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Comic-Besprechung - Wir sehen uns dort oben

Geschichten:
Wir sehen uns dort oben (Au Revoir Lá-Haut)
Autor: Pierre Lemaitre, Künstler: Christian De Metter, Übersetzung: Tanja Krämling


Story:

Das Leben meint es nicht gut mit Alber und Èdouard. Beide sind Überlebende des Ersten Weltkriegs. Doch in ihr Leben können sie aus diversen Gründen nicht mehr zurück. Was also tun?



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Der erste Weltkrieg ist ein einschneidendes Ereignis in der Weltgeschichte. Es war das erste Mal, dass es zu einem Massenabschlachten von Menschen mit modernen Kriegsmitteln kam. Und die Konsequenzen des Endes des Kriegs pflanzten sich bis zum Zweiten Weltkrieg fort.

Mit "Wir sehen uns dort oben" widmet sich das Kreativteam Pierre Lemaitre, auf dessen gleichnamigen Roman der Comic basiert und dessen erste Comicarbeit dies ist, und Christian De Metter ("Scarface") dem Schicksal zweier Soldaten, die nach dem Ende des Krieges nicht mehr Fuß fassen können. Das Leben hat den beiden aber auch übel mitgespielt. Beide wurden von einem vorgesetzten Offizier in eine sinnlose letzte Schlacht getrieben und können den auch dafür nicht belangen. Albert wurde lebendig begraben und von Èdouard gerettet, dem daraufhin die untere Hälfte seines Gesichts weggeschossen wurde. Er will nicht mehr zu seiner Familie zurück, weshalb Albert seine Identität mit dem eines Toten vertauscht. Gemeinsam versuchen sie über die Runden zu kommen, was allerdings nicht so einfach ist. Und am Ende versuchen deshalb den Staat zu betrügen, für den sie einst in den Kampf zogen.

"Wir sehen uns das oben" ist kein netter Comic. Er ist nicht lustig. Er nimmt auf das Befinden des Lesers keine Rücksicht. Er ist unterm Strich eine Geschichte, die einem die Magengrube mit Schlägen traktiert. Und sich deshalb so verdammt großartig anfühlt.

Das Kreativteam von Pierre Lemaitre und Christan De Metter präsentiert eine Story voller Figuren, in der selbst die Hauptfiguren angeschlagen sind. Albert leidet unter dem Schatten seiner Mutter, die immer, wenn etwas Gravierendes bei ihm passiert, ihm als Geist auftaucht und schlecht über ihn redet. Sein bester Freund Èdouard hingegen wurde der Unterkiefer weggeschossen. Ursprünglich will er nur sterben, nur um dann später sein entstelltes Gesicht hinter Masken zu verstecken.

Quasi auf der Gegenseite steht Pradelle, ihr ehemaliger Offizier, der nach dem Krieg es schafft, quasi auf die Füße zu fallen. Ihm gelingt es, den Auftrag für die Beerdigungen der im Krieg gefallenen Soldaten an Land zu ziehen. Und er nutzt diesen hauptsächlich dafür, um an Geld zu kommen und an seinem sozialen Aufstieg zu arbeiten. Dazu heiratet er auch die Tochter von dem reichen Pèricourt, dessen Sohn Èdouard ist, der als tot gilt. Deshalb will aus Reue der Vater ein Kriegsdenkmal stiften.

"Wir sehen uns dort oben" ist kein einfacher Comic. Die Geschichte wirkt auf Grund der Figuren schwermütig. Und selbst Szenen, in denen es fröhlich zugeht, wirken angesichts der Umstände merkwürdig bedrückend. Es geht dem Kreativteam auch nicht darum, eine Geschichte voller Helden zu erzählen. Stattdessen stellen sie bloß.

Sie stellen bloß, wie ein Land mit den Soldaten umgeht, die für es den Körper und das Leben hergehalten hat. Diese werden schon fast abgeschoben und gehen in einer Bürokratie unter, in der das Wort des Vorgesetzten glaubwürdiger ist, als das der betroffenen Soldaten. Für die ein Triumphbogen gebaut wird, aber nichts für ihre direkte Versorgung getan wird.

Wobei sie es immer noch besser haben, als die Toten. Denn diese werden aus Profitgier einfach nur verscharrt. Und das in den billigsten aller Särge. Und dann werden sie auch noch geplündert, ohne, dass jemand etwas dagegen tut oder dass es jemanden interessiert. Nein, das sind alles keine schönen Eindrücke.

Der Dreh- und Angelpunkt der Story ist dabei Albert. Und hier hat man es mit einem Charakter zu tun, der bereit ist, alles zu tun, damit es seinem besten Freund gut geht. Sogar sich mit einem Deal mit dem Teufel einzulassen. Man hat das Gefühl, dass er dabei alles verschlimmbessert. Seine Taten haben Konsequenzen, teilweise sehr bittere, was mit zu der Faszination dieses Comics beiträgt.

Die Illustrationen von Christian De Metter tragen diese dunkle und bedrückende Atmosphäre perfekt. Viele Szenen wirken skizzenhaft und werden unter der Schwere der Tusche erdrückt, was natürlich auch die Intention des Künstlers ist. Ebenso hat er auch alle hellen Farben aus seinem Farbkasten verbannt oder, wenn er sie benutzen muss, mit einer Menge an dunkleren Farben vermengt.

Und so ist dieses Album unterm Strich ein "Splashhit" und ein "Klassiker".



Fazit:

Basierend auf Pierre Lemaitres gleichnamigen Roman ist "Wir sehen uns dort oben" eine bedrückende Erzählung. Gemeinsam mit dem Zeichner Christian De Metter präsentiert der Autor die Geschichte derjenigen, die den Ersten Weltkrieg überlebt haben, und im Nachkriegsfrankreich keinen Platz finden. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist dabei Albert, der sich stets bemüht, seinem Freund Èdouard das Leben so gut wie möglich zu machen. Und dessen Bemühungen am Ende eben erst dazu führen, dass die Story so tragisch ist. Der Band gleich dabei einem Schlag in die Magengrube, weil es immer wieder zu Momenten kommt, bei denen man schwer schlucken muss. Grandios!



Wir sehen uns dort oben - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Wir sehen uns dort oben

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 29,80

ISBN 13:
978-3-95839-393-6

176 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Bedrückend
  • Keine klassischen Helden
  • Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Absichten
  • Zeichnungen von Christian De Metter
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 18.10.2016
Kategorie: One Shots
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