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Comic-Besprechung - Spirou und Fantasio Gesamtausgabe 8 (Neuedition)
Geschichten:Spirou und Fantasio Gesamtausgabe 8 (Neuedition)
1.) QRN ruft Bretzelburg (61 + 8 S.)
Autor: Greg & Franquin
Zeichner: Franquin
2.) Die Bravo Brothers (22 S.)
Autor und Zeichner: Franquin
3.) Robinson auf Schienen (44 S.)
Autor: Yvan Delporte
Zeichner: Jidéhem & Franquin
4.) Schnuller und Zyklostrahlen (37 S.)
Autor und Zeichner: Franquin
Übersetzer: Peter Müller, Hartmut Becker und Paul Derouet und Petra M. Pärn (Comics), Michael Hein (redaktionelle Seiten)
Story:
Der vorliegende achte Band der Gesamtausgabe enthält die letzten Arbeiten zur Serie aus der Feder von André Franquin. In „QRN ruft Bretzelburg” retten Spirou und Fantasio zusammen mit einem Amateurfunker den in Hausarrest gehaltenen Potentaten eines kleinen Nachbarlandes. Mit „Die Bravo Brothers” haben wir eine Episode, in der Gaston und sein Geschenk an den Verlag in Form einer Zirkustruppe aus drei Schimpansen für allerlei Aufregung sorgt. „Robinson auf Schienen” hingegen erweist sich als bebilderte Romanerzählung, an der Franquin auch nicht wirklich selbst großartig Hand angelegt hat. Und zum Schluss seine allerletzte Arbeit, „Schnuller und Zyklostrahlen”, in der er den zum Baby degenerierten Zyklotrop noch ein letztes Mal aufleben lässt.
Meinung:
Dieser letzte Band aus der Reihe mit Arbeiten von Franquin aus den Jahren 1961 bis 1968 enthält sicherlich den Höhepunkt seines Schaffens für diese Serie, den er durch regelmäßige Steigerung in der Qualität seiner Erzählungen und Zeichnungen nun erreicht hat. Wer weiß, wie es noch hätte werden können, wenn er weitergemacht hätte — doch das hat er eben nicht.
Gleich die Eingangsgeschichte stellt (und ich denke, nicht nur für mich) einen Höhepunkt im franko-belgischen Comicschaffen selbst dar: Eine typische Spirou-Story, die mit Missverständnissen beginnt, um sich dann über reine Hilfsbereitschaft bis zu einer ausgemachten Abenteuer- und Spionagegeschichte zu steigern. Das ist ganz große Erzählkunst, und die Zeichnungen stehen dem nicht hintenan. Da die Geschichte im Original eine etwas verzwickte Veröffentlichungsgeschichte hinter sich hat, wird sie hier ein wenig verschachtelt wiedergegeben um dem Rechnung zu tragen. Zum tieferen Verständnis muss man wissen, dass Franquin damals, hauptsächlich wegen Überlastung, für die Vorabdrucke im Magazin nur jeweils 1 1/2 Seiten geliefert hatte. Die mussten für eine spätere Albumausgabe also grundsätzlich ummontiert werden — es gibt also per se keine Albenausgaben mit Seiten in der „Originalaufteilung”, sie sind mindestens um eine halbe Seite versetzt. Zudem musste er auf die Lieferung des Skriptes durch Greg warten, was er nutzte, um die Geschichte schon mal ganz improvisiert beginnen zu lassen — nur um später zu sehen, dass diese Improvisation den Anfang der endgültigen Geschichte vielleicht ein bisschen zu sehr in die Länge ziehen würde, sodass er für die spätere Albumausgabe diese Eingangssequenz ebenfalls ummontierte und stark kürzte. Was wir hier bekommen, ist quasi das beste aus zwei Welten: sämtliche Seiten, die es gibt (oder je gab) in ihrer Reihenfolge hintereinander abgedruckt, aber mit der Möglichkeit, auch nur die (gewohnte) Albumausgabe allein zu lesen. Zuerst also die Spirou-Episoden im Original im 1 1/2 Seiten Format, dann in übersetzter Form und ummontiert als neue Einleitung zum Album (leider extrem verkleinert, das ist ärgerlich!), und dann das Album wie gewohnt (mit dem Hinweis, an welcher Stelle man zu lesen beginnen sollte, damit nichts doppelt ist). Das zerreißt vielleicht ein wenig das Gesamtbild dieser Story, ist aber im Rahmen dieser Gesamtausgabe sicherlich ein gangbarer Weg. Dass die Geschichte dann nochmal durch einen Zwischeneinschub unterbrochen wird, der im Original im Spirou-Magazin gedruckt wurde, um eine Veröffentlichungspause aufgrund einer ernsten Erkrankung Franquins anzukündigen, stört zwar wieder etwas den Lesefluss, komplettiert das ganze Projekt aber auf jeden Fall. Vielleicht veröffentlicht der Carlsen Verlag ja später nochmal einen Sonderband nach französischem Vorbild, wie bereits für „Die Bravo Brothers” geschehen, um dies anders zu präsentieren?
Und hier ist dann auch die Stelle für meine erste Kritik: Zwar ist auch „Die Bravo Brothers” eine der beiden Höhepunkte des Bandes, aber deshalb für die Neuausgabe der Serie ein Motiv aus dieser Geschichte als Cover zu wählen und nicht aus „QRN…” verwundert mich sehr. Ich denke, da wurde (Werbe-)Potential verschenkt.
„Die Bravo Brothers” sind allerdings sicherlich der zweite Höhepunkt des Bandes. Zum einen ist die Geschichte absolut gelungen, strotzt vor Witz und Irrsinn, und macht einfach nur Spaß. Zum anderen werden hier Spirou und Fantasio kongenial mit Gaston verknüpft, und zwar diesmal nicht nur für eine Szene in einem Einseiter, sondern für eine immerhin über eine halbe Albumlänge reichende Geschichte. Das ist schon ein besonderes Ereignis.
Mein zweiter Kritikpunkt folgt sogleich: „Robinson auf Schienen” ist halt kein Comic, war als Auftragsarbeit für die französische Bahn gedacht (die mit dem Ergebnis aber wohl auch nicht sehr zufrieden war), und herausgekommen ist eine bebilderte Prosaerzählung zweifelhafter Güte. Gut, für Komplettisten gehört sie in solch eine Gesamtausgabe — aber ich für meinen Teil hätte darauf auch verzichten können.
Zum Abschluss folgen dann noch mit „Schnuller und Zyklostrahlen” wieder eine handfeste Geschichte und ein echtes Comic, in die ich vielleicht nicht so viel hineininterpretieren würde, wie es im Dossier geschehen ist, die aber auf jeden Fall eine robuste und typische Spirou-Story darstellt. Leider ist sie mit 37 Seiten nicht so lang wie gewohnt, wurde dann aber stets als Band 17 der Serie zusammen mit den „Bravo Brothers” veröffentlicht. So passt wieder alles zueinander.
Auch diesmal ist das Dossier äußerst interessant und informativ, und rundet den Band ab.
Fazit:
Der krönende Abschluss der Serie — zumindest, was den Anteil aus der Feder Franquins betrifft. Neben den beiden besten Geschichten des Autors und einer immerhin typischen Arbeit bekommen wir zwar auch einen etwas zweifelhaften Bildroman geliefert: doch das sollte das Lesevergnügen nur leicht schmälern, und verblasst im Schatten der gigantischen Geschichten, die ansonsten in diesem Band versammelt sind. Auch dieser achte Band kann deshalb von mir nur unbedingt empfohlen werden!
Spirou und Fantasio Gesamtausgabe 8 (Neuedition)
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Carlsen
Preis:
€ 34,00
ISBN 10:
3551801045
ISBN 13:
978-3551801043
224 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser
- Enthält die beiden besten Geschichten des Autors!
- Wieder mit interessantem Dossier.
- Lediglich der enthaltene Bildroman schmälert den Gesamteindruck ein wenig.
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 03.09.2024 | ||||||
Kategorie: | Spirou + Fantasio | ||||||
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