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Comic-Besprechung - Geschichten aus der Provinz
Geschichten:Geschichten aus der Provinz
1.) Aufzeichnungen für eine Kriegsgeschichte (112 S.)
2.) Die Unschuldigen (34 S.)
3.) Sie haben das Auto gefunden (33 S.)
4.) Zwei Pilze (13 S.)
5.) Die tote Hand (Text + Illustrationen, 7 S.)
Autor und Zeichner: Gipi (d.i. Gianni Alfonso Pacinotti)
Übersetzer: Myriam Alfano und Giovanni Peduto
Story:
1.) Aufzeichnungen für eine Kriegsgeschichte:
Drei Jugendliche schlagen sich in einem fiktiven Krieg in Teilen Italiens mit Gaunereien über Wasser, bis sie in eine Gang des organisierten Verbrechens aufgenommen werden. Die Geschichte wird aus der Sicht eines der drei, Giuliano, erzählt.
2.) Die Unschuldigen (34 S.)
Der kleine Andrea ist mit seinem Onkel Giuliano im Auto unterwegs, um seinen alten Freund Valerio zu treffen. Der saß für zehn Jahre hinter Gittern, und Giuliano erzählt seinem Neffen die Geschichte, die dahinter steckt.
3.) Sie haben das Auto gefunden (33 S.)
Zwei Kriminelle machen sich auf in die nacht, um die möglichen zeugen eines Verbrechens zu beseitigen — ganz im Sinne der Andeutung im Titel.
4.) Zwei Pilze (13 S.)
Zwei Männer, alt und jung, reden beim Pilzesammeln über allerlei Dinge.
5.) Die tote Hand (7 S. meist Fließtext)
Gipi reflektiert hier über eine zurückliegende Schreibblockade und den kreativen Vorgang als solchen.
Meinung: Es handelt sich bei diesem Band um eine Sammlung von Einzelwerken, die im Grunde um die Hauptgeschichte herum angeordnet sind: „Aufzeichnungen für eine Kriegsgeschichte”. Diese Geschichte selbst sowie die beiden drauf folgenden wurden bereits vor knapp zwanzig Jahren einmal auf deutsch veröffentlicht, ebenfalls von avant, teils einzeln, teils in Anthologien. Bei den „Aufzeichnungen..” handelt es sich um die erste lange Veröffentlichung des Autors überhaupt aus dem Jahre 2005, die beiden anderen wurden im Original und in Frankreich zuerst einzeln, dann in einem Sammelband mit dem Titel „Bons Baisers de la Provence” (auf dt. etwa: „Küsse aus der Provinz”) veröffentlicht. Für alle drei Titel hat Gipi umgehend Auszeichnungen erhalten, unter anderem in Rom, Angouleme und auch in Erlangen. Und das zu Recht, wie ich finde, denn sein Stil ist tatsächlich ungewöhnlich (in den Themen), besonders (in der Darstellung der Figuren) und nicht zuletzt originell (in den Zeichnungen). Und gerade die Zeichnungen haben es mir angetan: wirken sie auf den ersten Blick vielleicht eher skizzenhaft und unfertig, sieht man doch schon nach einigen Augenblicken, dass sie dies nicht sind. Die Figuren entbehren zwar meist des Detailierungsgrades, den (vor allem) viele französische Zeichner an den Tag legen, doch trotz dieser Simplizität in der Darstellung leben und atmen seine Figuren. Die Bewegungen sind stimmig, die Körpersprache ausdrucksstark, und vor allem die Gesichter weisen eine Eigenschaft auf, die banal erscheinen mag, aber zugleich super wichtig ist: sie sind eindeutig wiederzuerkennen! Dass Gipi hierzu ein paar allzu simpel wirkende „Taschenspielertricks” anwendet (lange Nase, spitze Nase, ausgefallene Frisur oder Kopfbedeckung) ist meiner Meinung nach völlig legitim, denn das Ergebnis zeigt, dass auch in der Einfachheit der Formensprache ein Ausdruck gefunden werden kann, der die Erzählung transportiert und die Charaktere vollumfänglich darstellt. Und das ist das Wichtigste bei einem Comic — und hier gelingt es bereits nahezu perfekt.
Die letzten beiden Geschichten in diesem Band jedoch waren bisher in Deutschland unveröffentlicht — und wären es meiner Meinung nach auch besser geblieben, denn sie wirken auf mich eher unfertig, fahrig, uninspiriert bzw. gekünstelt, und passen auch von ihrer Aufmachung her absolut nicht zum großen Rest des Buches. Vor allem der letzte, nur leicht illustrierte Text wirkt auf mich sehr wirr, und falls er tatsächlich autobiografisch sein soll, passt das Thema einer möglichen Schreibblockade des Autors nicht mit der Realität zusammen, denn 2005 hat Gipi seine Comickarriere als Autor von „graphic Novels”, wenn man sie so nennen will, überhaupt erst begonnen. Doch diese rund 20 Seiten tuen dem Buch keinen Abbruch und sollten niemanden vom Kauf abhalten, denn insgesamt ist dies eine sehr schöne und inhaltlich hochwertige Ausgabe.
Fazit:
Eine schöne Sammlung der frühen Werke des berühmten italienischen Comicautors von gesellschaftskritischen Inhalten, die unbedingt eine Wiederauflage verdient hatten. Auch nach fast zwanzig Jahren haben sie nichts von ihrem Reiz und ihrer Frische verloren, auch weil die Themen nahezu zeitlos sind. Zudem geizt dieser schöne Hardcoverband nicht mit der Darstellung der Titelbilder, oder von Zwischenseiten — somit ist er auch von der Aufmachung her eine runde Sache. Sehr zu empfehlen.
Geschichten aus der Provinz
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Avant Verlag
Preis:
€ 35,00
ISBN 10:
396445124X
ISBN 13:
978-3964451248
208 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Eine schöne Sammlung des Frühwerks.
- Gelungene Aufmachung des Buches.

- Leider ein bisschen Ballast am Ende des Buches.

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| Rezension vom: | 26.10.2024 | ||||||
| Kategorie: | Alben | ||||||
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