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Comic-Besprechung - Lagos - Leben in Suburbia

Geschichten:

Lagos - Leben in Suburbia
Autor: Elnathan John, Zeichner / Colorist: Alaba Onajin



Story:

Die Familie Akpoborie ist in dem Vorort von Lagos sehr angesehen. Schließlich ist der Familienvater ein Reverend und damit für viele ein moralisches Vorbild. Allerdings kann man das von der Familie nicht gerade behaupten. So versucht der Reverend seinen kriminellen Bruder auf Abstand zu halten, scheut aber nicht davor zurück, Betrug zu begehen, um seine Botschaft zu verkünden. Als seinem Sohn immer deutlicher die Homosexualität bewusst wird, eskaliert die Situation innerhalb der Familie.



Meinung:

In Afrika sind Soap Operas im Fernsehen offenbar recht beliebt und haben anscheinend dort einen ähnlich hohen Stellenwert wie die Telenovelas in Mittel- und Südamerika. Zwar sind auch in Deutschland und Nordamerika Soap Operas beliebt, haben aber lange nicht einen so hohen Stellenwert wie in anderen Ländern. Oft werden sie hierzulande belächelt, aber sie bedienen das Bedürfnis am Schicksal anderer Menschen teilzunehmen. Und dieses Bedürfnis geht über alle Landesgrenzen und kulturelle Unterschiede hinweg. In dieser  Hinsicht ist man also gar nicht verschieden.

Doch Soap Operas gibt es nicht nur im Fernsehen, sondern auch in Comicform. Auch die autobiographischen Graphic Novels kann man durchaus dazu zählen, da man an einem Leben stellvertretend teilnimmt und der Realismus und das Einzelschicksal im Mittelpunkt stehen. Im Gegensatz zu einer Genreerzählung. Lagos – Leben in Suburbia ist anscheinend nicht autobiographisch, aber eine Soap Opera in Comicform. Erzählt wird von einer Familie die in einem Vorort von Lagos lebt und dort wohl zu dem gehobenen Mittelstand zu zählen ist. Der Vater ist ein Pastor und sollte somit eine Vorbildfunktion haben. Und doch treten in der Familie Risse auf. Abseits von gängigen Bildern über Afrika gibt es selbstverständlich auch ein Alltagsleben abseits von Krieg, Konflikten, Armut, Fanatismus und Safariromantik. Das dieses Alltagsleben gar nicht so verschieden ist wie dasjenige von anderen Familien in anderen Kulturkreisen und Ländern und dieses aufzuzeigen, ist ein großer Verdienst der Graphic Novel.

Das Leben in Vorstädten ist schon oft seziert worden, in der Hinsicht also absolut nichts Neues.  Aber man hat sich immer wieder selber in Relation dazu gesetzt, ob man nun selber in einem Vorort lebte oder nicht. Insofern fällt es einem auch leicht, sich mit der portraitierten afrikanischen Familie zu identifizieren. Schließlich ist der Kern genauso wie in den westlichen Industrieländern und so bringt dieser Comic einem die Menschen und deren Kultur viel näher  als ein pädagogisch erhobener Zeigefinger in einem Aufklärungscomic. Zudem sind die Autoren und Zeichner selber Afrikaner, haben also einen spezifischen Blick. Leider vermisst man dann als westlicher Leser ein Glossar. So hätte man gerne etwas über die  sprachlichen Eigenheiten erfahren. Warum reden manche so wie sie reden? Es scheint nicht nur damit zusammenzuhängen in welcher Gegend sie geboren sind, sondern auch die Stammeszugehörigkeit offenzulegen und gleichzeitig oder damit verbunden den sozialen Status widerzuspiegeln. Aber das ist leider ein Rätselraten. Auch sollte man manche Aspekte erklären die mal erwähnt werden. So etwa Boko Haram, welche eine islamistische Terrorgruppe ist. Einige Erläuterungen wären also schön gewesen.

Neben diesen Irritationen die sich noch in Grenzen halten, sind manchmal die naiv reduzierten Zeichnungen von Nachteil da sie die Leserschaft einerseits etwas auf Abstand halten da ein realistischer Zeichenstil verweigert wird und man sich nicht einleben kann. Andererseits werden da manche Charaktere auch verwechselbar, weil sie sich zu sehr ähneln und man manchmal etwas irritiert ist, wen man da eigentlich gerade sieht.

Aber die Familiendynamik, die Tragik, das Drama, aber auch der Humor packt einen durchaus. Es ist spannend wie die individuellen Charakterzüge und Vorlieben zu einer zerstörerischen Kraft werden und den Anspruch der Gesellschaft im Gegensatz zu Lebensentwürfen zu Brüchen führen. Man fühlt mit und die Charaktere sind nicht grob gezeichnet, sondern zerrissen und kein Klischee. Insgesamt liegt also eine gelungene Graphic Novel vor mit einer mitreißenden Soap Opera Handlung, wenngleich kleine Mängel vorhanden sind, aber auch ein kulturübergreifendes Zusammengehörigkeitsgefühl erweckt.



Fazit:

Diese Soap Opera in Comicform ist mitreissend und spannend und bringt einem das afrikanische Alltagsleben nahe. Ärgerlich ist dabei ein fehlendes Glossar und die Zeichnungen die einen auf Distanz halten.



Lagos - Leben in Suburbia - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Lagos - Leben in Suburbia

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Avant Verlag

Preis:
€ 25

ISBN 10:
396445060X

ISBN 13:
‎ 978-3964450609

224 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • afrikanisches Alltagsleben
  • Vermeidung Klischees
  • bringt Kulturkreis näher
Negativ aufgefallen
  • fehlendes Glossar
  • naive Zeichnungen halten auf Distanz
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 14.02.2022
Kategorie: Independent
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