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Comic-Besprechung - Grönland Vertigo
Geschichten:Text und Zeichnungen: Hervé Tanquerelle
Kolorierung: Isabelle Merlet
Story:
Georges ist französischer Comiczeichner und erhält die Möglichkeit an einer Grönland-Expedition teilzunehmen. Das Bemerkenswerte an dieser Reise ist, dass es fast ausschließlich Künstler sind, die ins ewige Eis aufbrechen: neben einem Geologen, ein Bildhauer, ein Reiseschriftsteller, ein Produzent und Regisseur, zwei Kameramänner und diverse Besatzungsmitglieder. Vor allem der Bildhauer Ville Hakkola, der Hauptsponsor der Expedition ist ein eigenartiger Kauz. Er vermutet hinter allem und jedem eine Verschwörung gegen sein Werk. Sein Ziel während der Reise ist es, auf einem Eisberg einen Bohrturm zu installieren, um damit auf die wirtschaftliche Ausbeutung der Polarregion aufmerksam zu machen. Für Georges entwickelt sich die Reise zu einem echten Abenteuer, in dem ein vergessenes Whiskeylager, ein paranoider Assistent, das arktische Meer und ein Bohrturm eine entscheidende Rolle spielen.
Meinung:
2011 hatte Hervé Tanquerelle die Gelegenheit die Arktis persönlich zu bereisen. Seine Erlebnisse hat er auch in dem Comic „Grönland Vertigo“ verarbeitet. Aber der Band ist keine gezeichnete Autobiographie. Vielmehr handelt es sich um eine der gelungensten Hommagen an Herges Werk „Tim und Struppi“ der letzten Jahre. Auf jeder Seite, fast in jedem Panel stößt der Leser auf Parallelen zum Großmeister der belgischen Comics.
Tanquerelle baut seine Geschichte gradlinig auf. Ihr Humor ist still und überaus pointiert. In einem Interview hat Tanquerelle gesagt, dass er eigentlich kein wirklicher „Tim und Struppi“-Fan sei und er den großen Erfolg der Serie auch nicht erklären könne. Dabei ist es doch so einfach: Mit „Grönland Vertigo“ legt der Franzose, der in Deutschland vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Joann Sfar von sich reden gemacht hat, das beste Beispiel dafür vor, warum Herges Serie so erfolgreich ist. Weil sie zeitlos ist. Das Konzept funktioniert noch immer und fesselt auch noch immer, wie der Band beweist.
Als ich den Band von Tanquerelle das erste Mal durchblätterte, dachte ich zunächst, dass es sich hier um ein uninspiriertes Kopieren handelt. Denn Alben im Ligne claire-Stil gibt es nicht wenige auf dem Markt. Was dem Zeichner, der mit diesem Band sein erstes Soloprojekt realisiert hat, aber gelungen ist, ist die „Ligne claire“ nicht nur zeichnerisch zu interpretieren, sondern sie auch erzähltechnisch zu verinnerlichen. Und das ist das Großartige an diesem Band. Tanquerelle schenkt den Lesern einen Comicband im Ligne claire-Stil, der diesen Begriff auch wirklich verdient. Was beim ersten Durchblättern vielleicht noch angestaubt und altbacken wirken könnte, entpuppt sich beim Lesen als überaus originell.
Vor allem der Band „Der geheimnisvolle Stern“ wird immer wieder zitiert. Und das in einer so hintergründigen und erfrischenden Art, dass es einfach Spaß macht, den Band zu lesen. Zeichenstil, Erzählweise, Handlungsstränge und auch Namen gleichen sich an den Reporter und seinen Foxterrier an.
Hier einige Beispiele: Tanquerelle gibt seinem Expeditionsschiff den Namen „Aurora“, bestens bekannt von „Der geheimnisvolle Stern“ und unzähligen anderen Abenteuern. Jørn Freuchen, der Reiseschriftsteller, unternimmt die Strapazen der Expedition nur aus einem Grund: Er weiß von einer verlassenen Forschungsstation, in der schon seit Jahrzehnten mehrere Kisten schottischen Whiskeys unter den Bodendielen versteckt lagern – Kapitän Haddock lässt grüßen. Als dann, durch einen unglücklichen Zufall Georges die Flaschen kaputt gehen, gleicht Jørns Wutanfall ebenfalls dem des Seebären bei Herge. Und auch der Vorname des Protagonisten ist eine ehrenvolle Verneigung. Diese Liste ließe sich ohne Probleme seitenlang fortführen.
Es bleibt nur zu hoffen, dass Tanquerelle seinen Lesern noch viele Alben in diesem Stil liefert. Dann werden Spekulationen, wie und ob Herges Werk fortgesetzt wird endlich verstummen – das brauchen wir dann nämlich nicht mehr.
Fazit:
„Grönland Vertigo“ ist ein heiteres Buch, das leise erzählt wird. Es ist spritzig erzählt, lässt den Leser oft schmunzeln. Das Artwork, das auf den ersten Blick möglicherweise leicht antiquiert wirkt, passt zur Geschichte und macht einfach Spaß beim Lesen.
Grönland Vertigo
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 24,95
ISBN 13:
978-3-945034-64-4
104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Gelungen Herge-Hommage
- Schönes Artwork
- Hintergründiger Humor


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 19.10.2017 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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