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Comic-Besprechung - Spirou und Fantasio Spezial 28: Spirou oder: Die Hoffnung 2

Geschichten:
Spirou und Fantasio Spezial 29: Spirou oder: Die Hoffnung 2
Autor / Zeichner: Emile Bravo, Colorist: Fanny Benoit

Story:
Herbst 1940. Belgien ist von der deutschen Wehrmacht besetzt und die Versorgung ist schlecht. Besonders da Spirou und Fantasio ihre jeweiligen Jobs verloren haben. Ihr Alltag ist geprägt von Hunger und dem täglichen Überleben. Doch dann haben sie die Idee ein Puppentheater aufzuziehen, um die Kinder von dem Elend abzulenken sowie menschliche Werte beizubringen. Doch Spirou ahnt nicht das ihm schwere Zeiten bevorstehen werden.


Meinung:
Es ist ja beileibe keine Neuigkeit mehr das es seit einigen Jahren die Spezial Reihe zu Spirou und Fantasio gibt, in der Autoren und Zeichner nicht den Zwängen der Serie stattgeben müssen, sondern nicht nur inhaltlich, sondern auch zeichnerisch deutlich mehr Freiheiten genießen. Dabei gibt es  einige Überraschungen wie etwa den Band von Emile Bravo.

Stilistisch fügt sich Bravo gut in Spirou ein. Zwar ist sein Stil eher der ligne claire eines Hergé zuzuordnen als der ecole marcinelle wie etwa bei Franquin und gemeinhin mehr mit Spirou assoziiert, aber den Stil umweht etwas klassisches und passt nicht nur zu einer altehrwürdigen Serie, sondern auch zu der Epoche in der sie spielt. Das war das eigentlich überraschende, denn Bravo siedelte seine Spirou-Reihe zu der Zeit des Zweiten Weltkrieges an und als Belgien von der deutschen Wehrmacht überfallen wurde. Damit wurde aber auch eine Metaebene geschaffen, denn schließlich gab es das Magazin Spirou schon zu der Zeit und es ist eine Hommage an sich den Titelhelden in einem realhistorischen Setting seine Abenteuer erleben zu lassen. Dabei verliebte er sich auch. Ausgerechnet in eine Jüdin die dann auch verschwand.

Nun erschien der zweite Band von Emile Bravo und der gesamte Erzählzyklus wird auf vier Bände angelegt. Nun hat Bravo den jugendlichen Helden immer noch in die Kriegszeit versetzt und der Hintergrund der Story ist die Besatzung Belgiens durch die Deutschen. Ähnlich wie damals das Magazin Spirou aufgrund der Papierknappheit darbte, leiden Spirou und Fantasio nun Hunger und müssen mit den Widrigkeiten und der Rationalisierung umgehen. Dabei spielen die Deutschen eigentlich keine Rolle. Sie sind zwar immer währendes Thema, tauchen aber selten auf. Man sieht mal deutsche Soldaten in Stechschritt auf der Straße marschieren und einige vermeintliche Gestapo-Agenten, aber erst auf den letzten Seiten wird die Bedrohung greifbarer.

Was in diesem Band prägend ist, ist gleichzeitig auch beängstigend. Es ist weniger die titelgebende Hoffnung. Die ist wichtig, denn ohne die Hoffnung gibt es nichts, und fiktive Helden wie Spirou und Fantasio die trotz aller Widrigkeiten alles richten können und werden, sind ein Faktor der Hoffnung schafft. Zudem in so düsteren historischen Zeiten wie dem Zweiten Weltkrieg. Nein, was beängstigend ist, ist die große vorherrschende Naivität. Aus der historischen Rückschau stoßen hier einem häufig manche Geschehnisse übel auf. So etwa das Spirou nicht merkt, dass er im Grunde in den belgischen Widerstand involviert ist. Und manche Geschehnisse als „Unmöglich“ abtut und das Überleben, die Beschaffung von Nahrung und Heizmittel von Tag zu Tag wichtiger ist als alles andere. Diese Notwendigkeiten des Alltages, die heute kaum noch nachvollziehbar sind, aber auch die Naivität, dürften die Haltung vieler Menschen von damals treffen, die wahrscheinlich wirklich selten über den Rand ihres meist leeren Tellers sehen konnten. Aber gerade deutsche Leserinnen und Leser dürften teilweise ein großes Unbehagen spüren. Gerade am Ende herrscht nicht nur ein großer Cliffhanger vor, der hier nicht verraten werden soll, sondern da man weiß wohin es gehen wird, möchte man laut schreien.
Spirou durchschaut die Zusammenhänge nicht, sondern versucht zu überleben und dennoch seine humanistischen Ideale aufrecht zu erhalten. Das ist nicht nur eine moralische Botschaft in einer historischen Rückschau und auch ein Metakommentar zu der Figur und dem Magazin in der sie erscheint, sondern auch eine Aufforderung an die heutige Zeit. So generiert sich die Spannung hier auch vornehmlich aus dem Spannungsfeld zwischen dem Subjekt und seinen Idealen und Träumen und dem gesellschaftlichen historischen Umfeld. Dennoch ist der Band voller Witz und tragische, dramatische, anspielungsreiche Elemente werden immer wieder durch kleinere Actionsequenzen und vor allem comic relief gebrochen. Und die gelungenen Zeichnungen, wenn man mal von dem rigiden Panelsystem absieht, machen den Band zu einem einzigen Genuss.


Fazit:
Aus der historischen Rückschau stösst hier einem die Naivität manchmal etwas übel auf, trifft aber wohl die Situation der Menschen in der Zeit. Ansonsten ist der spannend, dramatisch, aber auch lustig und behandelt ein ewiges Thema: wie man menschliche Werte in Krisenzeiten aufrecht erhält.

Spirou und Fantasio Spezial 28: Spirou oder: Die Hoffnung 2 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Spirou und Fantasio Spezial 28: Spirou oder: Die Hoffnung 2

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 14,00

ISBN 10:
3551776385

ISBN 13:
978-3551776389

96 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • glaubwürdiges Lebensgefühl der damaligen Zeit
  • Spannung und Witz
  • Dramatik
  • viele Anspielungen
  • Spannungsfeld Individuum und Gesellschaft
Negativ aufgefallen
  • rigiges Panelsystem
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 27.11.2019
Kategorie: Spirou + Fantasio
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