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Comic-Besprechung - Manara Werkausgabe 17: Der goldene Esel - Pandoras Augen
Geschichten:Manara Werkausgabe 17: Der goldene Esel - Pandoras Augen
Autor: Milo Manara, Apuleius, Vincenzo Cerami, Zeichner / Colorist: Milo Manara
Story:
Lucius ist ein junger Mann der in der Späzphase des römischen Reiches als Bote nach Thessalien reist. Er ist neugierig auf die dortigen Mysterien, doch als er tatsächlich einer Zaubersalbe habhaft wird, verwandelt er sich in einen Esel. Was nur der Beginn eines wahnwitzigen Abenteuers ist.
Pandora ist ein junges Mädchen was scheinbar eine psychische Krise überstanden hat. Nun könnte sie eigentlich ein sorgenfreies Leben beginnen. Doch dann wird sie entführt, weil ihre angeblich wirklicher Vater sie kennenlernen will. Leider ist dieser ein brutaler Gangster und die Polizei will die Chance nutzen, ihn endlich dingfest zu machen.

In dem bereits siebzehnten Band der Werkausgabe des italienischen Meisterzeichners Milo Manara sind zwei bemerkenswerte Geschichten enthalten die auf den ersten Blick nichts miteinander gemeinsam haben. Jedenfalls haben sie thematisch keine Schnittstelle. Und doch nehmen sie ihre Gemeinsamkeit in Bezug auf den Film und die dort verwendete Filmsprache.
Während Pandoras Augen sehr deutlich die filmischen Erzählmittel und deren Rhythmus benutzt, beschränkt sich Der goldene Esel auf Zitate. Pandoras Augen ist von einem italienischen Drehbuchautor, Vincenzo Cerami, geschrieben worden und so wundert es wenig, dass hier quasi eine unverfilmte Actiongeschichte vorliegt. Manara scheint aber ein wenig mit dem Stoff gefremdelt zu haben. Jedenfalls sind viele seiner beliebten Mittel und Themen hier nicht zu finden. Ja, es ist manchmal etwas surrealistisch, wenn sich etwa im Zorn die Augen der Heldin verändern, aber ansonsten ist es eine gradlinige Actiongeschichte. Fans werden enttäuscht sein, dass hier die Erotik Mangelware ist. Ja, die Heldin ist hübsch und besitzt die üblichen eleganten Rundungen, aber eine erotische Fantasie ist nicht vorhanden. Vielmehr ein solider Krimi der von dem Tempo und dem Setting lebt und dessen dramatisches Finale doch etwas überrascht und nicht sonderlich überzeugend ist. Zudem wird hier der ewige Disput angerissen, ob man mehr von den Genen oder der Umwelt geprägt wird. Schlecht ist die Geschichte nicht, aber in dem Oeuvre Manaras doch nichts weiter als „ferner liefen“.
Ganz anders Der goldene Esel. Der oben genannte Bezug zum Film erschöpft sich in Zitaten welche Manara hauptsächlich bei seinem Freund und Mitstreiter, dem legendären italienischen Regisseur Federico Fellini, genommen hat. Manche auftretenden Figuren entstammen den Filmen Satyricon und Casanova und passen in ihrem Make-Up, welches gleichzeitig Dekadenz, Verfall und Vulgarität auszudrücken vermögen, gut zu dieser Satire. Denn Manara nimmt sich eines antiken Stoffes von Apuleius an, der damals eine bissige Satire auf die römische Gesellschaft war und im Grunde nichts von ihrer Aussage verloren hat. Ein junger Mann verwandelt sich in einen Esel und erlebt die unterschiedlichsten Abenteuer. Dabei ist sein Geist noch menschlich und er gewinnt durch den tierischen Körper eine gänzlich andere Perspektive auf die Menschen und die Gesellschaft. Die Geschichte ist lustig, spannend und sehr erotisch. Gerade letzteres hat dieser Erzählung aber viel Ärger eingebracht und sie war viele Jahre, wenn überhaupt, nur im Giftschrank erhältlich und zeitweise sogar verboten. Das wundert einen nicht, denn schließlich kommt hier Sex mit Tieren vor. Explizit wird das nicht gezeigt, da Manara die Sprechblasen über den eigentlichen Akt legt und das Geschehen somit entschärft. Aber die Szenen kamen schon in dem ursprünglichen Text vor, sind also werkgetreu. Vor allem kann sich Manara aber auch auf die klassischen Sagen beziehen, denn dort kam ziemlich oft Sex mit Tieren vor. Pan etwa ist ein griechischer Gott der teilweise körperliche Merkmale eines Ziegenbocks besitzt und auch als ein Gott der sexuellen Lust gilt. Leda schlief mit einem Schwan und gerade Zeus benutzte oft die Gestalten von Tieren, um menschlichen Frauen beizuwohnen. Europa etwa, der er sich in Form eines Stieres näherte. Und wie sonst sollte der Minotaurus entstehen, wenn sich eine Frau nicht einem Stier hingegeben hätte?
Genau auf diese Episode wird auch kurz Bezug genommen. Manara stellt sich also bewusst in die antike Tradition und im Gegensatz zu einigen seiner anderen Werke ist hier gerade bei den Szenen mit den Tieren nichts pornographisch. Aber ansonsten kommt die Erotik nicht zu kurz. Komisch übrigens, dass in dem redaktionellen Teil zu keinem Zeitpunkt auf die Zensurprobleme Bezug genommen wird. Der goldene Esel ist auch abseits dieser Aspekte durchaus faszinierend und zeichnet sich durch Manaras hier sehr eleganten Stil aus mit einer Liebe zum Detail und zur Ornamentik welche Pandoras Augen abgeht. Allein schon die Satire lohnt also die Anschaffung des Bandes.
Fazit:
Der siebzehnte Band der Werkausgabe ist etwas unausgegoren. Pandoras Augen steht im Gesamtwerk eher unter "ferner liefen", ist aber temporeich und besticht durch das Setting. Der goldene Esel ist selten und die bissige Satire hat nichts von ihrer Kraft verloren und ist elegant in Szene gesetzt worden.

Manara Werkausgabe 17: Der goldene Esel - Pandoras Augen
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Paninicomics
Preis:
€ 29,99
ISBN 10:
3741604569
ISBN 13:
978-3741604560
128 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Zeichnungen
- bissige Satire
- elegant in Szene gesetzt
- Tempo und Setting

- zweite Geschichte sehr gradlinig
- grenzwertige erotische Szene

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 12.11.2017 | ||||||
Kategorie: | Manara | ||||||
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