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Comic-Besprechung - Hacendado
Geschichten:Hacendado
Autor: Philippe Thirault
Zeichner: Gilles Mezzomo
Übersetzer: Harald Sachse
Story:
Der junge Diego, Sohn des mexikanischen Ranchers (= Hacendado) Don Armando, gerät unter Mordverdacht, und versucht zu fliehen. Das zieht in der Folge eine Reihe von Ereignissen nach sich, die die gesamte Familie und auch weitere Personen in den Abgrund reissen.
Meinung:
Dies ist ein Western, der in einem für das Genre ungewöhnlichen Setting angesiedelt ist, nämlich im Norden Mexikos. Doch dort herrschen die gleichen Probleme vor, die zu dieser Zeit auch in den USA vorherrschten: ein starker Rassismus, der sich hauptsächlich gegen die Indianer richtete (aber auch gegen jegliche Ausländer, wenn dort auch vorsichtiger und verhaltener), die ungehemmt ausgelebte Unterdrückung der Frauen generell, und natürlich ein starkes Gefälle zwischen arm und reich. Und zu allem eine unglaubliche Brutalität und Unmenschlichkeit, in der ein Menschenleben nichts zählte, und die am Rande der Barbarei rangierte. Dadurch findet der Fan sich sehr schnell wieder zurecht.
Die Geschichte selbst erinnert mich, von ihrem Ausgangspunkt ausgehend, an die später in einer Kurzgeschichte beschriebene Herkunftsgeschichte des Leutnant Mike Steve Blueberry, der aus Furcht vor einer ungerechtfertigten Anklage wegen Mordes in den Norden flieht und sich ein neues Leben aufbaut. Doch damit enden die Ähnlichkeiten auch bereits, Thirault und Mezzomo haben hier nur für den Start der Handlung ein bisschen „gewildert” — was rund sechzig Jahre später erlaubt sein sollte — und ab da eine ganz eigene Story um Stolz, Vertrauen, Anstand, Ehrlichkeit, Schuld und Sühne gestrickt, die zwar einerseits durchaus Stereotypen bedient (wie den Lynchmob, der erstmal jemanden hängen will, und dann nach Beweisen fragt, wenn überhaupt; oder den gnadenlosen Indianerjäger, der mit Skalpprämien bezahlt wird), doch die Geschichte weiß immer wieder mit interessanten Wendungen zu überraschen, was die Geschichte bis zum Ende fesselnd macht und den Leser ausgezeichnet unterhält.
Die Zeichnungen sind in einem realistischen Stil gehalten, wie man sie von Gilles Mezzomo kennen kann, wenn man zum Beispiel bereits seine Western „Ethan Ringler” oder „Die neue Welt” gelesen hat, oder seine Krimiserie „Luka” kennt, die allerdings nur teilweise auf deutsch erschienen ist. Im Gegenteil lässt Mezzomo seine Figuren inzwischen noch realistischer aussehen als früher, als sie einen leichten Ligne-Claire-Touch hatten, wenn man so will. Das Buch ist also auch zeichnerisch nah an Blueberry, wie man konstatieren könnte. Und das betrifft nicht nur die Figuren und Dekore, auch die Landschaften sind sehr gelungen — wenn auch die für Giraud archetypischen Bergketten nicht so ausgebreitet Verwendung finden, was aber einfach daran liegt, dass die Handlung nur wenig in den Bergen spielt. Mezzomo ist halt auch schon seit fast vierzig Jahren im Geschäft, und weiß, was er tun muss, um den Leser zu beeindrucken. Abgerundet wird der Band übrigens durch einen sachseitigen Skizzenteil, der einen weiteren Einblick in das Schaffend es Zeichners gewährt.
Mir jedenfalls hat der Band sehr gut gefallen, und ich hoffe, dass wir bald mehr von diesen Autoren zu lesen bekommen.
Fazit:
Ein typischer Western mit originellem Setting in Mexiko, der mit einer spannenden Handlung, einer Reihe von Wendungen im Plot und einem überraschenden Ende aufwartet. Nicht nur für Westernfans sehr zu empfehlen, für die aber unbedingt!
Hacendado
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 22,00
ISBN 10:
3987213787
ISBN 13:
978-3987213786
88 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Originelles Western-Setting im Norden Mexikos.
- Einige überraschende Wendungen halten die Spannung hoch.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
(22 Stimmen) | ||
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Rezension vom: | 01.09.2024 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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