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Comic-Besprechung - unterm Sternenzelt

Geschichten:

unterm sternenzelt
Autor:
Aurélien Ducoudray
Zeichner und Farbe: Anlor



Story:
Für Amédee und seine Freunde Prie-Dieu und La Merguez ändert sich das Leben auf einen Schlag komplett. Im einen Moment noch Obdachlose, die ihren Platz unter einer Brücke sicher glauben, sollen sie im nächsten Moment von der Polizei an den Stadtrand von Paris gebracht werden, um für Touristen ein erfreulicheres Stadtbild zu schaffen.
Die Situation wird nur noch getoppt, als ein unbekannter Notar auftaucht und den dreien eröffnet, dass Amédee ein Haus geerbt hat, dieses Erbe aber an eine Bedingung geknüpft ist und nur wenig Zeit bleibt diese zu erfüllen. Doch damit fangen die Turbulenzen im Leben der drei Freunde erst an.

Meinung:
In dem Vorwort von Christophe Lasserre-Ventura, dem Präsidenten der Stiftung Perce-Neige, wird schon angedeutet, was der Leser für einen eindrucksvollen Band in seinen Händen hält. Wie es Ducoudray schafft, seine grundverschiedenen und doch ähnlichen Hauptfiguren Nicolas und Amédee durch die Geschichte zu manövrieren, ist beachtlich, wenn auch nicht perfekt.

Er stellt die Behinderung Nicolas‘ offen dar, ohne sich darüber lustig zu machen. Dabei schafft er den Spagat sich dem Thema Trisomie 21 mit Humor, aber gleichzeitig respektvoll zu nähern. Denn obgleich man in der einen oder anderen Szene beherzt lachen muss, geschieht das nie aufgrund der Tatsache, dass sich über die Andersartigen lächerlich gemacht wird, sondern vielmehr aufgrund der Entlarvung der Vorurteile von vermeintlich „Normalen“. Im Gegenteil, der gesamte Band atmet die Luft, die von Respekt gegenüber jeder Gruppe von Minderheiten geprägt ist. Am Beispiel Nicolas‘ heißt das, dass, nur weil jemand an Trisomie 21 erkrankt ist, er in seinem Handeln nicht vollkommen beschränkt oder gar ein „Idiot“ sein muss. Bezeichnend hierfür ist eine wunderbare Szene in einem Taxi, in der dem Fahrer als vermeintlich Normalen aufgezeigt wird, wie beschränkt er doch ist. Nein, Nicolas ist keineswegs dumm oder ein Idiot, sondern nur anders. Dumm sind dagegen die Menschen, die sich mit der Andersartigkeit von anderen nicht auseinandersetzen können und wollen und darauf begründet Vorurteile haben. Und Ducoudray wird in seiner Geschichte nicht müde, gerade diese Leute zu entlarven. Er geht er in seiner Geschichte nicht nur auf des Thema Trisomie 21 ein, sondern streift wie im Vorbeigehen auch noch die Themen Religion und Zusammenhalt der Gesellschaft. Ein Drahtseilakt, der bei der Bandbreite der angesprochenen Themen viel Raum zum Fallen beinhaltet. Aber dem Autor gelingt es beinah über die gesamte Zeit das hohe Niveau zu halten.

Vor allem in der ersten Hälfte des von SPLITTER in der Reihe „SPLITTER Double“ veröffentlichten Albums, reiht sich ein Highlight an das nächste, bspw. in der Szene, in der Nicolas erzählt, dass er der letzte seiner Linie sein wird, da sich Behinderung nicht fortpflanzen soll. In diesem Moment geht es sowohl Amédee wie auch dem Leser ans Herz. Leider fällt die Qualität im zweiten Teil des Bandes ein wenig ab, da sich hier die Geschichte mehr zu einer Roadmovie-Story entwickelt, in der mehr die Entwicklung Amédees im Mittelpunkt als das menschliche Zusammenspiel von Nicolas und Amédee. Und vor allem das süße Ende wirkt bei aller Bissigkeit, die in der Geschichte immer wieder zu finden ist, ein wenig aufgesetzt.

Insgesamt betrachtet, und dazu gehören auch die fulminanten Zeichnungen Anlors, die ein wahrer Augenschmaus sind und vor Dynamik und Lebendigkeit strotzen,  bleibt zu sagen, dass hier ein Band vorliegt, der zwar knapp das „Klassiker“-Prädikat verpasst hat, bei dem es  aber zu einem klaren „Zugreifen“ reicht.

Erwähnt sei noch, dass das Album in der von SPLITTER gewohnten Qualität veröffentlicht wird. Einzig etwas mehr Zusatzmaterial als die vorhandenen Skizzen am Ende hätte man sich bei den Themen des Bandes gewünscht.

Fazit:
SPLITTER hat mit der Auswahl von „unterm sternenzelt“ wieder mal einen Volltreffer in dem ohnehin schon reichhaltigen Programm gelandet. Ducoudray und Anlor schaffen es zu jeder Zeit respektvoll mit dem Thema Trisomie 21 umzugehen und den Leser zum Nachdenken und gegebenenfalls auch Überdenken seiner eigenen Einstellungen zu bewegen. Eine klare Kaufempfehlung für alle die, die ihren Horizont ein wenig über die geliebten wohl gewonnenen Themen hinaus erweitern wollen und einer herzerwärmenden Geschichte nicht abgeneigt sind.


unterm Sternenzelt - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

unterm Sternenzelt

Autor der Besprechung:
Martin Ebert

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 22,80

ISBN 13:
978-3962190149

104 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • würdevoller Umgang mit Thema Trisomie 21
  • bei allem Humor immer mit Respekt
  • tolle, lebendige Zeichungen
Negativ aufgefallen
  • mageres Zusatzmaterial, dass sich bei dem Thema angeboten hätte
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 28.01.2018
Kategorie: Rezensionen
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