Comic-Besprechung - X-Men Archiv 3
Story:
Nachdem sich die X-Men ein kleines Scharmützel in Arcades Murderworld geliefert haben, überschlagen sich auf Muir Island die Ereignisse: Während Phoenix unter den Einfluss Jason Wyngards langsam die Kontrolle über ihre Kräfte verliert, befreit sich MacTaggerts wahnsinniger Sohn Proteus und beginnt, sich quer durch Schottland zu metzeln. Colossus kann ihn schließlich durch eine Art Kurzschluss auf der Psi-Ebene vernichten. Doch über diesen Ablenkungen bemerkt niemand Phoenix´ schleichende Veränderung, und während Xavier noch neue X-Men (Kitty Pride und Dazzler) zu rekrutieren versucht, geschieht es - Der Hellfire Club führt seinen ersten Schlag gegen Phoenix und die X-Men aus, und nur durch Kittys beherztes Eingreifen kann man die Lage zum Guten wenden. Daraufhin versuchen die X-Men, in den Hellfire Club einzudringen, was zur Katastrophe führt: Phoenix unterliegt Masterminds mentaler Suggestion und wechselt die Seiten. Es kommt zu einem Kampf zwischen dem X-Team und dem Inneren Zirkel des Clubs, der schließlich von Phoenix selbst beendet wird. Denn durch die Korrumption ihres Geistes hat sich in ihr eine dunkle Macht manifestiert und sie zu dem supermächtigens Chaos-Wesen Dark Phoenix gemacht, welches sowohl mit ihren Peinigern als auch mit den X-Men kurzen Prozess macht. Dark Phoenix begeht schreckliche Verbrechen im ganzen Universum, denen unter anderem eine bewohnte Welt zum Opfer fällt. Zwar kann Xavier schließlich die Dark-Phoenix-Persönlichkeit zurückdrängen, doch da ist es schon zu spät: Die Shi´Ar wollen die Gefahr ganz beseitigen und Phoenix töten. Xavier fordert Lilandra zum Duell um Phoenix´ Leben auf. Auf dem Mond der Erde kommt es zur letzten Schlacht, in deren Verlauf Jean wieder zu Dark Phoenix wird - und sich mit Hilfe des letzten Restes Menschlichkeit in ihr selbst vernichtet.
Meinung:
Das ist er also: DER Klassiker der X-Men Geschichte, vollständig, ungekürzt, und zum ersten Mal in der Geschichte in einer halbwegs vernünftigen Aufmachung. Im Prinzip gibt´s also nicht mehr all zu viel zu sagen, außer vielleicht KAUFEN!, aber da dies allein dem Anspruch einer Rezension nicht so ganz gerecht wird, werd ich euch noch ein bißchen was erzählen, was zumindest ihr Alt-Fans eh schon wisst:
Claremont, dessen unerträgliche Geschwätzigkeit damals noch von seinen unglaublich guten Geschichten kompensiert wurde, beschwört hier den Höhepunkt einer von langer Hand angelegten Geschichte herauf, die das X-Universum für immer verändern sollte. Die Geschichte des gefallenen Engels Jean Grey und ihrer Liebe zu Scott Summers birst vor Dramatik und Intensität, und bietet dabei trotzdem auch noch schnörkellose, phantasievoll inszenierte Superhelden-Action. Am Ende der Story, als Jean Selbstmord begeht, löst sich Claremont aus seiner eigenen zeitlichen Perspektive und berichtet über das Ende der Schlacht in der Vergangenheitsform. Dieser Kniff, und Claremonts Wortwahl, macht das Geschehen zu einer mythischen Lagerfeuergeschichte von zwei Helden und Liebenden, die nicht zueinander finden konnten und das ultimative Opfer brachten. Spätestens in diesem Moment schafft der Autor es auf spektakuläre Weise, die Ereignisse und Figuren auf eine geradezu archetypische Ebene zu heben. Leider wissen wir heute, dass dieser mutige Einschnitt in die X-Historie, wie fast immer bei Marvel, später auf kongeniale Weise ruiniert wurde, denn das Wesen das damals auf dem Mond starb, war gar nicht Jean Grey, sondern eine außerirdische Entität, die aber immer sprach und auch dachte wie Jean Grey und... oh vergesst es einfach.
Um den Rest des Schubers nicht ganz unter den Tisch fallen zu lassen: Natürlich sind auch die übrigen Stories über Murderworld und Proteus erste Sahne - obwohl Claremont dabei ein, zwei Mal ziemlich ins Straucheln gerät, was uns so vergessenswerte Szenen wie den Auftritt von „Colossus dem Proletarier“ und das Debüt des Disco-Era-Relikts Dazzler beschert.
X-Men Archiv 3
Autor der Besprechung:
Ronny Schmidt
Verlag:
Marvel Deutschland
Preis:€ 99,-
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Das vielleicht ergreifendste Drama der X-Historie
- Geniale und - angesichts ihres Alters - seltsam frische Superhelden-Action
- John Byrne auf dem Höhepunkt seines Schaffens
- Colossus der Proletarier wäre besser eine X-Akte geblieben, und warum Dazzler noch immer nicht im Marvel-Nirvana verschwunden ist, bleibt sowieso ein Rätsel.
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