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Comic-Besprechung - Das Mädchen aus dem Wasser
Geschichten:Das Mädchen aus dem Wasser (La Fille De L'eau)
Autorin, Zeichner: Sacha Goerg, Übersetzung: Ulrich Pröfrock
Story:
Ein Mädchen steigt eines Tages vor einer modernen Villa aus dem Wasser. Sie behauptet, sie habe einen Tretbootunfall gehabt. Doch in Wahrheit ist sie wegen einem Geheimnis hier, dass sie mit der Familie verbindet, die in dem Haus lebt.
Meinung:
Ein Fremder dringt in eine Familie ein und bringt deren Leben durcheinander. Seine Absichten, egal ob gut oder böse, erfährt man häufig erst im Nachhinein. Dieser Plot wird immer wieder gerne verwendet. Und findet auch in Sacha Goergs "Das Mädchen aus dem Wasser" erneut seine Anwendung.
Die Künstlerin wurde 1975 in Genf geboren und Mitbegründer des belgischen Autorenverlags L'Employé du Moi. "Das Mädchen aus dem Wasser" ist ihr Debüt als Künstlerin. Gleichzeitig kennt man sie auch als Zeichnerin der Comicerzählung "Sechs aus 49".
Es ist ein kühler Herbstmorgen. Ein Mädchen gibt einen Tretbootunfall vor, um in eine Villa zu gelangen. Sie gibt sich als Mann aus und ist auf der Suche nach etwas bestimmten. Sie ist mit der Familie, die in dem Haus lebt, verbunden. Nur wie? Und was ist ihr wahres Vorhaben?
Wer denkt, dass die Geschichte von diesem Band ein großes Drama ist, weil das Vorhaben der Protagonistin nichts Gutes für die Familie bedeutet, der wird schon bald eines besseren belehrt. Denn "Das Mädchen aus dem Wasser" ist wesentlich vielschichtiger, vielbedeutender, als dieser simple Plot es erahnen lässt. Er bietet viele Aspekte auf, viele Plots, deren zentraler Ausgangspunkt vor allem eins ist: Der Tod eines Menschen.
In diesem Fall ist es der Tod eines Architekten, der bei einem Schwimmunfall ums Leben kam. Er hinterlässt eine Familie, eine Frau und einen Sohn. Und die Villa, die er gebaut hat.
Die Protagonistin kommt zu einem Zeitpunkt, wo die Hinterbliebenen sich mit dem Verlust abgefunden haben. Der Sohn ist in der Pubertät und steht kurz davor, seine ersten, sexuellen Erfahrungen zu machen. Die Mutter Sonja hingegen plant eine Ausstellung und muss sich dafür mit einem Schleimer auseinandersetzen, der ihr dabei helfen soll. Und dieser kommt nicht alleine, sondern hat auch noch seine Geliebte mit dabei.
Es ist eine merkwürdige Situation, aufgeladen voller versteckter Anspielungen und Sehnsüchte. Die Protagonistin Judith ist dabei nur der Auslöser, um dieses Gebilde ins Wanken zu bringen, um Veränderungen einzubringen. Gleichzeitig ist da auch noch der Schatten des Verstorbenen, der immer wieder auftaucht und dessen Anwesenheit schmerzhafte Erinnerungen ins Spiel bringt. Dabei kann nur die Protagonistin ihn sehen und mit ihm interagieren. So gesehen schildert der Band auch, wie die Präsenz von Verstorbenen immer noch bei den Hinterbliebenen vorhanden ist. Gleichzeitig wird jedoch auch dargestellt, wie sein Einfluss auf die anderen schwindet, schon fast symbolhaft dadurch dargestellt, dass seine Größe immer kleiner wird.
Eine weitere Rolle spielen Gebäude. Es sind zwei Stück, die von Sacha Goerg als monumentale Farbblöcke dargestellt werden, die schon fast konturlos in der Landschaft stehen. Das eine ist die Villa, die innendrin normal eingerichtet ist. Das andere ist ein Lila-Block, der zwar auch von innen begehbar ist, aber ansonsten keine Möbel oder ähnliches bietet. Letzteres Gebäude gehört dem Schatten. Dort ist er häufig anzutreffen, dort spricht zu der Protagonistin. Wieso dem so ist, wird gegen Ende des Bandes aufgeklärt.
Jede der Figuren, die in "Das Mädchen aus dem Wasser" auftaucht, macht eine Wandlung durch. Sie entwickelt sich fort. Niemand bleibt unverändert. Das erreicht die Künstlerin durch viele kleine Handlungsbögen, wie zum Beispiel dem weiblichen Anhang eines Geschäftspartners der Mutter. Anfänglich noch oberflächlich, erfährt man immer mehr und mehr über sie, bis sie zu einem vollständigen Charakter wird.
Es wurde ja schon die besondere Darstellung der Gebäude angesprochen. Dies bildet einen extremen Kontrast zu der normalen Kolorierung, die per Wasserfarbe erfolgt. Dementsprechend ist sie nicht flächendeckend, sondern hat immer wieder weiße Stellen, was aber fantastisch wirkt. Auch die Zeichnungen sind grandios, gerade realistisch genug, um den dezent cartoonigen Stil der Künstlerin zu unterstützen.
Dies ist ein grandioser Comic und daher auch ein "Klassiker" und ein "Splashhit".
Fazit:
Wer sich "Das Mädchen aus dem Wasser" besorgt, der macht nichts falsch. Es ist eine vielschichtige Erzählung, bei der die Figuren realistisch wirken. Es wird dabei zum Beispiel geschildert, welchen Einfluss ein Verstorbener auf die Hinterbliebenen hat. Gleichzeitig können auch die Kolorierung und die Zeichnungen überzeugen.
Das Mädchen aus dem Wasser
Autor der Besprechung:
Götz Piesbergen
Verlag:
Reprodukt
Preis:
€ 24,00
ISBN 13:
978-3-95640-136-7
184 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Vielschichtige Geschichte
- Wunderbare Illustrationen
- Großartige Charakterentwicklungen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 14.01.2018 | ||||||
Kategorie: | One Shots | ||||||
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