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Comic-Besprechung - Ein Vertrag mit Gott

Geschichten:
Ein Vertrag mit Gott: Mietshausgeschichten (THE CONTRACT WITH GOD TRILOGY)
Autor, Zeichner: Will Eisner, Übersetzung: Carl Weissner, Matthias Wieland

Story:

Die Dropsie Avenue ist das zentrale Ort von Will Eisners Graphic Novel "Ein Vertrag mit Gott". Es ist ein Porträt des jüdischen Lebens und einer Nachbarschaft im Wandel der Zeiten.



Meinung:

Es gibt nur wenige Comickünstler, die die Comics so beeinflusst haben, wie Will Eisner. Der 2005 verstorbene Künstler, nachdem außerdem der renommierte Eisner-Award benannt wurde, hat quasi von Beginn seiner Karriere an mit den Möglichkeiten gespielt, die die Welt der gezeichneten Bilder bot. Seine Titelbilder seines Comics "The Spirit" sind legendär. Mit "Ein Vertrag mit Gott" war er einer der Ersten, die die heuten so beliebten "Graphic Novels" erfand und gleichzeitig Geschichten erzählte, die sich vor allem an erwachsene Leser richteten.

Dabei standen im Zentrum seiner Geschichten keine muskulösen Megahelden, sondern normale Menschen, wie du und ich. In den häufigsten Fällen waren es Juden, wie auch der Autor selbst. Der mit seinen Stories so die Möglichkeit hatte, die kulturelle und historische Identität dieser Religion zu erforschen.

Hier in Deutschland wurden die Stories oft herausgebraucht. 2010 zum Beispiel veröffentlichte der Carlsen-Verlag eine Hardcover-Ausgabe von "Ein Vertrag mit Gott". Jetzt wird auch eine etwas erschwinglichere Variante als Taschenbuch herausgebracht.

"Ein Vertrag mit Gott" ist dabei die Sammlung von drei verschiedenen Graphic Novels. Einmal der Titel, dann "Lebenskraft" und zuguterletzt "Dropsie Avenue". Dreh- und Angelpunkt der Geschichten sind dabei ein Mietshaus sowie dessen Bewohner, die im Laufe der Zeit ihr Leben nachgehen. Die gleichnamige "Dropsie Avenue" ist dann jedoch die Story einer Straße im Wandel der Zeiten.

Will Eisner hat ein Ohr für die Bewohner. Er weiß, wie er die normalen Leute darstellen muss. In all ihren Facetten.

Seine Protagonisten sind keine Helden. Es sind Menschen, die sich oft genug in den Fallstricken des Lebens verheddern. Ihre Schicksale sind oftmals traurig und bedrückend. Aber ebenso gibt es auch lichte Augenblicke, heiter, die einen erfreuen. Freund und Leid liegen bei Will Eisner wirklich nahe beieinander.

Dabei beweist er ein unglaubliches Gespür für die perfekten Momente, für den Augenblick, in denen er eine ernste Lage mit einem kleinen Gag aufmuntern kann. Wie etwa zum Beispiel, als Jacob, ein Zimmermann, in der Gasse zu seinem Mietshaus kollabiert, weil er seinen Job verloren hat. Er philosophiert in Front einer Kakerlake über das Leben, meint zu sterben, als der unerbittliche Ruf seiner Ehefrau zum Essen ihn dazu bringt, sich aufzuraffen und weiterzuleben.

Dabei verschont er den Leser nicht. Deutlich streicht der Künstler die Schattenseiten seiner Protagonisten hervor. Ihre Korruption und ihre Hilflosigkeit, etwa wenn in ihrer Gegenwart eine Frau vergewaltigt wird. Doch das ist eben auch Teil der Faszination dieser Geschichten: Dass es viel Schatten gibt, neben dem Licht.

Man fühlt mit den Menschen. Denn egal wie schlecht sie sind, sie sind eben … Menschen. Man kann nachvollziehen, wieso sie so agieren, wie sie agieren. Etwa wenn der Jude Frimme Hersh seine Tochter beerdigt und deshalb mit seinem Glauben und mit Gott bricht. Oder das Schicksal der O'Briens, wo Mutter und Vater kurz nacheinander sterben, als sie erfahren, dass ihre Tochter als Prostituierte gearbeitet hat.

Gleichzeitig sind diese Erzählungen auch ein Spiegelbild der Zeiten, in denen sie stattfinden. Besonders deutlich wird dies in der Erzählung "Dropsie Avenue", wo Eisner das Schicksal einer Straße erzählt und zwar vom Ende des 19. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein. Diese Avenue ist dabei schon fast ein handlungstragender Charakter für sich. Man erlebt, wie die Weltwirtschaftskrise durch die Straßen fegt und wie der Vietnamkrieg die Menschen verändert. Korruption und Rassismus sind teilweise allgegenwärtig und prägen die Gesellschaft dieser Straße im Laufe der Jahre.

Nicht unerwähnt bleiben muss dabei das Lettering, dass in der Deutschen Ausgabe von Dieter Kerl und Hartmut Klotzbücher. Beide orientieren sich dabei an den Vorlagen aus den USA. Und so hat auch das Lettering einen eigenen Charakter. Wenn etwa die Buchstaben schwer vom Regen in der Luft schweben. Oder Wörter quasi zerfallen, um den körperlichen Zusammenbruch eines Charakter zu signalisieren.

Der Künstler Will Eisner verstand sich darauf, wie er eine Szene aufbauen konnte, dass sie wirkt. Dabei muss sie nicht unbedingt eine ganze Seite füllen. Im Gegenteil: Oft genug existieren Seiten, auf deinen ein einzelnes Panel zu sehen ist und rings darum herum viel Platz. Doch exakt das sorgt dafür, dass die Wuchtigkeit des Dargestellten enorm ist. Das zeigen schon allein die ersten Seiten, in denen Frimme Hersh mühsam durch den Regen in seine Wohnung schleppt, sein Herz voll Trauer.

Wer wissen möchte, wieso Will Eisner auch heute noch so verehrt wird, der wird um diesen Band nicht Drumherum kommen. Es ist ein "Klassiker" und ein "Splashhit".



Fazit:

"Ein Vertrag mit Gott" ist der Name einer grandiosen Graphic Novel von Will Eisner. Der legendäre Comicschaffende hat hier Geschichte erschaffen, wie sie das Leben schreibt. Seine Figuren wirken lebendig und haben Ecken und Kanten. Man fühlt mit diesen Figuren und ihren Schicksalen mit. Das Lettering ist erstklassig und die Zeichnungen grandios.



Ein Vertrag mit Gott - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Ein Vertrag mit Gott

Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 19,99

ISBN 13:
978-3-551-71382-7

528 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Eine grandiose Geschichte
  • Figuren mit Ecken und Kanten
  • Fantastisches Lettering
  • Famose Zeichnungen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
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Rezension vom: 03.05.2017
Kategorie: Will Eisner
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