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Comic-Besprechung - Bodies

Geschichten:

Bodies (Bodies  1-8)
Autor: Si Spencer, Zeichner / Inker: Dean Ormston, Phil Winslade, Meghan Hetrick, Tula Lotay, Colorist: Lee Loughridge



Story:

In vier unterschiedlichen Jahren in vier unterschiedlichen Epochen taucht eine männliche Leiche mit merkwürdigen Wunden auf. Noch erstaunlicher ist es, dass nach einiger Zeit die Leiche einfach verschwindet. Die jeweils ermittelnden Polizisten geraten wegen des mysteriösen Falles unter Druck denn jede und jeder von ihnen ist ein Außenseiter und muss sich in einer feindlich eingestellten Gesellschaft behaupten.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

Die achtteilige Serie Bodies, die hier in einem dicken Tradepaperback komplett enthalten ist,  wurde schon 2014 im legendären Verlag Vertigo veröffentlicht. Der gehörte  bekanntlich zu DC und veröffentlichte reifere Themen die auch gerne experimentell werden konnten und sich mehr an Erwachsene richtete. Einige Klassiker des amerikanischen Comics sind hier erschienen. Etwa Sandman und Preacher und viele der heutigen Star-Autoren, zumeist gebürtige Engländer, verdienten dort ihre Sporen. Bodies war bislang allerdings nicht auf Deutsch erschienen und findet nun den Weg zu uns da Netflix die Serie adaptiert hat. Da Vertigo nicht mehr existiert, erscheint es unter dem DC Black Label welches sich als eine Art Nachfolger versteht.

Es ist immer schön wenn noch Vertigo Stoff erscheint, schließlich gehört das mit zu dem Besten was der amerikanische Markt zu bieten hat. Schade ist nur das der Autor Si Spencer das nicht mehr erleben kann, da er vor einigen Jahren verstorben ist. Wie viele andere Autoren des Labels war Spencer Brite und geprägt durch die 1970er und 1980er was die Autoren insofern prägte da sie einen sehr gesellschaftskritischen Blick haben und hatten. Dennoch hatten sie nie die Leserschaft aus den Augen verloren und legten Wert auf Unterhaltung. Die angloamerikanischen Autoren sehen es nicht, wie etwa Deutsche, das sich Unterhaltung und Anspruch einander ausschließen müssen. Bodies ist da ein gutes Beispiel.  Denn die Story an sich ist schwer zu durchschauen. Erzählt wird in vier unterschiedlichen Zeitebenen. Eine gegen Ende des 19. Jahrhunderts, eine während des Zweiten Weltkrieges, die dritte Storyline Anfang der 2000er und die vierte in einer nicht näher definierten Zukunft. Auslöser für die jeweilige Handlung ist das Auffinden einer Leiche mit merkwürdigen Wunden die auch immer wieder verschwindet. Anhand der Wunden und dem Aussehen handelt es sich immer um denselben Körper. Doch wie kann das sein das zu unterschiedlichen historischen Epochen immer derselbe tote Mann auftaucht? Und dann noch manchmal lebendig?

In einer einzigen Zeitebene hätte es stringent werden können, aber Spencer springt immer zwischen den Ebenen was Konzentration erfordert und sich die Leserschaft selber einen Reim auf die Geschehnisse machen muss. Dabei ist die Aussage doch recht düster. Änderungen erfolgen nur durch Blutvergießen, durch einen Schock der durch Gewalttaten ausgelöst wird.  Die titelgebenden Körper tauchen immer dann auf wenn gesellschaftliche Missstände verdeutlicht werden und es Zeit ist für eine Veränderung. Alle vier Zeitebenen haben nämlich vier diskriminierte Heldinnen und Helden als Hauptfiguren.  Ende des 19. Jahrhunderts wird das sehr deutlich denn die Morde von Jack the Ripper lenkte das Augenmerk auf die Slums und bewirkte eine Verbesserung der polizeilichen Strukturen. In dem Comic ist der Polizist ein Homosexueller zu Zeiten wo es noch strafbar war. In der Episode im Zweiten Weltkrieg ist der ermittelnde Polizist ein polnischer Jude, Anfang der 2000er eine Muslima die aufgrund ihres Glaubens diskriminiert wird und gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt wird. Nur bei der Episode in der Zukunft scheint das etwas anders zu sein, aber auch dort ist die Polizistin anders als der Rest der Bevölkerung.  Dabei tragen alle vier eine Schuld in sich und gerade einer der vier kann nun wahrlich nicht als Held bezeichnet werden. Aber alle zeigen auf was zu der jeweiligen Zeit gesellschaftlich falsch läuft.

Jede Epoche wird durch andere Zeichner gestaltet welche sehr gut die Stimmung der Epoche wiedergeben und den Kampf des Ich gegen die Gesellschaft illustrieren. Die Story  ist komplex und enthält auch einige esoterische Nebelkerzen lässt aber viel Raum für Interpretation und so kann man diskutieren und rätseln wer nun die Leiche ist, ob es einen Auftrag für ihn gibt und welcher Art Wesen er ist. Nicht nur diese Fragen laden zu einer weiteren Lektüre ein. Wieder und wieder. Faszinierend.



Fazit:

Komplex, faszinierend, spannend, gesellschaftskritisch und schwer zu durchschauen. Ein Band der zu wiederholter Lektüre einlädt.



Bodies - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Bodies

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Paninicomics

Preis:
€ 26,00

ISBN 10:
3741638315

ISBN 13:
‎ 978-3741638312

220 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Komplexität der Story
  • diskriminierte Helden in unterschiedlichen Epochen
  • gelungene Zeichnungen
  • Gesellschaftskritik
Negativ aufgefallen
  • esoterische Nebelkerzen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1.5
(2 Stimmen)
Bewertung
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Rezension vom: 14.07.2024
Kategorie: Hefte
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