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Comic-Besprechung - Jan Karski – Zeuge der Shoa
Geschichten:Text: Marco Rizzo
Zeichnungen: Lelio Bonaccorso
Koloristen: Chiara Arena, Claudio Naccari
Story:
Die Geschichte von Jan Karski, der eigentlich Jan Kozielewski hieß, dürfte den geschichtsinteressierten bekannt sein. Als Offizier in der polnischen Armee geriet er 1939 in sowjetische Gefangenschaft, wurde gegen Ukrainer bei den Deutschen eingetauscht und konnte dabei fliehen. Er widmete fortan sein Leben dem Widerstand. Er war Kurier der Untergrundorganisation „Polnische Heimatarmee“ und Augenzeuge der systematischen Vernichtung der Juden. Seine Aufgabe war es, den Alliierten über die Zustände zu berichten, um sie zum Einschreiten zu bewegen, was einer gezielten Vernichtung von Bahnverbindungen und Angriffe auf die Krematorien der Konzentrationslager bedeutete. Allerdings wurde seinen Schilderungen kein Glauben geschenkt, oder sie wurden als Übertreibungen der polnischen Exilregierung eingestuft.
Meinung:
Auf dem Weg von Berlin zurück saß ich im ICE und las den Band von Rizzo und Bonaccorso, als plötzlich eine Dame vor mir aufstand und mich ansprach: „Entschuldigen Sie, lesen Sie da gerade ein Comic über Jan Karski?“ – „Aber ja, kennen Sie Karski?“ – „Ich habe“, erwiderte die Dame, „vor ein paar Monaten sein Buch gelesen. Ein absolutes Mammutwerk. Kann man sowas tatsächlich so zusammenstreichen, dass ein spannender Comic daraus wird?“ Eine gute Frage. Und genau um diese dreht es sich auch im Endeffekt: Kann ein derart komplexes Leben auf knapp 160 Seiten zusammengefast werden?
Ich musste einen kleinen Moment nachdenken und konnte dann aber aus Überzeugung die Frage der Dame mit „Ja“ beantworten. Das hat sicherlich verschiedene Gründe. Einerseits ist das in der behutsamen und empathischen Herangehensweise an die Biographie von Karski begründet. So hat sich Rizzo dazu entschlossen, im entschiedensten und dramatischsten Moment im Leben von Karski das Format der 9. Kunst weitesgehend zu verlassen. In den Szenen, in denen der polnische Untergrundkämpfer in ein Konzentrationslager eingeschleust wird, um sich persönlich von den Zuständen dort zu überzeugen, verzichtet der Szenarist auf eine Wiedergabe im Sinne der 9. Kunst. Stattdessen lässt er hier Karski zu Wort kommen und zitiert großräumig aus dem Bericht des Polen. Damit schafft er als Erzähler eine Distanz, die dem Werk sehr gut tut. Rizzo schützt seine Geschichte davor, in eine lähmende Betroffenheit zu versinken. Stattdessen nimmt sich der Autor zurück und lässt den Protagonisten sprechen.
Den weiteren Kniff, um eine so umfangreiche Biographie in eine überschaubare Form zu bringen, liefert Rizzo im Nachwort. Die Lösung lag darin Ereignisse und Personen zusammenzufassen. Das ist vielleicht nicht in jeder Form authentisch, sorgt aber dafür, dass der Text flüssig gelesen werden kann.
„Jan Karski – Zeuge der Shoa“ ist ein Comic, der sicherlich nicht das komplette Leben des Polen in allen Facetten wiedergeben kann. Aber er bietet einen perfekten Einstieg, um sich intensiver mit seinem Leben auseinanderzusetzen.
Fazit:
„Jan Karski – Zeuge der Shoa“ ist eine gelungene Comic-Biographie. Zu empfehlen sicherlich als Schullektüre, aber auch darüber hinaus für alle interessant, die sich einmal etwas genauer mit der polnischen Situation im 2. Weltkrieg beschäftigen wollen.
Jan Karski – Zeuge der Shoa
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
bahoe books
Preis:
€ 24
ISBN 13:
978-3-903022-75-1
158 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Spannende Biographie
- Empathisch
- Authetisch
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 15.12.2018 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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