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Comic-Besprechung - Milo Manara – Werkausgabe 18

Geschichten:
Caravaggio
Text und Zeichnungen: Milo Manara


Story:
Herbst 1592. Michelangelo da Caravaggio, bekannt als "Caravaggio", kommt in Rom an, Leinwände und Pinsel unter dem Arm. Er schöpft seine Inspiration aus der Seele der ewigen Stadt, zwischen Größe und Dekadenz, und aus den farbenfrohen Charakteren, denen er dort begegnet. Schnell für sein Talent bewundert, wird er jedoch oft für seine künstlerische Voreingenommenheit kritisiert werden, vor allem in Bezug auf seine religiösen Themen. So wird er als Vorbild für seinen Tod der Jungfrau eine Prostituierte nehmen. Dieser Ruf wurde durch den Hang des Malers zur Gewalt und seine Teilnahme an häufigen und lebhaften Scharmützeln noch verschlimmert.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Dass der italienische Künstler Manara mehr drauf hat, als schöne Hintern und laszive Frauen zu zeichnen, zeigt er eindrucksvoll in seiner letzten Comicbiografie über den italienischen Barockmaler Caravaggio, die bei Panini nun im Zuge der Werkausgabe als Band 18 vorliegt. Hier gibt der Zeichner ganz frei die Lebensgeschichte von Michelangelo Merisi, auch Michael Angelo Merigi, kurz Caravaggio genannt, wieder. Dabei – und das gleich vorweg – geht es dem italienischen Comickünstler offensichtlich weniger um historische Authentizität, als um einen Stimmungseinfang der Barockzeit. Der Maler wird als gewalttätiger Trinker, arrogant, ein Mafioso und schließlich als Mörder beschrieben.
Zwei Dinge sind es, die das Werk Manaras kennzeichnen: historische Stoffe und Erotik. Im Laufe seiner langen Karriere gewann mal dieser, mal jener Aspekt die Oberhand. Dass er sich dann dem Werk einer historischen Person aus der ausschweifenden Epoche des Barocks widmet, scheint logisch. Aber mehr noch dürfte sein Wunsch ausschlaggebend gewesen sein, dass er als junger Künstler selber gerne beruflich zum Pinsel gegriffen hätte. Insgesamt ähnelt das Werk ein wenig seiner Arbeit an der von Jodorowsky geschriebenen Borgia-Reihe, die bereits in der ewigen Stadt Rom spielt.
Allerdings zeigt sich bei Caravaggio wieder einmal, dass Manara ein Zeichner und kein Autor ist. Allerdings ist das in diesem Fall tatsächlich nicht so wichtig, denn grafisch ist das Werk ein Meisterstück. Vor allem erlaubt uns dieses Buch, das Werk Caravaggios mit Gemälden zu entdecken, die in Comics sehr gut dargestellt sind.
Caravaggio hebt sich von Manaras bisherigen Arbeiten ganz offensichtlich ab. Das liegt vor allem an der Farbgebung des Albums, die er selbst in Zusammenarbeit mit Simona Manara erledigt hat. Aufgrund der ausgefallenen Farben, die er ganz seinem Protagonisten, Caravaggio, angepasst hat, hat der Betrachter nicht den Eindruck, dass hier ein Comic über den barocken Maler vorliegt, sondern dass das Werk selbst ein barocker Comic ist, den Caravaggio persönlich gestaltet hat. Die warme Farbgebung und die Detailversessenheit in Mimik und Ausdruck lassen viele Parallelen zum großen italienischen Maler aufkommen. Caravaggio selbst wird uns als aufsässiger Freigeist präsentiert, der sich für die Schwachen einsetzt, Standesrecht missachtet und an eben dieser Einstellung am Ende zugrunde geht. In der Realität verstarb der Maler mit nur 38 Jahren aus unbekannten Gründen in einem Hospiz. Manara verlegt seinen Todesort ans Meer und zeigt uns einen mit seiner Verzweiflung ringenden Künstler. Der italienische Comickünstler hat das Ende des Genies aus dem Barock weniger nüchtern dargestellt, sondern ein Ende gewählt, dass dem dramatischen Leben Caravaggios angemessen ist. Hier darf der Leser keine allzu große Authentizität erwarten, zumal Manara uns seine Version vom Tod des Malers in wundervoll ausdrucksstarken Bildern präsentiert.
Der Comickünstler ist in seinem gesamten Werk immer eng verbunden mit Kunst und Erotik. Natürlich fehlt auch Letztere nicht ganz. Aber sie steht weit weniger im Vordergrund als bei anderen Werken. Hier und da mal eine nackte Brust, ein nackter Hintern, garniert mit vokalen Andeutungen, mehr nicht. Und vielleicht ist das der Grund, dass die beiden Caravaggio-Bände für mich erotischer sind, als seine Klassiker Click oder Der Duft des Unsichtbaren. Denn der Leser muss mit seiner Fantasie ergänzen, was fehlt und nimmt auf diese Weise Teil an der Erotik, ist nicht bloß Zuschauer. Wenn beispielsweise eine Hure in einem Torbogen vergewaltigt wird, hält Manara bei Caravaggio nicht drauf. Er bleibt mit dem Betrachter davor stehen und überlässt es ihm, in seinen Gedanken die Szene weiterzuspinnen. Eine Herangehensweise, die er nicht zu allen Zeiten seiner Karriere wählte – das tut dem Band gut.



Fazit:
Ein Bildgewaltiges Epos, dass sich weniger an der schmutzigen Realität des Barock orientiert, als vielmehr an dem Wunsch des Künstlers, etwas Ästhetisches zu schaffen. Und das funktioniert bei Manara wieder einmal vortrefflich! Präsentiert in einem schönen Band!



Milo Manara – Werkausgabe 18 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Milo Manara – Werkausgabe 18

Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs

Verlag:
Panini

Preis:
€ 30

ISBN 13:
978-3-7416-2073-7

156 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Bildgewaltig
  • Aufmachung
  • Dramatik
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(3 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 13.12.2020
Kategorie: Alben
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