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Comic-Besprechung - Mäcke Häring: Ein Fall mit falschen Fuffzigern
Geschichten:„Mäcke Häring: Ein Fall mit falschen Fuffzigern“
Autor und Zeichner: Michael Schröter
Story:
Und wieder wird tief ins Berliner Milljöh abgetaucht. Der Privatdetektiv Mäcke Häring ermittelt in Berlin um 1928 herum. Hier pulsiert das Leben, überall befinden sich Cafés, Kneipen, Kabaretts, Ausstellungen und Theater. Doch am Horizont ziehen langsam die Nazis auf, was zu dieser Zeit bereits zu Straßenschlachten und Kämpfen zwischen Rot und Braun führt.
In dieser selten langweiligen Zeit sucht Mäcke nach der „Bestie vom Landwehrkanal“. Und als wenn die Suche nach dem Frauenmörder nicht aufwendig genug wäre, bekommt er von der Polizei den Auftrag, die neu entstandene philosophische Dada-Bewegung zu infiltrieren.

Das dritte Abenteuer des Berliner Schnüfflers hat es wirklich in sich. Neben zahlreichen Verbrechern und Kriminellen spielt wieder die Kultur in Form von Chansons und Theatern eine große Rolle. Dabei ist die Hauptfigur oftmals hin und her gerissen zwischen den Besuch eines Amüsierlokals oder der Jagd nach den Verbrechern. So geht es mitunter drunter und drüber und selbst bei eine urigen Kneipenschlägerei bekommt Mäcke noch Infos, die ihn bei seinen Aufträgen voran bringen.
Michael Schröter zeigt in dieser Ausgabe wieder einmal auf sehenswerte Art und Weise wie vielschichtig und alternativ das Berliner Milljöh in den goldenen Zwanzigern war. Zusammen mit den spannenden Kriminalfällen ergibt sich beim Leser ein beinah neidischer Blick auf diese abwechslungsreiche Zeit, wo vieles noch nicht staatlich reglementiert war und gerade die Kulturszene noch frei und spontan agieren konnte.
Die Erzählstruktur lehnt sich an die beiden vorangegangenen Ausgaben an, das heißt es wird hier nicht stur ermittelt, sondern Mäcke wird als Lebemann dargestellt, der seine Fälle durch eingehender Suche im Berliner Untergrund aufklärt. Arbeit im Stil von Sherlock Holmes, der allein im dunklen Kämmerlein den Fall anhand von Indizien löst, sind nicht so sein Ding. Stattdessen geht es hoch her und eine Hand wäscht die andere. Dass es dabei auch manchmal zu Gewissensbissen oder dem Pakt mit dem Teufel (hier: Nazis) kommt, ist der damaligen Zeit geschuldet und wird vom Autor auch realitätsnah umgesetzt.
Dieser Abwechslungsreichtum macht die Geschichte ziemlich komplex, so dass der Leser stellenweise auch mal die Übersicht verlieren kann. Doch da der Privatdetektiv des Öfteren seinen bisherigen Ermittlungsstand in Gedanken zusammenfasst, findet man immer wieder schnell in die Story hinein.
Das Besondere an diesen Comic sind nicht unbedingt die Kriminalfälle, wobei mit der „Bestie vom Landwehrkanal“ ein besonders grausiger Täter gesucht wird, sondern vielmehr die Darstellungen von Berlin in dessen schönster Pracht. Da werden schmierige Spelunken, dunkle Bordells, alkohollastige Theateraufführungen und warme Badeseen außerhalb von Berlin aufgesucht. Der Vielzahl an Handlungsorten werden hier von Schröter keine Grenzen gesetzt. Dies lenkt positiv von der eigentlichen Arbeit des Mäcke Häring ab, sorgt zudem für einen ausschweifenden Überblick über die damaligen Lebensverhältnisse.
Und gerade hier setzt der Künstler beim Zeichner und Fotograf Zille an, dessen Milljöh-Studien ihn berühmt gemacht haben. Schröters Zeichenstil mit zackigen Strichen und voluminösen Rundungen gleicht Zilles Grafiken beinah aufs Haar. Ergänzt durch die oftmals ganzseitigen und gerade im hinteren Teil porträthaft dargestellten Massenszenen stellt der Künstler die Menschen der sogenannten Mittel- und vor allem Unterschicht im historisch korrekten Umfeld dar. Dies mag auf den ersten Blick vielleicht etwas unsauber erscheinen, versprüht aber schnell einen eigenständigen Charme, den sich der Leser bereits nach wenigen Panels nicht mehr entziehen kann.
Fazit:
Auch der dritte Häring-Fall kann vollkommen überzeugen. Komplexe Zusammenhänge, zahlreiche Protagonisten und ein Hauptdarsteller der tief ins Milljöh abtaucht und eigentlich sogar ein Teil davon ist. Zusammen mit den zahlreichen Darstellungen der blühenden Berliner Kultur sorgt dies für eine unterhaltsame Lektüre, die mitsamt der teils großformatigen Darstellungen zusätzlich viel fürs Auge bietet. Dieser Comic ist somit nicht nur etwas für Berliner, sondern auch für alle anderen Leser, die an Krimis, Swing, Blues und der berüchtigten Unterwelt interessiert sind.

Mäcke Häring: Ein Fall mit falschen Fuffzigern
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Eigenverlag
Preis:
€ 17,50
ISBN 13:
978-3-00-046810-0
84 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- drei komplexe Kriminalfälle
- tiefe Einblicke ins Berliner Milljöh
- sehr abwechslungsreich
- viele großformatige Abbildungen


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 26.02.2015 | ||||||
Kategorie: | Mäcke Häring | ||||||
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