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Comic-Besprechung - Western Legenden: Buffalo Bill

Geschichten:

Western Legenden: Buffalo Bill
Autor: Fred Duval; Zeichner: Andrea Fattori, Colorist: Cordurié



Story:

1888 ist William F. Cody alias Buffalo Bill ein berühmter Mann. Seine Wild West Show hat ihn reich gemacht und nun steht er kurz vor einer Reise nach London, um vor der Königin aufzutreten. Doch Bill hadert mit sich und ihm ist bewusst, dass er eine Legende erzählt die nur wenig mit der Realität des Westens zu tun hat. Um wieder etwas ehrliches zu erleben macht er sich mit einigen alten Freunden auf einen Jagdausflug. Da ahnt er noch nicht das er selber das Wild ist. Denn ein alter Feind hat sich mit Revolverhelden auf seine Spur gesetzt. Ein gnadenloser Kampf beginnt.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Buffalo Bill war ein Showman. Mit seiner Wild West Show war er nicht nur sehr erfolgreich, sondern trug auch dazu bei, den Mythos des Wilden Westens noch zu seinem Bestehen zu erschaffen. Was nicht nur daran lag, dass er alles arg beschönigte, sondern auch andere Legenden wie Wild Bill Hickock oder Sitting Bull in seiner Show auftraten. Als Showman war Buffalo Bill aber auch ein Geschichtenerzähler und so schuf er um sich selber eine Legende und man kann kaum noch auseinanderhalten was historische Realität oder Fiktion ist. Schon zu Lebzeiten von Buffalo Bill kamen Groschenhefte mit seinen Abenteuern heraus welche den Mann hinter der Figur versteckten und Bill wusste sehr wohl darum.

Im Grunde also befolgte er das Prinzip wie es in dem berühmten Western von John Ford Der Mann der Liberty Valance erschoss ausformuliert worden war: wenn man die Wahl hat zwischen der Legende und den Fakten werden die Legenden gedruckt. Darauf läuft es hinaus in dem neuen Band Buffalo Bill aus der Serie Western Legenden.  Wieder gibt es keine Biographie, sondern es wird nur eine Episode aus dem Leben einer Legende erzählt und wieder weiß man nicht genau, ob es dieses Ereignis wirklich gegeben hat. Aber es gibt durchaus einen Blick auf den Mann William F. Cody und die Kunstfigur Buffalo Bill. Und auch wie sehr ihm die Legende und der Mythos bewusst war. Denn ihm ist klar, dass er ein Märchenbild zeichnet und nicht die blutige, dreckige alles andere als heldenhafte Realität. So berichtet er am Ende des Comics nicht seine wahren Erlebnisse, sondern wird seinem Image gerecht. Doch leidet er auch daran. Es beginnt mit einem frustrierten Mann der sich nach seiner Vergangenheit sehnt und dem Showbusiness anhand eines Jagdausflugs mit alten Freunden entkommen will. Sie jagen ausgerechnet einen anderen Mythos, nämlich Bigfoot. Doch hat sich ein Mann Revolverhelden gemietet und jagt wiederum Buffalo Bill. Im Grunde also wieder eine reine Actiongeschichte in der sich zwei Gruppen in den Wäldern bekriegen. Das profitiert von den dynamischen Zeichnungen und den atmosphärischen Bildern der Natur. Wobei die Wolken zu dem Beginn der Kapitel manchmal an die Form von US-Bundesstaaten erinnern, also schon einen mythischen Bezug herstellen.

Man könnte jetzt den Band abhaken, denn wo ist denn wohl der Unterschied zu Sitting Bull aus derselben Reihe wo es auch in Rambo-Manier gegen Feinde im Wald ging? Das liegt am Charakter. Bill will sich selber finden, dem Mythos aka Bigfoot und damit auch seinem eigenen den Garaus machen. Er trinkt, lügt und ist nicht heroisch. Einem anderen Freund, Alkoholiker, lügt er vor, dass er keinen Schnaps mehr hat, um kurz darauf schweißgebadet einen Schluck zu nehmen. Offenbar auf Entzug. Er übernimmt kaum die Initiative, sondern seine Freunde. Und er kann sich nicht mal an den Mann erinnern, der ihn töten will.  Bill ist skrupellos und schießt Gegnern in den Rücken und versucht, sein Leben zu erkaufen und nicht unbedingt zu erkämpfen. Er ist also Alkoholiker, Nostalgiker und ein kaltblütiger Mörder.

Auch wenn man bei all der gelungenen und spannenden Action dem Mann nicht wirklich nah kommt, so gibt es doch einen faszinierenden Einblick in einen Mann der um seine Legende weiß, sie versucht zu erhalten und daran zu zerbrechen droht. Um eine wirkliche Meta-Ebene zu erreichen geht der Comic zwar nicht tief genug, wird aber mit seiner Reflektion über Legenden dem Titel mehr als gerecht. Zartbesaitete seien aber gewarnt, da es hier einige sehr brutale Szenen gibt.



Fazit:

Ein gelungener Western, der nicht nur ein actiongeladenes Abenteuer erzählt. Zwar ist auch hier keine Biographie vorliegend, aber es geht doch ansatzweise um die Meta-Ebene einer Legendenbildung und verleiht dem ganzen Tiefe.



Western Legenden: Buffalo Bill - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Western Legenden: Buffalo Bill

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 16,00

ISBN 10:
3967920569

ISBN 13:
978-3967920567

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • gute Zeichnungen
  • Meta-Ebene über Legendenbildung
  • Mann hinter Mythos
Negativ aufgefallen
  • keine Biographie
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 12.06.2022
Kategorie: Alben
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