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Comic-Besprechung - Fun Home – Eine Familie von Gezeichneten
Geschichten:Fun Home
Autor und Zeichner: Alison Bechdel
Story:
Alison ist zwanzig, als ihr Vater unter seltsamen Umständen stirbt, die auf einen Selbstmord hindeuten. Das ist nicht gerade leicht zu verkraften, hatte sie ihren Eltern doch erst kurz vorher gestanden, dass sie nichts mit Männern anfangen kann und deshalb lesbisch geworden ist.
Doch was zählt das im Vergleich zu den Enthüllungen, die nach dem Schicksalsschlag folgen, denn sein Tod ist nicht das einzige, was er hinterlassen hat – es folgt auch noch das Eingeständnis, schwul gewesen zu sein, obwohl er eine Frau und Kinder gehabt hat. Natürlich hat er immer schon ein seltsames Verhalten und eine ungewohnte Pedanterie an den Tag gelegt, aber dass das alles damit zusammen hängen könnte, hatte sie bisher nicht geahnt.
Um das alles zu verarbeiten, beginnt Alison in ihrer Familie und ihrem Umfeld zu recherchieren, um alles zu verstehen. Nach und nach arbeitet sie die gemeinsame Vergangenheit auf und entdeckt immer mehr Verbindungen zwischen sich und ihrem Vater. So wird die Trauer gleichzeitig auch noch zu einer ganz besonderen Reise durch die Vergangenheit mit eigener Selbstfindung für die junge Frau …
Meinung:
Carlsen legt mit seiner Softcover-Ausgabe nun Fun Home aus der von 2011 stammenden Graphic-Novel Reihe der Süddeutschen Zeitung noch einmal zu einem günstigeren Preis. Hier arbeitete die amerikanische Künstlerin Alison Bechdel ein persönliches Trauma auf – den Tod ihres Vaters und die damit verbundenen ernsten und erschütternden Enthüllungen.
Die Geschichte wird verschachtelt erzählt, so wie auch die Erinnerungen der Hauptfigur ineinander greifen. Alison Bechdel erzählt zunächst scheinbar zusammenhanglose Episoden aus ihrem Leben – so wie der Einzug in das neue Haus, das vor allem der Vater gestaltete, seine Pedanterie in der Gestaltung der Räume und den Druck, den er dabei auch auf seine Kinder ausübte.
Alison wächst in einem seltsamen Verhältnis zu ihrem Vater auf, das ihr aber auch dabei hilft, sich von der Familie zu lösen und einen eigenen Weg zu gehen. Erstaunlicherweise ist ihr Coming-Out gerade für die Mutter kein besonderer Schock, warum erfährt das junge Mädchen allerdings erst nach dem Tod des Vaters – und das berührt zutiefst, versteht man nun doch die Eigenheiten des in Konventionen und Zwänge gefangenen Mannes besser.
Was für Alison heute kein Problem mehr ist, wog für den Vater schwerer. So entwickelt sich die Geschichte nicht nur zu einem ausgeprägten Familiendrama, dessen gesamter Titel durchaus wörtlich zu nehmen ist, sondern auch zu einem entlarvenden Blick auf eine bigotte Gesellschaft, die alle zu bestimmten Normen zwingt und einige dadurch zerstört. Das wird schlicht aber bewegend erzählt. Der Leser ist gezwungen, zwischen den Zeilen zu lesen und die Szenen auf sich wirken zu lassen, um alles zu verstehen – und das macht den besonderen wert der Geschichte aus.
Fazit:
Fun Home – Eine Familie von Gezeichneten ist mehr als die persönliche Aufarbeitung eines Familiendramas, es bringt durch seinen kritischen, wenn auch recht wertfreien Blick auf die Normen der Gesellschaft auch immer wieder zum Nachdenken. Die Geschichte wirkt durch ihre schlichte Eindringlichkeit und Nähe auch noch eine ganze Weile, wie es jede gute Literatur sollte.
Fun Home – Eine Familie von Gezeichneten
Autor der Besprechung:
Christel Scheja
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 9,99
ISBN 13:
978-3551713766
240 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Eine eindringliche Geschichte, die zum Nachdenken anregt
- Alle noch so unwichtigen Szenen fügen sich am Ende zu einem runden Bild zusammen
- Die Zeichnungen unterstützen durch ihre Schlichtheit die Atmosphäre.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 22.01.2015 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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Leseprobe | |||||||
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