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Comic-Besprechung - Silver Surfer: Parabel
Geschichten:Silver Surfer: Parable
Autor: Stan Lee
Zeichner: Moebius
Farben: Moebius, John Wellington, Paul Mounts
Story:
Der Hunger zehrt wieder an dem mächtigen Galactus. Die Erde steht wie eine reife Frucht vor ihm, doch er gab dem Surfer ein Versprechen, niemals diese Welt anzugreifen. Seine Strategie ist diesmal jedoch eine andere, Die Menschen sollen sich im religiösen Wahn selbst vernichten und ihm den Weg bereiten eine leer gefegte Welt zu verschlingen. Er wird zum Gott und der folgende religiöse Endzeitkult wirft die Menschheit ins Chaos. Bis der Silver Surfer dem entgegentritt und dem blinden Glaubenseifer die Vernunft entgegen setzt. Sein Kampf gegen den Fanatismus konfrontiert ihn bald mit dem Giganten Galactus selbst . Die Schlacht um die Seele der Menschheit entbrennt.
Meinung:
Fangen wir ganz offiziell an. Zu Parabel heißt es im Duden (der Druckversion ihr Banausen): Pa|ra|bel, die; -,-n
Es geht um Religion, Religiosität, Fanatismus, Hybris und Größenwahn. Getarnt als Superhelden-Geschichte. Schweinerei, möchte man schreien, wird einem etwa schnöde Bildung als Unterhaltung präsentiert? So etwas kommt einem nicht ins Haus. Obwohl ... Silver Surfer gegen Galactus? Mmmh, und Stan "The Man" Lee als Autor? Ja, aber immer noch kein Grund, um ... boah, Moebius als Zeichner! AWESOME! Shut up and take my money!
Da haben sich wirklich zwei Schwergewichte gefunden. Kein Wunder, wenn Stan Lee sich etwas ganz Besonderes ausdenken wollte. Etwas zwiespältiger wird der Eindruck von Moebius gewesen sein, den man selbst aus dem Vor- und Nachwort des großen europäischen Meisters herauslesen kann. Der Mann hinter Die hermetische Garage oder Arzach, der mit diesen Werken den Konventionen trotzte, musste sich für seinen Ausflug in das Superheldengenre wieder in eine Form pressen. Für Gir oder Jean Giraud wahrscheinlich keine Schwierigkeit, stand er doch bei der Arbeit an Leutnant Blueberry unter einem ganz anderen Diktat. Doch für die Persönlichkeit von Moebius war es wohl schon so etwas, wie die Quadratur des Kreises.
Ist nicht so ganz einfach mit mehreren Zeichnerpersönlichkeiten. Im Anhang nimmt Moebius zu den Schwierigkeiten und seiner Herangehensweise ausführlich Stellung, komplimentiert mit einigen Marvel Press Postern, die ihre Herkunft ebenfalls nicht verleugnen können und ganz moebius'sche Interpretationen bekannter Marvel-Heroen sind. Ebenso wie Silver Surfer: Parabel. Muss man also viel mehr verlieren über die graphischen Qualitäten des Comic? Eigentlich nicht, denn selbst mit den "Fußfesseln" des Marvel-Way of Storytelling gelingt Moebius auch hier ganz große Kunst. Wo erst die Weite regiert, stößt das gigantische Raumschiff von Galactus auf die Stadt. Selbst Galacuts thront über den ihn umgebenden Gebäuden und wirkt wahrlich wie ein auf die Erde gekommener Gott. Das darauf folgende Chaos wird mal detailliert, mal dynamisch eingefangen und erst als der Surfer wie ein Heilsbringer erscheint, fließt eine konstante Ruhe in die Zeichnungen. Solange bis es zur Konfrontation mit Galactus kommt und sich beide durch die Stadt jagen. Hier nimmt sich Moebius Anleihen an klassischen Monsterfilmen, so dass man meinen könnte Godzilla stürme durch die Straßen und zerreise die Gebäude mit seinem Strahl. Wie so oft bei Moebius bieten seine Bilder immer wieder neue Variationen, die sogar verschiedene Stile repräsentieren. In seinen sonstigen Werken kehrt dies zwar deutlicher heraus, aber auch in Silver Surfer: Parabel kann man diesen Wandel von Panel zu Panel beobachten.
Daneben schafft es Stan Lee durchaus eine eventuell zum Nachdenken, aber zumindest kritische Geschichte zu schreiben, die sich wirklich mit den oben genannten Themen befasst. Galactus will sich diesmal die Erde nicht mit Gewalt nehmen, sondern sie durch Fanatismus erst zerstören lassen, bevor er sich an ihr weidet. So weit geht sein Versprechen an den Silver Surfer, wenn er sein Ziel jedoch auf diese passive Art erreicht, wird sein Schwur nicht gebrochen. So lässt er es zu, dass ein religiöser Kult um ihn herum entsteht, der die Menschen in einen religiösen Wahn treibt. Dem stellt sich der Surfer entgegen, der das Licht der Vernunft verkörpert, ohne dabei areligiös zu sein. Vielmehr ruft er die Menschen dazu auf sich kritisch mit ihrem Glaubenund den einhergehenden Dogmen auseinanderzusetzen und hinter das zu blicken, was Galactus angeblich verkörpert. Als dies nicht gelingt, stellt er sich Galactus entgegen, um das mächtige Wesen von seinem Thron zu stoßen.
Bei Silver Surfer: Parabel handelt es sich um ein zweiteiliges Abenteuer, welchem man erstaunlich viele Ebenen abgewinnen kann. Was nicht daran liegt, dass sie unglaublich komplex arrangiert ist. Im Gegenteil. Das Geheimnis liegt vermutlich gerade an der geradlinigen und sehr einfach gehaltenen, kompakten Erzählweise. Die letzten Male als Stan Lee zur Feder griff, gerieten nicht gerade zu den Höhepunkten, die man angesichts des legendären Autors erwartet hätte. Da fällt der Manga Ultimo ebenso drunter, wie die vielleicht Aufmerksamkeit erregende aber übel geratene Reihe Just imagine Stan Lee. Dazwischen gab es weitere Arbeiten, die nur wenig Interesse bei der Leserschaft hervorriefen. Silver Surfer: Parabel liegt etwas weiter zurück (1988), wo Lees Stimme etwas mehr Kraft besaß, auch wenn er sich zu diesem Zeitpunkt als Autor bereits mehr zurückgezogen hatte.
Die Zusammenarbeit mit Moebius wird ihm einen kreativen Schub verpasst haben. Die Freude mit dem französischen Zeichner ein Abenteuer vom Silver Surfer zu gestalten scheint auch aus dem Vorwort hervor und die Mühe wurde sogar mit einem Eisner Award für "Best Finite or Limited Series" belohnt.
Derartige Klassiker sind zumeist etwas schwieriger aufzutreiben. Besonders wenn die letzte Ausgabe schon eine Weile her ist. Panini bringt die Geschichte im schmucken Hardcover mit bereits erwähnten Extras. Nicht nur etwas für Fans von Stan Lee oder Moebius oder beiden, sondern auch für all jene, die Comics im Schrank stehen haben wollen, die zu den herausragenden ihres Genres gehören.
Fazit:
Die Neuauflage von Silver Surfer: Parabel ermöglicht dem Leser wieder an einem Gipfeltreffen zweier Comicgrößen teilzuhaben. Hinzu kommt, dass Moebius sich zwar von den Superhelden inspirieren ließ, aber selbst nur sehr wenig zu dem amerikanischen Genre direkt beitrug. Erst über nachfolgende Zeichnergenerationen gelangte sein Erbe endgültig über den Teich. Daneben erzählt der Comic eine Geschichte, die auf traurige Weise wieder aktuell geworden ist und vermutlich auch in kommenden Jahrzehnten aktuell bleiben wird. Zeitlosigkeit zeichnet einen Klassiker eben aus.
Silver Surfer: Parabel
Autor der Besprechung:
Alexander Smolan
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 16,99
ISBN 13:
978-3-86201-987-8
84 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Stan Lee! Excelsior!
- Moebius!
- ... braucht man wirklich mehr Gründe?
- Warum erst jetzt in Neuauflage?
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(2 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 24.09.2014 | ||||||
Kategorie: | Hefte | ||||||
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