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Comic-Besprechung - Hawkmoon - Band 1: Das schwarze Juwel

Geschichten:

Hawkmoon - Band 1: Das schwarze Juwel

Autor: Jérôme Le Gris

Zeichner: Benoit Dellac & Didier Poli

Übersetzer: Harald Sachse



Story:

In einer fernen Zukunft ist die Menschheit — nach einer Katastrophe, die nur als das „Tragische Jahrtausend“ beschrieben wird — wieder in eine Art Mittelalter zurückgefallen, mit Rittern und Königreichen, die um die Machtherrschaft kämpfen. Dabei strebt Granbretanien nach der Weltherrschaft, und hat bereits den Großteil des alten Europas erobert. Dorian Hawkmoon, der Herzog von Köln ist neben dem Grafen Brass aus dem Königtum Kamark im ehemaligen Südfrankreich einer der letzten verbliebenen Widerständler gegen dieses „Dunkle Imperium“. Doch dann tappt er in eine böse Falle, und von nun an ist sein Geschick aufs engste mit dem des Imperiums verbunden…



Meinung:

Dies ist die grafische Umsetzung des Fantasy-Klassikers aus der Feder von Michael Moorcock aus dem Jahr 1967, der neben Hawkmoon auch durch die Jerry Cornelius-Chroniken und durch den Zyklus um Elric von Melniboné bekannt geworden ist. Hawkmoon gilt als Klassiker des Genres und hat zahlreiche spätere Autoren beeinflusst. 

Bei der Story handelt es sich um eine typische Mittelalter-Fantasy-Geschichte, bei der es um nichts Geringeres geht als um die Erringung der Weltherrschaft durch einen durch und durch bösen Usurpator, dem wiederum ein strahlender und moralisch hochstehender Held entgegentritt. Dabei liegt der Schwerpunkt der Handlung einerseits auf der Darstellung der mittelalterlichen Schlachtszenen, die mich stark an die Beschreibungen und die Verfilmungen vom „Herrn der Ringe“ erinnern, einem anderen Klassiker, der ungefähr ein Dutzend Jahre vor Hawkmoon in Großbritannien erschienen war und Moorcock durchaus beeinflusst haben dürfte. Und zum anderen auf dem persönlichen Konflikt des Helden Hawkmoon mit seinem Kontrahenten Meliadus, dem Heerführer Granbritaniens. Warum übrigens der Herzog von Köln einen englischen Namen tragen sollte, weiß nur Moorcock allein — in der deutschen Romanversion wurde er noch zu Falkenmond eingedeutscht, was für mein Empfinden besser passt. Doch dieser Dorian Hawkmoon wirkt auf mich sehr einfältig, er hat kein diplomatisches Geschick und tappt gleich zu Beginn in eine plumpe Falle. Auch später stößt er zumindest vorerst nur leere Drohungen aus, die ihm nicht wirklich weiter helfen und ihn eher dumm dastehen lassen. Für einen Anführer und Landesfürsten ist das ein bisschen schwach, aber wahrscheinlich dem Plot geschuldet. Anders sein Widersacher Meliadus, der einerseits absolut durchtrieben ist, und andererseits mit einem unglaublich perfiden aber raffinierten Plan vorgeht, um sein Ziel zu erreichen. Das macht ihn immer noch nicht sympathisch, lässt aber die Titelfigur umso erbärmlicher dastehen. Am irritierendsten finde ich an der Geschichte, dass die Zukunft offenbar doch nicht komplett auf ein mittelalterliches Niveau zurückgefallen zu sein scheint: gerade der Kriegstreiber Granbritanien verfügt über verblüffende technische Waffen wie Ornithopter (Fluggeräte mit Vogelschwingen - sic!) und Strahlenwaffen! Warum sie die nicht vermehrt einsetzen, und so die Kriegshandlungen enorm abkürzen, sondern stattdessen ihre Soldaten in Schwertkämpfen zu Hunderttausenden opfern (was die Schlachtszenen nahelegen) — bleibt ein Rätsel. Diese Art von Anachronismen innerhalb des Handlungsrahmens selbst haben mich bei Werken aus diesem Genre schon immer gestört, das findet man zum Beispiel auch bei „Trigan“ von Don Lawrence: Schwerter und Strahlenwaffen parallel. (Das Thema wurde ja letzten Endes erst in „Jäger des verlorenen Schatzes” mit Harrison Ford endgültig ins Lächerliche gezogen, als die berühmte Dolchkampfszene dadurch beendet wurde, dass Indy den letzten Messerhelden kurzweg erschießt.) Doch im Rahmen dieser Erzählung war ein bestimmtes Maß an Hochtechnologie erforderlich, weil nur gerade dadurch die Unterwerfung Hawkmoons möglich wird. Und möglicherweise treten diese Anachronismen im Roman nicht so deutlich hervor — doch in der grafischen Umsetzung sind sie umso präsenter und „fallen direkt ins Auge”. Vielleicht wird dies alles in den Nachfolgebänden wieder etwas „geglättet”.

Die Umsetzung des Romanstoffes erfolgte durch Jérôme Le Gris, der bisher in Deutschland durch Serien wie „Horacio d’Alba”, „Schlangengott” oder „Das verschollene Zeitalter” bekannt geworden ist (alle bei Splitter erschienen) — allesamt Stoffe aus dem Bereich (Heroic) Fantasy oder History, sodass er sich hier durchaus zuhause gefühlt haben dürfte. Dass der erste Band gleich zwei Zeichner zur Umsetzung benötigte, Benoit Dellac und Didier Poli, ist ungewöhnlich, doch haben die beiden sich die Arbeit an den Seiten so geschickt aufgeteilt, dass man davon nichts bemerkt und auch keinerlei Stilbrüche auftreten. Dellac hatte bereits an „Schlangengott” mitgewirkt und ist auch aus der Serie „Nottingham” bekannt. Poli wiederum hatte mit Le Gris bereits an „Das verschollene Zeitalter” gearbeitet und des weiteren in Frankreich zum Beispiel für einen Ableger der Serie „Eiszeit” (frz. „Neige”) mit dem Titel „Neige Fondation” gezeichnet. Bei Hawkmoon sind die Zeichnungen tatsächlich eher eine Mischung von Dellac und Poli, es wird insgesamt ein naturalistischer Zeichenstil gewählt, mit vielen Details in den Panels und abwechslungsreichen Seitenaufteilungen, die zwischen klassischen Panelreihen, Panoramaseiten und individueller Seitenaufteilung wechseln, sodass die Handlung mit dem passenden Drive vorangetrieben wird. Die Handlung selbst ist im Endeffekt jedoch reduziert auf eine simple Rachegeschichte, in der der Held versucht, weitere Verbündete zu finden, was ihm aber durch die Komplotte seines Gegners zunehmend schwerer gemacht wird.Moorcock wollte übrigens eine Art alternative Wiederholung der Geschichte schreiben, in der Großbritannien die Rolle des Deutschen Reiches bei der Eroberung der Welt einnimmt. Dass er damit ein bisschen die Zukunft (in Form des Brexit) vorausgeahnt hat, hätte aber wohl auch Niemand geahnt. Zumindest der erste Schritt in Form einer selbstgewählten Abkopplung ist zwar erfolgt — hoffen wir das beste, dass der Rest ausbleibt.

Moorcock, der übrigens in den 50er-Jahren auch direkt Szenarien für Comics geschrieben hat, war wohl auch eine Inspiration für den berühmten französischen Comic-Altvater Moebius: der hat einerseits die Figur des Jerry Cornelius für seine „Hermetische Garage“ entlehnt, als auch die Figur des Herrschers Huon, schwebend in einem Glasei voller Flüssigkeit, für seine Incal-Serie.

Die im Original sieben Einzelromane werden in zwei Zyklen unterteilt, und die Angaben auf dem Cover weisen darauf hin, dass dies im Comic genauso umgesetzt werden soll. Dies ist also Band eins von vier im ersten Zyklus. Mal sehen, wie es weiter geht.



Fazit:

Eine handwerklich gute Umsetzung des dystopischen Klassikers, mit einer sehr archetypischen Handlung, die den Leser nicht wirklich zu überraschen weiß und einige störende (weil nicht erklärte) Anachronismen enthält. Für Fans des Genres zu empfehlen, aber man darf von der Handlung nicht allzu viel Tiefgang erwarten.



Hawkmoon - Band 1: Das schwarze Juwel - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Hawkmoon - Band 1: Das schwarze Juwel

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 16,00

ISBN 10:
3987210575

ISBN 13:
978-3987210570

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Handwerklich gute Umsetzung des dystopischen Klassikers.
  • Für Fans des Genres.
Negativ aufgefallen
  • Eine sehr blasse Hauptfigur.
  • Einige störende Anachronismen, die nicht ausreichend erklärt werden.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
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Rezension vom: 19.03.2023
Kategorie: Alben
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