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Comic-Besprechung - Green Manor Gesamtausgabe
Geschichten:„18 entzückende Kriminalgeschichten“
Aus dem Französischen „Green Manor – L`Integrale“
Szenario: Fabien Vehlmann
Zeichner: Denis Bodart
Farbgebung: Scarlett, Denis Bodart, Étienne Simon und Yuio
Was interessiert die Menschen eigentlich an einem Krimi? Ist es die Art und Weise des Todes, die Ermittlungen oder die Personalie des Mörders? Bei erstgenannter Antwort wäre das Stück in der Regel nach 5 Minuten vorbei, da in einem Krimi der Mord oder die Straftat üblicherweise zuerst kommt.
In "Green Manor" stellt sich diese Frage erst gar nicht. Ganz klar der Mord steht an erster Stelle! Vielmehr der perfekte Mord, die Durchführung, die verwendeten Waffen. Eine Motivation dahinter oder triftige Gründe werden nicht einmal ansatzweise verfolgt. In "18 entzückende Kriminalgeschichten" wird der Leser nach London entführt. Das 20.Jahrhundert steht vor der Tür, die Geschichten von Arthur Conan Doyle sind in aller Munde und diverse reiche Lords verbringen ihre Freizeit in eingeschworenen Männerclubs. Im Green Manor Club wird nicht nur über Kriminalfälle diskutiert, sondern es werden auch zahlreiche Verbrechen geplant, arrangiert und durchgeführt. Alles aus purer Langeweile oder für den Nervenkitzel.
Autor Fabien Vehlmann, der sich aktuell als „Spirou & Fantasio“ Autor betätigt, zeigt dem Leser folglich Personen, denen es an nichts mangelt, die aber immer auf der Suche nach neuer Selbstbestätigung sind. In Folge dessen werden Sachen, wie der perfekte Mord geplant, oder es wird überlegt, wer der beste Jäger ist, und welches Objekt man dafür jagen müsste (Antwort: Einen anderen Jäger). Aus diesen Überlegungen resultieren zahlreiche kuriose Fälle, bei denen der Leser stiller Begleiter der reichen Lords ist. Er beobachtet sie bei ihren Planungen und bei der Durchführung, spekuliert mit ihnen über den möglichen Mörder und ist zuweilen erschrocken, wie kaltblütig der Tod zur Kenntnis genommen wird.
Der Piredda-Verlag legt mit dieser Gesamtausgabe einen Nachdruck von 16 Geschichten aus dem "ZACK"-Magazin vor, wozu sich noch zwei bisher auf Deutsch unveröffentlichte Storys gesellen. Ursprünglich im französischen „Spirou“ publiziert, wurden in Deutschland die einzelnen Geschichten in den Jahren 2006 und 2007 in drei Bänden der „ZACK Edition“ veröffentlicht.
Die insgesamt 18 Geschichten sind ein Fest für alle Hobby-Kriminologen, da hier nicht einfach nur irgendein Gauner erschossen oder erschlagen wird. Die Morde sind viel spezieller, ausgefeilter und manchmal dann doch so trivial, dass niemand diese Lösung in Betracht zieht.
Die einzelnen Geschichten, welche überwiegend acht Seiten füllen, werden in der Gesamtausgabe durch eine Zwischengeschichte verbunden. In dieser erzählt ein verrückt gewordener Buttler aus dem Club von seinen Erlebnissen in selbigen. Beobachtet wird er dabei von einem Psychiater, der die Zurechnungsfähigkeit des Mannes prüfen soll.
Diese kurzen Einspieler sorgen dafür, dass die einzelnen Episoden von einem großen Handlungsrahmen überspannt werden. Auch wenn es keine Verknüpfungen untereinander gibt, sorgt dies doch für eine gewisse Komplettierung der Serie.
In überwiegend kleinformatigen und einem durchweg übersichtlichen Seitenaufriss setzt Denis Bodart die Geschichten von Fabien Vehlmann um. Seine Zeichnungen sind vollgepackt mit liebevollen Details. Die elegante Kleidung der Damen und Herren, sowie die Inneneinrichtung sind den damaligen Gegebenheiten angepasst. Für den Leser gibt es folglich nicht nur mehrere tiefgründige Geschichten mit gehobenem Vokabular, sondern auch jede Menge fürs Auge.
Die Gesamtausgabe erscheint im typischen Album-Format und hat eine aufwendig gestaltete Spotlackoberfläche, bei welcher der Betrachter den Eindruck hat, dass hier wirklich Leder und Leinen als Einband Verwendung fanden. Zudem wirkt das Äußere recht abgegriffen, wodurch das Gesamtprodukt gut zur inhaltlichen Ausrichtung mit einem Setting um das Jahr 1900 herum passt.
Der Verlag fügt den Geschichten noch einige Scribbles, Coverillustrationen, Figuren-Studien und Panel-Varianten bei, wodurch dieser Comic erst wirklich zu einer Gesamtausgabe wird. Lediglich einige redaktionelle Texte oder ein Vor- bzw. Nachwort der beteiligten Künstler wären noch interessant gewesen, um den Ganzen noch einen persönlichen Rahmen zu verleihen.
Die Wiederveröffentlichung von „Green Manor“ in dieser Form kann sich folglich sehen lassen. 18 Kriminalgeschichten, welche durchweg spannend und überraschend sind, sorgen für langanhaltenden Lesespaß. Die Storys sind überwiegend kurios und schließen mit einer klassischen Pointe ab, was manchem Fall noch eine ganz andere Richtung gibt. Zusammen mit der liebevollen Gestaltung und dem redaktionellen Anhang hat der Piredda Verlag ein wirkliches Liebhaberstück geschaffen, das in keinem Comicregal fehlen sollte.
Eine Leseprobe gibt es hier!
Green Manor Gesamtausgabe
Autor der Besprechung:
Christian Recklies
Verlag:
Piredda Verlag
Preis:
€ 39,95
ISBN 13:
978-3941279520
192 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- zahlreiche spannende und überraschende Kurzgeschichten
- intelligentes Storytelling vor aristokratischer Kulisse
- sehenswertes Layout
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 25.01.2016 | ||||||
Kategorie: | Green Manor | ||||||
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