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Comic-Besprechung - Noir Burlesque 1
Geschichten:Text und Zeichnungen: Enrico Marini
Story:
1950er Jahre. Ein Hotelzimmer in der Nacht. Ein Mann sitzt in einem Sessel und wartet mit einem Revolver in der Hand. Er heißt Slick und wartet auf die Ankunft von Caprice, der Frau, die ihn betrogen hat. Als Caprice die Tür öffnet, versteht sie sofort: Er ist gekommen, um sich zu rächen. Einige Monate zuvor hatte Slick einen Raubüberfall vermasselt. Er schuldet seinem Auftraggeber Rex, einem irischen Mafiaboss, Geld. Dieser plant, Caprice, eine Tänzerin in seinem Nachtclub, zu heiraten, nachdem er Slick von der Bildfläche getilgt hat. Doch zwischen Caprice und Slick ist etwas vorgefallen. Schon vor langer Zeit, lange vor dieser ganzen Geschichte. Sie hatten sich ineinander verliebt. Und jetzt spielen sie mit dem Feuer.
Meinung:
Schon das Cover gibt den Rahmen vor und zeigt mehr als deutlich, worum es in dem neuen Band des Star-Zeichners Marini geht: Um Gangster und Femme fatale. Sofort tauchen Klischees auf und Enrico Marini stürzt sich in sie. Der Jugendfreund, der Polizist wurde, die Ex-Girlfriend, die in die Arme des örtlichen Capos fiel, die rauchige Atmosphäre der Jazzclubs, die Sinnlichkeit der gefiederten Entblätterungen und die Tiefschläge, alles ist da.
Nach einem Anfang, der das Schlimmste befürchten lässt, scheint Terry B. Coles langsamer Abstieg in die Hölle eine eher existentialistische Wendung zu nehmen. Enrico Marini bevorzugt zwei oder drei Strips pro Seite, ein Format, das sich nicht für lange Entwicklungen eignet, und entscheidet sich für seltene Dialoge, wodurch er oft auf Konventionen setzt.
Denn der Plot lässt sich in wenigen Worte zusammenfassen. Zusammenfassen heißt aber nicht wiedergeben, denn Comics sind eine ganz besondere Kunstform, bei der die Übung erst dann vollends gelingt, wenn die Zeichnung eine Geschichte nährt. Die Kraft eines Szenarios kann die Vorstellungskraft über die Zeichnung hinaus beflügeln. Die Fähigkeit einer bildlichen Darstellung kann die Beschwörung durch Worte übertreffen. Jeder findet in einem Comic das, was ihn begeistert, wird von einer Geschichte gefesselt, von einem Bild in Staunen versetzt. Und wenn das eine mit dem anderen zusammenkommt, ist das Leseerlebnis großartig.
In dieser Hinsicht scheint mir dieses Album ein echter Erfolg zu sein. Man muss die Bilder lesen, um die Geschichte zu hören. Man muss die Details erforschen, um die Worte wahrzunehmen. Die Atmosphäre ist hervorragend geschrieben und die Texte sind wunderschön gezeichnet. Das ist für mich die Essenz des Comics: das Erzählen durch Bilder.
Der Band hat mich in eine Welt zurückversetzt, die ich bis dahin nur aus der Literatur kannte. Die Figuren sind die perfekten Illustrationen der Figuren eines Giganten des amerikanischen Noir-Krimis.
Fazit:
Ohne das Genre zu revolutionieren, bietet Noir burlesque die Gelegenheit, eine gute alte Geschichte zu lesen, die auch Hollywood nicht verleugnet hätte. Mit einem Bourbon, der nach holziger Vanille duftet, lässt sich das alles problemlos lesen! Neun von zehn Malteser Falken.
Noir Burlesque 1
Autor der Besprechung:
Bernd Hinrichs
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 24
ISBN 13:
978-3-551-76390-7
104 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Artwork
- Plot
- Noir-Krimi
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(1 Stimme) | ||
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Rezension vom: | 23.04.2022 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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