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Comic-Besprechung - Bis zum bitteren Ende

Geschichten:
Bis zum bitteren Ende
Autor: Jerome Félix, Zeichner / Colorist: Paul Gastine


Story:
Russell hatte einst einen etwas einfältigen Jungen bei sich aufgenommen, nachdem dessen Eltern, Freunde von Russell, verstorben waren. Der junge Bennett dienst Russell als Koch auf den langen Viehtrecks. Doch die Ära der Cowboys geht dem Ende entgegen da die Rinder zunehmend per Eisenbahn verschickt werden. Russell entschliesst sich dazu, eine Farm zu kaufen. Doch auf dem Weg dahin stirbt Bennett in einer kleinen aufstrebenden Stadt. Ohne den Fall näher zu untersuchen, entscheiden die Stadtoberen auf einen Unfall und jagen Russell aus der Stadt. Blind vor Zorn und Trauer kehrt dieser mit einer Bande von Outlaws zurück und stellt ein Ultimatum.


Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:
Das Genre des Spätwestern ist inzwischen auch schon recht alt und ein Comic wie Bis zum bitteren Ende liegt zwar in der Tradition, muss sich aber mit einigen Klassikern  messen. Im Film kam es vor allem ab Ende der 1960er aber vor allem in den 1970ern zu einer Blüte des Spätwestern. Nachdem der Italo-Western mit dem Bild des noblen Helden gründlich und bleihaltig aufräumte, sorgte das erwachende politische Bewusstsein dafür, dass man hinter die Mythen und die Legenden des Western blickte und zunehmend die trostlose und  blutige Realität wahrnahm. So entstanden nihilistische Bleiorgien wie The Wild Bunch oder Dekonstruktionen von Legenden wie in Buffalo Bill und die Indianer von Robert Altman, aber auch McCabe und Mrs. Miller. Zudem wurden die Indianer mehr in den Fokus gerückt wie in Little Big Man. Der gute alte Western wurde zu Grabe getragen und die Filme wurden brutaler und düsterer. Zudem traten Mitte der 1970er die alten Heroen ab weil sie zu alt wurden (wie etwa John Wayne, Henry Fonda und James Stewart). Und die neuen wie Clint Eastwood fanden ihren ganz eigenen Weg.

In dieser Tradition ist auch der Comic Bis zum bitteren Ende zu lesen. Der in sich abgeschlossene Band ist in wunderschönen Farben und Zeichnungen von Paul Gastine gestaltet der auch auf dieser Ebene schon das Ende eines Zeitalters verdeutlicht. Wenn die Rückblenden meist in warmen Zeichnungen gestaltet sind, voller Licht und Wärme, so wirkt die erzählerische Jetzt-Zeit dunkel, kalt, feindlich. Im Abgesang, in den letzten Zuckungen der Vergangenheit liegt auch schon der Kern der Romantisierung. Was allein von der Farbgebung schon sehr geschickt gemacht ist.

Insgesamt verbindet der Comic sowohl die Romantisierung als auch die Dekonstruktion. Er wirkt wie eine Mischung aus zwei Westernklassikern: zum einen Red River mit John Wayne wo es um das Verhältnis eines Cowboys zu seinem Ziehsohn geht und Clint Eastwoods Erbarmungslos mit dem Abgesang auf die Vergangenheit und die Brutalität. Dabei ist der Comic schockierend und düster. Obwohl es im Prinzip um eine einfache Rachegeschichte geht. Ein alternder Cowboy muss erkennen dass die Zeiten des Viehtrecks zu Ende gehen und entschließt sich mit seinem geistig etwas zurückgebliebenen Ziehsohn und einem Freund eine Farm aufzubauen. Auf dem Weg dorthin halten sie in einer kleinen Stadt welche, um zu einem Kopfbahnhof zu werden, stark auf ihren Ruf bedacht ist. Als der Ziehsohn hier ums Leben kommt, werden Russel und sein Freund verjagt die nun auf Rache sinnen. Dabei entfalten Lügen, Missverständnisse und mangelnde Kommunikation eine Tragik die es mit antiken griechischen Tragödien locker aufnehmen kann.

Neben den Schocks die hier auftreten ist die Grundstimmung düster und nihilistisch. Der moderne Kapitalismus frisst die Moral mit einer Doppelzüngigkeit da er diese Moral gleichzeitig hochhalten will, und die Menschen und die Menschlichkeit gehen dabei zugrunde. Jedes Zwischenmenschliche muss erkämpft werden, hat aber aufgrund der Umstände kaum noch eine Chance. Die Moderne nimmt nicht das Beste aus der Vergangenheit, sondern zerstört einfach alles und hinterlässt nur Mythen. Wie auch hier, was äußerst eindrucksvoll und bewegend umgesetzt ist.


Fazit:
Ein starker Spätwestern mit der Wucht einer griechischen Tragödie. Schockierend, bewegend und klug.


Bis zum bitteren Ende - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bis zum bitteren Ende

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter

Preis:
€ 18,00

ISBN 10:
3962195688

ISBN 13:
978-3962195687

80 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Farbgebung
  • Sozialkritik
  • erschütternd und bewegend
  • Abgesang auf ein Zeitalter
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 22.04.2021
Kategorie: Alben
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