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Comic-Besprechung - Im Eisland 2

Geschichten:
"Band 2: Gefangen"
Autorin und Zeichnerin: Kristian Gehrmann


Mit "Gefangen" wird das Drama in der Arktis um die Expedition der beiden Schiffe HMS Erebus und HMS Terror fortgesetzt. Gerade weil das schreckliche Ende bereits bekannt ist, war schon der erste Band für den Leser ein kleines Martyrium, da er versuchen musste, sich nicht zu sehr an die beteiligten Personen zu binden. Ein Happy-End existiert nicht und so sehr die Autorin in der ersten Ausgabe auch bestimmte Personen in den Mittelpunkt gestellt hat, auch deren Ende steht fest.

Wie der Titel des zweiten Bandes es beschreibt, sitzt die Crew im Jahr 1846 mitten in der Arktis fest. Eingefroren zwischen laut knackenden und schiebenden Eis. Der Sommer sorgt für Hoffnung, doch dank spektakulärer Fehlentscheidungen ist an ein schnelles Vorankommen nicht zu denken. Der Autorin Kristina Gehrmann gelingt dabei das Kunststück die Handlung lesenswert und kurzweilig zu verfassen, wobei, wenn das große Ganze betrachtet wird, nicht viel passiert. Zwei Schiffe sitzen im Eis fest und die Crew wartet monatelang auf wärmere Temperaturen. Oberflächlich gesehen wäre dies die Story, wenn Gehrmann nicht viel Wert auf die handelnden Personen legen würde. So erfährt der Leser, welche Probleme es beim Überwintern auf den Schiffen gibt. Und diese sind derart zahlreich, dass für Außenstehende fraglich ist, wie die Mannschaft es überhaupt so lange ausgehalten hat. Vergammelte Nahrung, zerberstende Wassercontainer, diverse Krankheiten, Ungeziefer und zuletzt natürlich Streitereien zwischen den Menschen, die wochenlang auf engstem Raum unter extremen Bedingungen miteinander auskommen müssen. Dass dabei in regelmäßigen Abständen Menschen sterben, ist immer wieder ein trauriger Höhepunkt der Geschichte, welche das Umblättern schwer macht. "Weiter so!" kann hier keine Option sein. Und dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als den Niedergang der Expedition, trotz zwischenzeitlicher Hoffnungsfunken, mitzuerleben. Dies ist nicht gerade einfach, fesselt aber ungemein.

Die Autorin versieht die Handlung zudem mit einer Raffinesse für technische Details, woraus der Leser erfährt, wie die Matrosen sich damals aus den dicken Eis befreit haben oder wie aufgelaufene Schiffe wieder seetüchtig gemacht werden. Dies ist wirklich interessant, gerade weil die Aktionen in die laufende Handlung eingebettet werden und kein reines aus dem Kontext gerissenes Lehrbuchwissen geschildert wird.

Neben den Arbeitsabläufen steht die menschliche Psyche wieder im Mittelpunkt. Gehrmann betrachtet hierbei besonders die Führungskräfte, welche von falschem Stolz getrieben, die Expedition sehenden Auges in den Untergang fahren oder sich einfach dem Alkohol ergeben haben. Wirklich Vorbilder existieren somit nicht mehr und auch der Leser erkannt nach einigen Seiten, dass hier seitens der Autorin keine Helden produziert werden. "Im Eisland" ist folglich ein richtiges Drama mit bekanntem Ausgang, was die geschilderten Erlebnisse noch beklemmender macht.

Beim Layout holt sich die Künstlerin wieder Anregungen beim Manga, was sich in großen Kulleraugen und einem eher weniger strengen Zeichenstil widerspiegelt. Dies verbindet sie mit einer klaren Panelaufteilung, welche zwischen klein- und großformatigen Zeichnungen wechselt. Letztere werden gerne dazu genutzt, die karge Landschaft und/oder die Schiffe in Szene zu setzen. Gerade die Außendarstellungen, wo die Besatzung beispielsweise versucht sich aus dem Eis herauszusägen, sorgen für interessante Einblicke und zeigen einen hohen Detailgrad.
Dass der Band einen ausführlichen Rückblick auf den bisherigen Storyverlauf und eine bebilderte Auflistung aller beteiligten Personen enthält, dürfte auch für Neueinsteiger von Interesse sein, zumal dies auch aufzeigt, dass sich seitens der Autorin und des Verlages Gedanken gemacht wurden sind, wie man neue und alte Käufer ansprechen kann.

Der Leser wird nach dieser Ausgabe jedenfalls alle Hoffnungen auf ein positives Ende der Fahrt ad acta gelegt haben. Die geschilderten Erlebnisse sind ziemlich dramatisch und führen mit den heutigen Erkenntnissen oftmals zum Kopfschütteln. So traurig die Handlung auch ist, Spannung bietet sie bis zur letzten Seite und irgendwie klammert man sich an den Gedanken, dass alles schon nicht so schlimm kommen kann. Wider besseren Wissens.

Im Eisland 2 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Im Eisland 2

Autor der Besprechung:
Christian Recklies

Verlag:
Hinstorff Verlag

Preis:
€ 16,99

ISBN 13:
9783356019940

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • pure Dramatik
  • interessante Darstellung der Expedition
  • Alltag an Bord wird mit technischen Details ausgeschmückt
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 13.12.2015
Kategorie: Im Eisland
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