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Comic-Besprechung - Tödliches Spiel

Geschichten:
Text und Zeichnungen: Holger Klein

Story:
Ein Mann fällt einem Innenhof entgegen, er blickt auf Blumentöpfe ein Glasdach und rudert mit Armen und Beinen. Festgehalten aus einem Blickwinkel knapp über dem Fallenden. Mit diesem ganzseitigen Panel beginnt die Kriminalgeschichte. Der Mann überlebt den Sturz nicht. Der Tote ist Harry Linke, Jazztompeter und alles sieht nach einem Fenstersturz aus. Ob es ein Unfall war oder Selbstmord, da legt sich die Polizei nicht so schnell fest. In jedem Fall aber kein Fremdverschulden. Das sieht Max Wolf ganz anders. Er wohnt im Selber Haus wie der Jazzer und war erster am tragischen Unfallort. Was machen? Wolf beginnt auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen im Frankfurt/Main der 1950er-Jahre. Er trifft auf eine Stadt aus Sex, Brutalität, verschrobene Typen, heißen Frauen und ganz viel Jazz.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Eines gleich vorweg: Eigentlich müsste man den Band nachts lesen, eine schöne Musik von Chet Baker, Miles Davis oder einer anderen Größe auf dem Schallplattenspieler, eine laue Sommernacht, Whiskey, Sterne über einem, die Szenerie nur von einer Kerze erhellt. Allerdings – um auch das gleich vorweg zu sagen – sollte jemand diesen Rat befolgen und er oder sie sogar noch in der Lage sein bei Kerzenlicht die Texte zu lesen, so würde ihm oder ihr aber gewiss die wunderschönen Zeichnungen von Holger Klein entgehen.
Der deutsche Zeichner Klein stammt aus Kassel und hatte zuletzt mit dem Vampircomic „Blutspur“ (Text von Michael Mikolajczak bei „Kult Comics“) von sich reden gemacht. Sein neuer Comic, den er nach eigener Auskunft bereits seit Jahren in der Schublade hatte, ist allerdings im Gegensatz zu „Blutspur“ in kräftigen Farben gehalten. Schade, auch schwarz-weiß wäre passend gewesen, denn Klein erzählt eine wundervolle Kriminalgeschichte im Stil des Film Noir. Aber auch so dominiert der Anteil Schwarz in den einzelnen Panels. 
Viele Elemente aus den Filmen der 1940er- und 1950er-Jahren finden sich bei Klein: da ist beispielsweise die melancholische Stimme aus dem Off. Vor allem in US-amerikanischen Detektivfilmen gerne eingesetzt, wird sie auch bei Klein zum Hauptstilmittel, um die Geschichte voranzutreiben. An der einen oder anderen Stelle hätte sich der Leser vielleicht ein bisschen weniger Stimme gewünscht, da sie den angenehmen Erzählfluss etwas bremst. Weitere Merkmale, die aus dem Film Noir in der Arbeit von Klein wiederzufinden sind, sind etwa die ungeheure Brutalität, mit der die Menschen ihre Ziele verfolgen oder auch die eingebauten Rückblenden. Dennoch ging es Klein nicht in erster Linie darum, eine Comicadaption der cineastischen Spielversion zu geben. Er bekräftigt stattdessen, dass es ihm darum ging eine Hommage an Chat Baker und seine Lieblingsstadt Frankfurt/Main zu zeichnen.
Beides ist ihm vortrefflich gelungen. Seine Anspielungen auf Frankfurt sind mannigfach. Von der Prostituierten Rosemarie Nitribitt bis hin zur realistischen Wiedergabe der in den 1950er-Jahren beherrschenden Architektur in der Metropole am Main. Und Chat Baker ist nicht nur deshalb besonders präsent in diesem Band, weil der Musiker aus Oklahoma ebenso wie Harry Linke bei einem Fenstersturz ums Leben kam, sondern vor allem weil das ganze Album von seiner Musik, seiner Trompete durchtränkt ist. Vermutlich passt der Band deshalb so ausgezeichnet in eine laue Sommernacht zu Kerzen, Whiskey und Sternen.


Fazit:
Jazz und sommerliche Schwüle passen einfach zusammen. Wenn das Ganze dann noch als Film Noir auf dem Papier herkommt, ist die Lektüre für die Jahreszeit perfekt. Über kleinere schwächen im Erzählfluss kann dabei locker hinweggegangen werden.


Tödliches Spiel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Tödliches Spiel

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Kult Comics

Preis:
€ 19,95

ISBN 13:
978-3-946722-93-9

72 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Jazzatmosphäre
  • Artwork
  • Sittenbild der 1950er-Jahre
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 19.06.2018
Kategorie: Alben
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