Comic-Besprechung - Kick-Ass Frauenpower 4

Geschichten:

Kick-Ass Frauenpower 4 (Kick-Ass vs Hit-Girl 1-5)
Autor: Steve Niles, Zeichner: Marcelo Frusin, Colorist: Sunny Gho

Story:

Patience musste zu viele Niederlagen einstecken und befürchtet sich selbst in ihrer Rolle als Kick-Ass zu verlieren. Sie will ihr Leben wieder in die Hand nehmen und entscheidet sich dazu ihr kriminelles Imperium einzureissen. Doch das wird nicht ohne Gewalt vonstatten gehen, da sie nicht nur gegen das Kartell antreten muss, sondern auch noch gegen ihre eigenen Männer. Die Situation gerät vollends außer Kontrolle als Hit-Girl in die Stadt kommt, um Kick-Ass auszuschalten.

Meinung:

Das Franchise von Kick-Ass ufert langsam etwas aus. Nach dem ursprünglichen Kick-Ass gibt es das Spin-Off zu Hit-Girl und mit Kick-Ass Frauenpower eine Art Fortsetzung die mit der ursprünglichen Erzählung so gut wie nichts zu tun hatte. Es spielt im selben fiktiven Universum und das Kostüm ist das gleiche was Dave dereinst getragen hatte. Aber nun trägt es eine Frau in einer völlig anderen Gegend der USA und auch ihre Agenda ist unterschiedlich. Berührungspunkte gab es also kaum.

Das ändert sich nun, wenn Hit-Girl in die Stadt kommt, um die neue Kick-Ass auszuschalten. Dabei hat dieser Band das Grundproblem aller Crossover wenn Helden bzw. Anti-Helden aufeinandertreffen. Es wird erst einmal geprügelt was das Zeug hält und danach erkennt man, dass alles auf einem Missverständnis beruhte und verbündet sich, um gemeinsam einen  Feind auszuschalten. Man kann das böswillig auf die amerikanische Mentalität beziehen: Erst schießen, dann fragen. Meist sind diese Crossover aber geboren aus dem Gedankenspiel von Fans welcher Held wohl bei einem Aufeinandertreffen der stärkere sei. Es ist also eher eine Befriedigung der Nerds und die Logik bleibt dabei sehr oft auf der Strecke.  Zwar sind die Crossover durchaus unterhaltsam, aber meist sind sie nicht sonderlich gelungen, sondern eher ein Guilty Pleasure.

Autor Steve Niles bekommt aber die Kurve und legt die Mechanismen der Crossover offen. Kick-Ass will durchaus reden. Sie erkennt den Irrtum Hit-Girls und das Missverständnis. Hit-Girl hingegen ist zu borniert, sie sieht nur Schwarz-Weiß und Graustufen existieren für sie nicht. Entweder man ist kriminell oder nicht. Patience die ihr Kostüm und Verbrecher nutzt, um den Gegner mit den eigenen Waffen zu schlagen, ist für Hit-Girl rein kriminell, weil es die Methoden sind. Zudem kommt noch der kindliche Zorn, dass jemand anderes als Dave das Kostüm trägt und somit der persönliche Verlust immer vor Hit-Girls Augen steht. Das mörderische Kind kommt dabei sehr schlecht weg und ist durchgehend unsympathisch. Ihre kindliche Verstocktheit, Borniertheit, Zorn, gepaart mit der Brutalität macht sie aber auch extrem gefährlich.

Dadurch gewinnt der Band aber. Nicht nur werden die Mechanismen von Crossovern offen gelegt, sondern sie werden nahtlos in die bisherige Storyline von Kick-Ass Frauenpower eingepflegt. Patience will nämlich ihr eigenes Imperium niederreißen. Sie hat zu viele Tode gesehen, zu viele Verluste erlitten und fürchtet um ihr eigenes Selbst, auch in moralischer und psychischer Hinsicht, wenn sie weiterhin als Kick-Ass agiert. Sie weiß, dass die Zerstörung ihres eigenen Imperiums blutig werden wird. So ist tragisch das Hit-Girl kommt. Sie hilft zwar unabsichtlich bei dem Niederreißen des Imperiums, doch Patience droht an ihrem eigenen Plan deswegen unterzugehen, was nicht nur die Lektüre sehr spannend, sondern auch sehr tragisch macht. Neben der Mammutaufgabe ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen, muss sich Kick-Ass also auch Hit-Girl erwehren. Dazu kommen noch das Kartell und die eigenen Leute und jeder kämpft gegen jeden. Es ist ein reiner Actionband der blutig bis brutal ist, aber bei all der Action nicht die Charaktere vergisst. Zudem sind die expliziten Zeichnungen sehr gelungen und dynamisch und können mit guten Perspektiven punkten. Für Fans ist der Band Pflicht und bringt das Spin-Off zu einem würdigen Abschluss. Gelegenheitsleser werden sich hier aber nicht zurechtfinden.

Fazit:

Das Grundproblem aller Crossover wird schön aufgezeigt und geschickt in die Handlung eingebettet. Der Finalband  endet in einem Action-Gewitter in dem die Charaktere aber nicht vergessen werden und demnach sehr spannend ist.

Kick-Ass Frauenpower 4

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 17,00

ISBN 10:
3741619442

ISBN 13:
978-3741619441

128 Seiten