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Comic-Besprechung - Der letzte Ansturm
Geschichten:Text: Tardi / Dominique Grange (CD)
Zeichnungen: Tardi
Farben: Jean-Luc Ruault
Story:
Augustin ist Bahrenträger im Stellungskrieg des 1. Weltkrieges. Seine Aufgabe besteht darin, die Verletzten zwischen den Fronten zu bergen und sie – falls noch eine Chance besteht – ins Lazarett zu bringen. Ein gefährlicher Job, bei dem er immer auf der Hut vor deutschen Kugeln sein muss. Bei einem seiner Ausflüge stirbt sein Kamerad, der mit ihm die Bahre trägt. Von da an läuft Augustin zwischen und hinter der Front ziellos umher. Er trifft auf Soldaten, lässt den Lesern an seinen Gedanken teilhaben und zeigt dabei die ganze Bestialität des Krieges.
Meinung:
Tardi hat es wieder getan: Er hat sich den ersten großen gesamteuropäischen Krieg vorgenommen. In seiner gewohnt drastischen Art schildert Tardi von der Unmenschlichkeit des Krieges. Dabei ist sein Vorgehen absolut einmalig: Wir sehen seinen Protagonisten durch die menschenleeren Schlammwüsten des Stellungskrieges wandeln, und dabei erfährt der Leser viele Details, die bei der Betrachtung des kompletten Krieges schnell übersehen werden.
Beispielsweise legt Augustin das Schicksal der Truppen aus den französischen oder britischen Kolonien da. Sein Ton ist zynisch und resignierend, wenn er von der „Schwarzen Kraft“ spricht: „Sie vergossen [das Blut, Anm. d. Red.] es gerne und mit Freuden, die treuen und ergebenen afrikanischen Soldaten. Sie vergossen es großzügig für Frankreich, das `so viel für sie getan hatte`“. Oder er berichtet über die Bantam-Soldaten – kleinwüchsige Männer, die in einer eigenen Kampfgruppe zusammengefasst wurden.
Es ist eine der großen Stärken des Bandes, das Tardi nationale Grenzen nicht beachtet. Für ihn gibt es keine Nation, die im Recht handelt, keine die den Krieg führen musste. Weder das Deutsche Reich, noch England oder Frankreich werden in Schutz genommen. Damit macht Tardi den 1. Weltkrieg zu dem, was er war: ein gesamteuropäisches Problem.
Teil des Werkes „Der letzte Ansturm“ ist auch eine CD. Gleich zu Beginn des Albums, erläutert der französische Original-Verleger, dass es den Comic ohne die CD nicht gegeben hätte und die CD auch nicht ohne den Comic. Beide Kunstformen bedingen sich in diesem Band. Auf dem Tonträger sind elf Lieder der französischen Chanson-Sängerin Dominique Grange enthalten, die von der Band Accordzéam begleitet wird. Unter den Liedern befinden sich Eigenkompositionen, traditionelle Anti-Kriegslieder und sogar ein Stück von Bertold Brecht, das die Französin auf Deutsch singt. So bilden CD und Comic tatsächlich eine Einheit.
Auch sehr interessant sind die Fotos im Anhang des Bandes. Sie entstammen offensichtlich einer Veranstaltung, auf der Dominique Grange die Lieder singt und Tardi anhand seiner Zeichnungen die Greuel des Krieges darstellt. Also eine Livelesung des Bandes. Es wird an diesen Fotos deutlich, welche kulturelle Bedeutung der Comic im Allgemeinen bei unseren französischen Nachbarn hat. Da gibt es nicht einerseits die intellektuelle Sängerin und auf der anderen Seite den Zeichner. Comickünstler und Sängerin werden zu einem Sprachrohr gegen den Krieg.
Fazit:
Wer die Unbarmherzigkeit des 1. Weltkrieges darstellen will, darf sich nicht auf die große politische Bühne begeben. Es muss darum gehen, anhand von Einzelschicksalen die Greuel darzustellen. Tardi ist ein Meister in diesem Genre. Er berichtet schonungslos und vor allem emotionslos und lässt die Schrecken dadurch umso deutlicher hervortreten. In Tardis Werk zum 1. Weltkrieg erfährt der Leser mehr als in unzähligen Monographien zu diesem Thema.
Der letzte Ansturm
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Edition Moderne
Preis:
€ 32
ISBN 13:
978-3-03731-158-5
112 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Drastische Darstellung
- CD und Comic als Einheit
- Spannende Geschichtsstunde a la Tardi
- Tiefe Charakterstudien
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 16.03.2017 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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