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Comic-Besprechung - Salzhunger

Geschichten:
Salzhunger
Autor / Zeichner / Colorist: Matthias Gnehm


Story:
Der global agierende Rohstoffkonzern Boromondo betreibt umweltschädigende Geschäftspraktiken. Als die Organisation Erzfeind erfährt, dass in Lagos Giftmüll verklappt werden soll, reisen die Aktivistin Paula und der neue Mitarbeiter Arno nach Afrika, wo sie deren Informanten Anthony treffen. Der Tipp erweist sich als richtig, doch wird die kleine Gruppe verraten und sie drohen in einem Strudel der Korruption und Gewalt mitgerissen zu werden.


Meinung:
Die Graphic Novel Salzhunger nimmt sich eines wichtigen Themas an, was nie an Brisanz verloren hat und auch in Zukunft immer wichtig sein wird oder sogar noch wichtiger werden wird. Was an sich schon sehr traurig ist.  Die Rede ist natürlich von der Umweltzerstörung und wie global agierende Konzerne Raubbau an Mutter Natur betreiben.

In dieser Graphic Novel geht es darum wie eine NGO, eine Non-Government Organization, die kriminellen Machenschaften eines europäischen Konzerns in Afrika aufdecken will. Nachdem die Organisation „Erzfeind“ einen Tipp bekommen hat das Müll in Lagos verklappt werden soll, macht sich die Projektleiterin mit einem neuen Freiwilligen, der privat nach einer Trennung eine Sinnkrise hat, auf den Weg nach Lagos, um dort einen Informanten zu treffen. Doch sie werden verraten und geraten in ein Netz von Korruption und Gewalt.

Das Thema ist hoch aktuell und bietet mehrere Möglichkeiten es dramaturgisch einzubinden. Denn der grobe Storyabriss verspricht Atmosphäre, Exotik, Spannung, Gewalt, Intrigen und vielleicht sogar Sex. Umso enttäuschender ist es, dass fast alle Elemente auf dem Weg liegen gelassen werden. Vor allem der Thrilleranteil gerät zunehmend ins Hintertreffen und es ist alles arg plakativ ausgefallen. Man kann es mit einem TV-Film des ZDF vergleichen: es herrscht Mutlosigkeit vor, die Präsentation beschränkt sich auf das Formelhafte und es mahnt ständig ein pädagogisch erhobener Zeigefinger. Hier überdeckt die Message deutlich den Plot. Diesen nervigen und uneleganten Aspekt kann man hinnehmen wenn man als Leserin oder Leser tief in das Geschehen eintaucht und mit den Charakteren mitfiebert. Aber leider wird auch dieser Aspekt versäumt. Dem Schweizer Autor und Zeichner Matthias Gnehm gelingt es nicht, auch nur ansatzweise sympathische Figuren zu entwerfen. Die Hauptperson, aus deren Perspektive die Geschichte hauptsächlich erzählt wird, ist sehr passiv, zu passiv, und man möchte sie packen und rütteln und ihm zurufen, dass er endlich was machen oder sogar mal etwas reden soll. Damit wird der Leser zusätzlich auf Distanz gehalten, was im Übrigen auch den Figuren so ergeht die einem immer wieder ein Rätsel bleiben und irgendwann auf der Strecke bleiben und deren Entwicklung gar keine Rolle mehr spielen.

Was auch dafür sorgt das die Handlungen unverständlich bleiben da sie gänzlich ohne Motivationen stattfinden. Wenn später dem Anti-Helden ein Salzhunger attestiert wird, so erklärt das nicht nur den Titel, sondern auch den Charakter. Dieses Attribut bezeichnet den Aspekt, dass dem eigenen Leben Würze beigemengt werden soll, da ansonsten alles fade ist. Sei es nun durch eine Liebesbeziehung oder ein ehrenamtliches Engagement und dem Bestreben die Umwelt zu schützen: es ist das Salz welches dem Einerlei das Besondere verleihen soll. Allerdings wird das durch den Charakter nicht deutlich und widerspricht im Grunde allem was man über ihn bislang gelesen hat. Viel mehr aber ist der Mangel an Motivationen anderer Charaktere relevant, denn der Verrat wird nie erklärt. So verpufft alle persönliche Dramatik und die Message ist penetrant da ansonsten die Dramaturgie nicht funktioniert.

Als wäre das noch nicht genug, begeht Gnehm am Ende noch einen derben dramaturgischen Fehler. Er fügt eine Wendung ein die völlig überflüssig und ärgerlich ist da sie alles kaputt macht was man vorher gelesen hat. Sie lässt nicht alles in einem anderen Licht erscheinen, sondern offenbart die dramaturgischen und charakterlichen Mängel auf eine eklatante Art und Weise. Man hat den Eindruck, dass alles mit heißer Nadel um das Thema herum gestrickt worden ist und Gnehm hat die Story und die Figuren nicht im Griff. Er hätte zur Vorbereitung mal häufiger Largo Winch lesen sollen, um ein schönes Beispiel zu haben wie man wirtschaftliche Themen und die Kritik daran in eine packende Thrillerstory einbettet. So werden hier die Chancen vertan.


Fazit:
Ein wichtiges Thema. Wobei der Fehler begangen wird, dass die Message alles überdeckt und der Autor und Zeichner weder seine Story noch die Figuren im Griff hat. Der pädagogische Zeigefinger überdeckt alles, während die Dramaturgie versinkt. Alle Chancen sind vertan.


Salzhunger - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Salzhunger

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Edition Moderne

Preis:
€ 32

ISBN 10:
303731186X

ISBN 13:
978-3037311868

220 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Thema
Negativ aufgefallen
  • pädagogischer Zeigefinger
  • Figuren bleiben einem fern und unerklärt
  • überflüssige und der Geschichte schädigende Wendung
  • dramaturgisch holprig
  • Message ohne Story
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
4
(1 Stimme)
Bewertung
Du kannst diesen Comic hier benoten.

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Rezension vom: 29.05.2019
Kategorie: Independent
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