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Comic-Besprechung - Der Filmriss - Meine Flucht vor der Realität

Geschichten:

Der Filmriss - Meine Flucht vor der Realität

Autor: Kabi Nagata

Zeichner: Kabi Nagata

Übersetzer: Nadja Stutterheim



Story:

In diesem autobiografischen Manga erzählt die Autorin von ihrer Alkoholabhängigkeit und ihrer Zeit im Krankenhaus, um die daraus resultierenden, lebensbedrohenden körperlichen Erkrankungen zu behandeln. Nicht zuletzt als Ablenkung nimmt sie noch während der stationären Behandlung ihre künstlerische Tätigkeit wieder auf, und berichtet von ihrem Leben danach.



Meinung:

Dies ist der insgesamt vierte Band in einer Reihe von autobiografischen Büchern, die die japanische Autorin unter dem Pseudonym Kabi Nagata seit 2016 in Japan veröffentlicht hat. Nach „Meine lesbische Erfahrung mit Einsamkeit”, in der sie ihr Coming-Out und ihre psychischen Probleme beschrieb, und dem Zweiteiler „Dialoge mit mir selbst” über ihren plötzlichen Erfolg und ihre Beziehung zu ihren Eltern, die nur ungern in Mangas vorkommen wollen, kommt jetzt das vorläufige Ende der Geschichte: der ständige Erfolgsdruck, gepaart mit fehlender Inspiration und starken psychischen Problemen hat dazu geführt, dass sie sehr schnell zur Alkoholikerin mutierte, ohne sich dies einzugestehen. Erst starke körperliche Schmerzen lassen sie innehalten, sie geht zum Arzt und kommt direkt ins Krankenhaus. Dort wird eine akute Leber- und Bauchspeicheldrüsenentzündung diagnostiziert, und eine „langwierige” Behandlung setzt ein. Dies setze ich in Anführungszeichen, denn es sind gerade mal 20 Tage, die dies währt. Das muss man nicht unbedingt als lang empfinden. Doch dies passt zum gewählten Erzählstil und auch zur Darstellung der Hauptfigur: diese ist ungemein egoistisch und ich-bezogen, gleichzeitig aber nach eigenen Beschreibungen unsicher und psychisch labil. Demgemäß benimmt sie sich während der gesamten Handlung auch nicht wirklich ihrem Alter entsprechend wie eine 30-Jährige, sondern eher wie ein schmollendes Kleinkind. Das beziehe ich jetzt nicht auf die Alkoholabhängigkeit an sich — Abhängige können von einem bestimmten Punkt an tatsächlich nicht mehr rational reagieren, und verharren in ihrem Schema. Doch trotzdem sollte man erwarten können, dass Nagata die Prognosen der Ärzte als Erwachsene versteht und deren Diagnosen ernst nehmen würde. Doch tatsächlich benimmt sie sich so, dass sie den Ärzten nicht recht zuhört und auch nie irgendwelche substantiellen Fragen zu ihrem Zustand stellt, und so bekommt sie eben auch nicht alles mit über die Ernsthaftigkeit ihres Zustands. Und apropos mitbekommen: sie lebt bei ihren Eltern, doch die haben von ihrer dreijährigen, täglichen und ganztägigen Alkoholsucht nichts mitbekommen? Oder einfach nur nichts unternommen? Das wird im Buch nicht erklärt, angesprochen wird nur, dass die Eltern über die bisherigen drei Bücher und ihr Auftauchen darin sehr unglücklich waren. Und Nagata sagt selbst, sowohl im Buch als auch in Interviews, dass sie das sehr bedrückt und unsicher gemacht habe — möglicherweise tauchen die Eltern deshalb in diesem Band nicht so explizit auf. Auch sagte sie an anderer Stelle, sie habe in diesem Buch nicht Alles so darstellen können, wie sie wollte, da sie darum bangte, der Leser könne sonst abgeschreckt werden. So bleibt die Antwort auf dieses Rätsel aus, ein anderes wird jedoch geklärt: ein Arzt sagt im Verlauf der Handlung, dass Japaner Alkohol im Allgemeinen nicht als Droge sehen und deshalb stark unterschätzen würden. Das mag tatsächlich so sein, und würde ein etwas anderes Bild auf die Protagonistin werfen, und doch bleibt ihr Verhalten merkwürdig infantil. Das spiegelt sich auch in sofern in den Zeichnungen wieder, als einfach jeder dargestellte Gegenstand noch einmal explizit „beschriftet” wird, so als erwarte die Autorin nicht, dass der Leser die Textblasen versteht. Das nervt ab einem bestimmten Punkt ein wenig. Insgesamt ist das Szenario aber schlüssig: eine etwas infantile, drogenabhängige 30-Jährige beginnt erst im Krankenhaus, über ihre Situation nachzudenken, und das nicht unbedingt mit vollem Erfolg. Für mich macht das keine sympathische Figur aus, mit der ich mich identifizieren möchte — man kann hier eher etwas „lernen”, indem man es nicht so macht. Aber das ist vielleicht auch die Intention der Autorin.

Der Band kommt im typischen Kleinformat, aber in einem untypischen, flexiblen Kunststoff-Einband daher. Er ist im japanischen Format von hinten nach vorne zu lesen, und mit dem Titel auf der „Rückseite”. Wie schon bei den Vorgängerbänden sind die Zeichnungen in schwarz/weiß mit einer einfarbigen Zusatzkolorierung. Diesmal wurde ein grelles Orange wie bei einem Textmarker gewählt: das strengt beim Lesen doch ein bisschen die Augen an.



Fazit:

Wer die ersten Bände kennt, will sicherlich wissen, wie es weitergeht. Hier wird ernsthaft versucht, die Probleme einer Drogenabhängigkeit zu schildern, was durchaus gelingt — jedoch mit einer etwas nervigen Hauptperson.



Der Filmriss - Meine Flucht vor der Realität - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Der Filmriss - Meine Flucht vor der Realität

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Carlsen

Preis:
€ 16,00

ISBN 10:
3551773890

ISBN 13:
978-3551773890

144 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Gute Weiterführung der Serie
  • Realistische Darstellung einer Drogensucht
Negativ aufgefallen
  • Etwas nerviger Hauptcharakter
  • Sehr grelle Kolorierung
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
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Rezension vom: 30.10.2022
Kategorie: Mangas
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