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Comic-Besprechung - Jaybird

Geschichten:

Jaybird:
Autor, Zeichner: Lauri Ahonen und Jaako Ahonen 



Story:
Jaybird ist ein kleiner, verängstigter Vogel, der gemeinsam mit seiner schwerkranken Mutter in einem großen, unheimlichen Haus wohnt. Er hat es noch nie verlassen, sondern sich überwiegend um seine schwerkranke Mutter gekümmert. Und trotzdem scheint da draußen etwas zu sein. Nur was?

Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Ich habe im Laufe meines Lebens schon viele Comics gelesen. Doch richtig berührt haben mich nur wenige. Und keiner von diesen hat mir so sehr den Teppich unter den Füßen weggezogen, wie "Jaybird". Es handelt sich hierbei um das Debüt der finnischen Zwillinge Jaakko und Lauri Ahonen, der bereits 2012 mindestens herausgekommen ist. Und seitdem zieht das Album seine Kreise durch die Welt und gewinnt Preise, wie zum Beispiel 2014 der Gran Guingi-Preis des Lucca Comics-Festival in Italien. Hierzulande widmet sich der Erko-Verlag der Übersetzung und Veröffentlichung.

Leider ließ sich über das Leben des Kreativteams keine genauen Angaben finden. Abgesehen von der Tatsache, dass sie Finnen sind und dass es selbst in den USA Fans ihrer Arbeit gibt, ist nichts über sie bekannt. Es bleibt nur die Hoffnung, dass sie mehr Comics produzieren werden, damit man mehr über die beiden erfährt.

Irgendwo existiert ein riesiges, dunkles Haus, das schon fast hermetisch von der Außenwelt abgeschnitten ist. In ihm lebt der kleine Vogel Jaybird, der sich um seine schwerkranke Mutter kümmert. Sie warnt ihn eindringlich vor dem, was außerhalb der Fenster und Türen ist. Und ihr Sohn beschließt, noch mehr als sonst auf sie achtzugeben.

Es fällt schwer, die Geschichte so zusammenzufassen, dass die große Wendung, das große Drama nicht verraten wird. Denn Jaybird hat schon fast etwas von einer Tragödie. Der Protagonist ist in seinem Tun gefangen. Und in seinem Bemühen, die Dinge zu verbessern, verschlimmert er sie nur noch.

Dabei wird die Story fast ohne Wörter erzählt. Man hat fast den Eindruck, dass die beiden Schöpfer dieses Comics um jeden Buchstaben gerungen haben, den sie irgendwo einsparen können. Das Ergebnis? Eindrucksvolle Bilder, die die Geschichte auch fast ohne Dialoge weiterführen.

Schon allein der Beginn ist klasse. Man sieht wie Jaybird in einem Flur voller Gemälde Staub wischt. Im Prinzip ist er ein Gefangener der Vergangenheit, der sich selbst mit seinen Vorfahren vergleicht, obgleich er mit ihnen nichts gemeinsam hat. Diese sind groß gewachsen und scheinen auf ihn mit Verachtung zu starren. Das dürfte bei ihm für Minderwertigkeitskomplexe sorgen.

Was die Angelegenheit nicht besser macht, ist die scherkranke Mutter, die er pflegen muss. Wann immer sie klingelt springt und hetzt er sich, um sie zu versorgen. Er wechselt ihr die Windeln und füttert sie. Dabei erwecken die Autoren mit wenigen Mitteln den Eindruck, dass er im Prinzip damit überfordert ist. So stapelt sich in der Küche das Geschirr und es sieht auch allgemein dreckig und etwas vernachlässigt aus.

Es scheint außerdem fast so, als ob Jaybird nur ein besserer Kammerdiener ist. Während seine Mutter in einem riesigen Bett und in einem üppig ausgestalteten Zimmer liegt, schläft er mit seinem einzigen Freund, einer Vogelspinne, in einem kleinen Raum, auf einem Bett, das wenig mehr als eine Harter Untergrund und eine dünne Decke ist.

Jaakko und Lauri Ahonen lassen viel Raum für Spekulation. Sie werden nie konkret genug, dass man genau sagen kann, dass und das ist los. Sie zeigen zwar vieles, doch bietet das Gezeigte ebenso wenig die das Gesprochene ausreichend Gelegenheit, die Wahrheit zu erkennen. Im Gegenteil: Selbst als die Mutter Jaybird erzählt was außerhalb der Fenster und Türen existiert, gibt es Anlass genug darüber zu spekulieren, dass es im Prinzip eine Lüge sein könnte. Denn spätestens dann, als eine bestimmte Tür geöffnet wird, enthüllt sich ein weiteres Rätsel, das jedoch nie gelöst wird.

Und spätestens ab diesem Moment wird Jaybird endgültig zur Tragödie. Dinge geschehen, die sich nie wieder gut machen lassen. Und man wird traurig, da auch das Schicksal des Protagonisten ein für alle Mal besiegelt wird.

Denn Jaybird wächst einem ans Herz. Der kleine Vogel, der sein bestes gibt, ist einem von Beginn an sympathisch. Man bemitleidet ihn und würde sich wünschen, dass er ein besseres Schicksal verdient hätte.
Eine eindringlich geschriebene und gezeichnete Graphic Novel, die ein "Klassiker" und ein "Splashhit" ist.


Fazit:
»Jaybird« ist eine eindringlich geschriebene und gezeichnete Graphic Novel der Zwillinge Jaako und Lauri Ahonen. Die Story funktioniert weitestgehend ohne Wörter, nur getragen von den beeindruckenden und bedrückenden Illustrationen. Die Geschichte lässt viel Raum für Spekulation, da vieles gezeigt und angedeutet wird, aber nie konkret wird. Der Band ist eine ausgezeichnete Tragödie, die mit zu den Highlights des Jahres gehört!

Jaybird - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Jaybird

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Erko-Verlag

Preis:
€ 19,95

ISBN 13:
978-90-89820-94-5

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Eine Geschichte, die fast ohne Worte auskommt
  • Beindruckend und bedrückend erzählt
  • Grandiose Illustrationen
  • Lässt viel Spielraum zur Spekulation
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 13.02.2016
Kategorie: One Shots
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