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Comic-Besprechung - Buddy Longway Gesamtausgabe 1
Geschichten:Buddy Longway Gesamtausgabe 1
Chinook, Der Feind, Gefährlicher Besuch, Allein
Autor / Zeichner / Colorist: Derib
Story:
Buddy Longway ist ein junger Mann der in den Westen gereist ist, um dort als ein Trapper zu leben. Doch kaum dort angekommen, rettet er eine junge Squaw vor Sklavenhändlern. Er verspricht, sie zu ihrem Stamm, den Sioux, zurückzubringen. Doch die beiden werden von den feindlichen Crows gefangengenommen. Zudem haben sich Buddy und die Squaw, Chinook, ineinander verliebt und wollen ein gemeinsames Leben in der Wildnis aufbauen.
Meinung:
Auch der Westernklassiker Buddy Longway bekommt nun seine wohlverdiente Gesamtausgabe. Überfällig ist sie schon längst, da mit diesem Westernheld ein sehr untypischer Mann die Geschichte der Comics betrat.
Die erste Ausgabe von Buddy Longway erschien Anfang der 1970er und bis dahin kannte man eigentlich nur die strahlenden Helden im Abenteuergenre. Longway ist aber keine Lichtgestalt wie etwa Jerry Spring oder der italienische Tex, die so sehr Helden sind das ihnen schon fast jegliche Charakterisierungen und Ecken und Kanten abgehen, sondern ein schlichter, einfacher Mann. Zwar ist Buddy charakterlich relativ glatt geraten und ist nicht immer sonderlich zu fassen, aber der Erzählschwerpunkt liegt auf gänzlich anderen Themen als man sie bislang aus den Western kannte.
Longway ist nämlich kein Revolverheld, Sheriff oder Soldat, sondern ein Trapper. Was natürlich die erzählerischen Möglichkeiten etwas einengt und von den Actionebenen weg verlegt. Aber gleichzeitig erlaubt diese Verschiebung eines der zentralsten Themen des Westerns überhaupt, und einer seiner Grundaussagen, ausführlich zu untersuchen: der Kampf gegen die Natur und die Zivilisierung der Wildnis. Dabei will Longway sie nicht zähmen, wie etwa die Pioniere, sondern genießt die Natur und die Einsamkeit und hält sich weitgehend von der Zivilisation fern. Aber da er der Umgebung seinen Lebensstil abpresst, nimmt er ihr das Schrecknis und bändigt sie. Doch geschieht das voller Respekt, wobei der Umgang mit dem gezähmten kleinen Wolf typisch ist. Er akzeptiert, dass sein Sohn Jeremiah einen kleinen Wolf als Spielgefährten hat, lässt dem Tier aber seine Freiheit und als es älter wird, entlässt er es in die Wildnis. Zum Glück wird das nicht esoterisch schwülstig wie es schnell bei anderen der Fall gewesen wäre (etwa bei Der weiße Lama von Jodorowsky), aber auch nicht naiv. Die Zeichnungen der Wildnis sind überwältigend und wunderschön, aber die Gefahr droht immer und die Natur ist im Grunde nur optisch das Idyll wie es etwa die Romantiker sehen. Sie birgt immer auch Gefahren und ist unberechenbar. So ist eine Sequenz bezeichnend: Buddy sieht amüsiert und liebevoll zwei spielenden jungen Bären zu. Er romantisiert aber dieses nicht, sondern weiß genau, dass die Bärenmutter in der Nähe weilt. Sollte sie ihn wittern, würde sie ihn töten um ihre Jungen zu schützen. Bewundernd und respektvoll: so kann man die Haltung zusammenfassen. In den Dialogen wird das aber kaum thematisiert, sondern allein durch die Zeichnungen, welche detailliert und in großen Panels die Natur feiern.
Anfangs ist der Zeichenstil von Derib noch sehr von Funnys beeinflusst. Aber er scheint später einige Seiten überarbeitet zu haben, da in einigen Panels, welche Nahaufnahmen von Buddy zeigen, schon der ausgereifte Stil zu sehen ist. Es ist auffällig wie schnell Derib zeichnerisch reifte. Er wurde detaillierter und brachte allein schon mit den unterschiedlichen Größen der Panels Dynamik und Spannung in die Erzählung. So geriet schon der vierte Band, Allein, zu einem Meisterwerk, der nicht nur einer der besten Beiträge innerhalb der Serie ist, sondern auch einer der besten Westerncomics überhaupt. Allein das Thema, sich verletzt durch die Wildnis zu schleppen auf der Suche nach Hilfe, und die graphische Gestaltung welche hier viel der eigentlichen Erzählung übernimmt und für die damaligen Zeiten sehr innovativ war, machen dieses Teil sehr eindrucksvoll.
Man kann aber auch manche Fehler nicht übersehen. Vor allem im ersten Teil, Chinook. Da verliert Buddy sein Gewehr, trägt es wenige Panels später aber wieder. Und wo man gerade bei Fehlern ist: im Editorial wird behauptet das Buddy Longway der erste Comiccharakter ist dem man beim Altern zusehen konnte. Mit jedem Album wurde er älter und reifer und seine Ehe mit Chinook entwickelte sich und sein Sohn wächst heran. Hier muss man es auf den europäischen Comic eingrenzen, denn zumindest in den USA gab es schon einen Charakter der alterte: Prinz Eisenherz
.
Trotz mancher Unsicherheiten im ersten Teil ist aber schon der zweite, Der Feind, extrem spannend und bedient sich eher Elemente aus dem Horrorbereich denn Westernklischees. Der dritte Band ist insofern spannend, da die Beziehung der Familie das erste Mal auf dem Prüfstand steht, da sie von Banditen terrorisiert wird. Und dann eben das Meisterwerk Allein. Alle Teile an sich sind schon ein Pflichtkauf und gerade dieser erste von fünf geplanten Bänden der Gesamtausgabe gehört definitiv in jedes Bücherregal von Comicfans.
Fazit:
Zu Recht ein Klassiker. Ist der erste Band noch ein wenig unsicher und birgt ein paar Fehler, so ist schon der zweite Teil extrem spannend und ausgereifter. Aber allein der vierte Teil ist sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch ein wahres Meisterwerk. Diese Serie gehört in jedes Bücherregal eines Comicfans.
Buddy Longway Gesamtausgabe 1
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Egmont Comic Collection
Preis:
€ 34,99
ISBN 10:
3770438671
ISBN 13:
978-3770438679
224 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- ungewöhnlicher Held
- Spannung vor allem durch Zeichnungen generiert
- Naturschilderungen
- innovativer Panelgebrauch
- im ersten Teil einige Unsicherheiten und Fehler
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Keine Bewertung vorhanden | ||
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Rezension vom: | 13.12.2015 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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