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Comic-Besprechung - Jugurtha Gesamtausgabe 4
Geschichten:Jugurtha Gesamtausgabe 4
(Der grosse Vorfahr, Die Mondberge, Der schwarze Stein)
Autor: Jean-Luc Vernal, Zeichner / Colorist: Franz
Story:
Nachdem Marsia besiegt worden ist, wird Jugurtha und Vania nahegelegt die Stadt schnell zu verlassen, da die verbliebenden Gladiatoren vertrieben werden sollen. Doch dieser Plan stösst bei Jugurtha auf wenig Gegenliebe und löst einen Konflikt mit den bisherigen Verbündeten aus. Auf ihrer Flucht werden der numidische Prinz und seine Gefährten von einem anderen Stamm gefangen genommen welcher die Frauen einer mysteriösen Gottheit opfern will. Jugurtha setzt alles daran, seine geliebte Vania zu retten und dem Rätsel des vermeintlichen Gottes auf den Grund zu gehen.
Meinung:
Der vierte Band der Gesamtausgabe von Jugurtha beinhaltet neben drei albenlangen Abenteuern noch fünf bislang auf Deutsch unveröffentlichte Kurzgeschichten die vor allem humoristisch sind und Würdigungen darstellen. Sie sind jeweils aus konkreten Anlässen im Tintin Magazin erschienen so etwa zum Geburtstag von Derib oder zum 40-jährigen Jubiläum des Magazins und offenbaren auch sehr viel Selbstironie. Nur eine von den kurzen Erzählungen ist der eigentlichen Storyline zuzuordnen. Leider ist diesmal das Vorwort etwas zu kurz geraten und die lange Geschichte des Magazins in dem Jugurtha ja ursprünglich erschienen ist, wird im Zeitraffer abgehandelt und nur erläutert inwiefern das den numidischen Prinzen betraf und somit den erklärenden Hintergrund für die Kurzgeschichten bietet.
Auf die Hintergründe für die Alben wird hier kaum eingegangen. Dabei ist ja bekannt, dass der Autor Vernal bislang durchaus immer sozialkritische Thermen unterbrachte und durchaus in dem Subtext politisch wurde, was die Herausgeber aber nicht wollten. Umso erstaunlicher ist es das in diesen drei Abenteuern ein solcher Subtext fast gänzlich fehlt. Denn Vernal war zu der Zeit Chefredakteur von Tintin und hatte kaum noch Kontrollinstanzen über sich. Eigentlich besaß er damit eine kreative Freiheit die er aber nicht nutzte. Jedenfalls in der Hinsicht.
Aber das schmälert die Dichte dieses Storybogens nicht, denn alle drei Erzählungen ergänzen sich nahtlos und werden nicht einmal beendet. Nur in dem ersten Abenteuer gibt es einen kurzen und ziemlich platten Monolog mit einer Kritik am Kolonialismus. Allerdings spielt das für den Inhalt kaum eine Rolle, sondern bietet nur den Aufhänger für die nächste dramaturgische Entwicklung die typisch für ein Abenteuergenre ist und höchstens den Missbrauch der Religion für politische Zwecke als Subtext beinhaltet. Jugurtha, seine geliebte Vania und Aicha werden von einem afrikanischen Stamm gefangen genommen. Die Frauen sollen einem gottgleichen Wesen als Opfer gebracht werden und Jugurtha will sie retten und gleichzeitig seine Neugier befriedigen was dem Mythos um den großen Vorfahren wohl zu Grunde liegen mag.
Hier kommt der schwächste Aspekt dieser Ausgabe zum Tragen, denn wenn am Ende ein Raumschiff zu sehen ist, so ist das ärgerlich. Nicht nur weil auf die obskuren Theorien eines Erich von Däniken Bezug genommen wird, sondern weil hier mit der Betitelung Der große Vorfahr auch wieder impliziert wird, dass die Menschen und ihre Entwicklung von Außerirdischen initialisiert worden wäre. So ein Unsinn ist hier völlig unnötig (wie es auch schon in den ersten Bänden von Thorgal gewesen ist) und ein herber Stilbruch. Vielleicht wollte man sich einem anderen Publikum anbiedern, denn die Verkaufszahlen von Tintin waren damals nicht gut und vielleicht wollte man einige Leser von Metal Hurlant ansprechen.
Dafür sind erstaunlicherweise die teilweise surrealen Szenen überaus glaubwürdiger da sie eindeutig als Traum identifizierbar sind und gleichzeitig die psychische Verfassung der Hauptfigur spiegelt. Zwar ist das auch ein irritierender stilistischer Bruch und ein Wechsel der Tonart, aber immerhin gut begründet. Das schmälert nicht die spannende Geschichte. Auch wenn die Suche nach der Gefährtin ein beliebtes Thema im Genre ist, was spätestens durch Prinz Eisenherz zu einem Klischee wurde, so werden doch im Hintergrund genug Rätsel und Fragen aufgeworfen welche den Leser nicht mehr loslassen. Zudem sind da noch die komplexe Dynamik zwischen den Charakteren welche die Saga nie langweilig werden lässt sowie die detailverliebten Zeichnungen von Franz welche die Leserschaft komplett in die geschilderte Welt eintauchen lässt. Trotz einiger leichter Abstriche also eine sehr empfehlenswerte Ausgabe.
Fazit:
Ein dichter und spannender Erzählbogen der aber gerade am Ende mit einem Bruch des Genres für Ärgernis sorgt. Ansonsten sehr empfehlenswert.
Jugurtha Gesamtausgabe 4
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Finix Comics
Preis:
€ 34,80
ISBN 10:
3945270529
ISBN 13:
978-3945270523
168 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- dramaturgisch dicht
- detailreiche Zeichnung
- spannendes Setting in Afrika
- ein großes Klischee in der Handlung
- herber Bruch des Genres im letzten Akt
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 26.11.2018 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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