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Comic-Besprechung - Giant Gesamtausgabe

Geschichten:

Giant Gesamtausgabe

Autor und Zeichner: Mikaël

Übersetzer: Fritz Walter



Story:

Der irische Einwanderer Jack „Giant” Jordan arbeitet in den 1930er Jahren als Stahlarbeiter auf der Baustelle des Rockefeller Center in New York. Nach dem Unfalltod eines Kollegen nimmt er mit dessen Frau in Irland und unter dessen Namen einen regen Briefverkehr auf, während er tagein, tagaus auf der Baustelle weiter seinen Dienst verrichtet. Doch der sonst so stille Gigant, der menschliche Nähe scheut und seine Mitmenschen zu meiden versucht, trifft auf eine Reihe von Leuten, die seine Zukunft verändern werden: seinen etwas aufdringlichen Kollegen Daniel, eine hinterhältige Nachbarin, einen alkoholsüchtigen Reporter und nicht zuletzt eine junge Nachwuchsfotografin, die ihn aus der Reserve lockt. Ein dramatisches Ereignis zum Ende der Geschichte setzt dann den Abschluss.



Dieser Comic wurde mit dem Splash-Hit ausgezeichnet Meinung:

„Giant” ist der erste Teil einer Trilogie über das New York der 1930er Jahre, die jeweils in Doppelbänden erzählt wird. Die nachfolgende Geschichte, „Bootblack”, erschein bereits im ZACK-Magazin, Teil drei mit dem Titel „Harlem” liegt bereits bei Splitter als Album vor. Dabei geht es in allen drei Erzählungen um Außenseiter der Gesellschaft, um Arbeiter und Unterdrückte, meist Einwanderer, oder wie in „Harlem”, auch um Gangster und Kriminalität.

In „Giant” geht Mikaël sehr ruhig an die Erzählung heran. In fast schon monochrom wirkenden Bildern (obwohl sie das nicht sind) fängt er den eher tristen Alltag seines Helden ein, der in ärmlichen Verhältnissen lebt und einfach nur versucht, sich über Wasser zu halten. Was ihm durchaus gelingt, nicht zuletzt dank seiner enormen Körperkraft —denn er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Riese. Die Ausgangssituation ist ein bisschen verrückt, und das nutzt der Autor, um daraus die folgenden Ereignisse sehr stringent folgen zu lassen: der sonst so stille Giant öffnet sich, und damit ändert sich sein Leben und seine Situation allmählich aber sicher so weit, dass ihm die Kontrolle zu entgleiten droht. Ruhe und Sicherheit treten immer mehr in den Hintergrund, er hat Begegnungen, die er bisher tunlichst zu vermeiden suchte, und all dies führt zum großen Finale der Geschichte. Das ist aus meiner Sicht sehr gut erzählt, vielleicht am Anfang ein bisschen zu langsam — aber die Geschichte nimmt auf jeden Fall Fahrt auf, und das, obwohl eigentlich nicht viel wirklich dramatisches passiert. Doch natürlich hat Giant ein Geheimnis, das möglichst nicht entdeckt werden sollte — und natürlich wird es entdeckt. Das macht die Story spannend, auch wenn vielleicht einige Szenen und Erzählelemente bekannt vorkommen werden. Aber insgesamt ist es eine interessanter Plot, dessen Tempo sehr viel Gelegenheit dazu gibt, die Charaktere detailliert darzustellen — was Mikaël eben auch sehr geschickt nutzt.

Wie auch schon bei „Harlem” hat mir hier sehr gut gefallen, dass Mikaël sich auf historische Fakten stützt, die der Geschichte einen sehr „realistischen” Background geben. Doch statt eines Vorworts von Jean-Louis Tripp, dem Autor von unter anderem „Das Nest”, hätte ich mir lieber eine kleine Einleitung gewünscht, die mehr Hintergründe zum Bau des Rockefeller Centers und zum Bürgerkrieg in Irland gibt, da ohne diese Infos ein paar Facetten der Erzählung ein bisschen blass bleiben. Da rate ich dem Leser dann, zwischendurch mal einen Blick in Wikipedia zu werfen, wenn man klarer sehen möchte. Die Geschichte selbst versteht man aber natürlich auch ohne das.

Die Zeichnungen im realistischen Stil sind gewohnt eckig und kantig, wirken ein bisschen „schmutzig”, und passen in diesem Band noch besser zur Geschichte als sonst in seinen Büchern. Mikaël verwendet eine Kolorierung, die hauptsächlich auf Grau- und Brauntöne setzt, mit zusätzlichen, eher blassen Hintergrundfarben, die, wie oben bereits gesagt, die Panels fast schon monochrom erscheinen lassen. Das macht das ganze Buch zwar ein bisschen düster, passt aber eben zur Handlung. Die Bildaufteilungen sind sehr abwechslungsreich, die Perspektiven geschickt gewählt und oft geradezu kinematographisch angehaucht — man hat schnell zusätzliche Bilder aus den bekannten älteren Mafiafilmen im Kopf, was eine schöne Ergänzung darstellt (wenn man sie hat, die Erinnerung an solche Filme).

Am Ende des Bandes gibt es noch vierzehn Seiten mit „Skizzen und Scribbles”, die aber auch Grafiken und Ex-Libris-Abdrucke enthalten, was den Band sehr gelungen ergänzt. Das gibt es zwar inzwischen häufig, vor allem bei Gesamtausgaben wie hier, doch für mich ist dies immer wieder eine Zugabe, über die ich mich besonders freue.



Fazit:

Eine gelungene Gesamtausgabe dieser Auftaktgeschichte von Mikaëls „New-York-Trilogie”, deren erster, hier vorliegender Doppelband sich um die Stahlarbeiter in den 30er-Jahren dreht, um ihre Sorgen, ihr Leben und nicht zuletzt um die Gefahren, die sie täglich auf sich nehmen. Erzählt wird eine Geschichte vor historischem Hintergrund, der gut recherchiert ist, aber vielleicht für das tiefere Verständnis noch ein bisschen hätte dokumentiert werden können. Doch das tut dieser Veröffentlichung keinen Abbruch, die durch einen Skizzenteil abgerundet wird. Durchaus zu empfehlen.



Giant Gesamtausgabe - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Giant Gesamtausgabe

Autor der Besprechung:
Uwe Roth

Verlag:
Blattgold GmbH

Preis:
€ 32,00

ISBN 10:
3949987371

ISBN 13:
978-3949987373

128 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • Interessanter Plot vor historischem Hintergrund.
  • Gelungene Zeichnungen mit kinematografischem Touch.
Negativ aufgefallen
  • Eine kleine Hintergrunddoku wäre hilfreich gewesen.
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Rezension vom: 25.09.2024
Kategorie: Alben
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