der Eindruck, dass man sehr viel mehr aus dem Ganzen hätte machen können. Mag auch die Vorlage nicht mehr hergegeben haben, so hätte man gerade bei der Erzählung an vielen Stellen mehr raffen können, dafür an anderer Stelle sich mehr Zeit lassen, um die Handlung weiterzuentwickeln. So hätte man aus dem Double lieber einen Triple gemacht, doch da hätte man vielleicht weitere fünf Jahre warten müssen.


Fazit:
Horlemonde hat es schwierig neben den anderen Science Fiction-Titeln des Verlages hervorzustechen. Zu gewöhnlich bleibt die Geschichte, zu wenig Neues bietet sie und zu wenig, was einen in diese futuristische Welt abtauchen lässt. Auch das Versprechen des Covers an ungewöhnliche Zeichnungen kann Horlemonde nicht erfüllen. Ein schmucker Titel, der jedoch über Mittelmaß nicht hinauskommt.


Horlemonde - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Horlemonde

Autor der Besprechung:
Alexander Smolan

Verlag:
Splitter Verlag

ISBN 13:
978-3-86869687-5

112 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • neue SF bei Splitter
  • passable Zeichnungen
Negativ aufgefallen
  • unausgewogene Erzählweise
  • nicht ganz frisches Material
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 01.07.2014
Kategorie: Alben
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