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Comic-Besprechung - Die Frau als Mensch
Geschichten:Die Frau als Mensch: Am Anfang der Geschichte
Text und Zeichnungen: Ulli Lust
Farben: Julia Eichstädt, Luca Gierth, Ulli Lust und Paul Winck
Story:
Aus Früh- und Vorgeschichte der Menschheit ist nur wenig erhalten geblieben, ein paar Wandmalereien, ein paar Kunstwerke aus Knochen oder Stein und nicht zuletzt Skelette. Lange Zeit glaubte man deswegen, dass die Rollen von Männern und Frauen schon immer so waren, wie wir sie heute kennen.
Männer als Jäger und Ernährer der Familie, die sich nahmen was sie wollten, die Frauen als Mütter, die in den Höhlen blieben Kinder und Alte verloren und essbare Pflanzen sammelten. Und in allem sonst den Männern untertan waren. Doch stimmt das wirklich? Neue Forschungsergebnisse widerlegen das.

Ulli Lust will mit ihrem ambitionierten Werke auch diese neue Weltsicht auf unterhaltsame und für alle Leser verständliche Weise nahebringen. Dafür hat sie über viele Jahre sorgfältig recherchiert und Fakten aus Anthropologie und Archäologie gesammelt, die ein ganz anderes Bild zeichnen und damit auch die vielen weiblichen Statuetten aus der Altsteinzeit in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen.
Lange hat sich das Bild von den jagenden, mit Speer und Keule bewaffneten Urmännern im Kopf der Menschen gehalten und ist auch heute immer noch vorhanden, dabei sieht die Realität inzwischen ganz anders aus. Denn Skelett, die früher für männlich gehalten wurden, entpuppen sich als die Überreste von Frauen, die ebenfalls gejagt und männliche Arbeiten übernommen haben.
Früher zählte wohl eher das, was jeder in die Gemeinschaft einbringen konnte. Und auch wenn Frauen natürlich die Kinder bekamen, oblag die Erziehung doch allen, ebenso wie das Sammeln von Pflanzen und Früchten, aus denen die Hauptnahrung bestand und so fort. Und letztendlich könnten auch Frauen im mystischen Sinne eine größere Bedeutung und mehr Einfluss gehabt haben, gerade als Lebensspenderinnen.
Ulli Lust holt weit aus. Sie hält dem Leser zunächst die Sicht vor Augen, die sich über Jahrhunderte in so gut wie allen menschlichen Gesellschaften eingebürgert hat, ehe sie langsam anfängt, das Bild zu ändern, beginnend mit unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, über Funde die natürlich nur Spekulationen erlauben aber durch DNA-Analysen und exaktere Untersuchungsmethoden frühere Mutmaßungen widerlegen. So arbeitet sie sich langsam über die frühen Hominiden bis zu den Homo Sapiens und die letzten Eiszeiten vor, die allerdings genauer in einem weiteren Band behandelt werden sollen.
Das ganze liest sich spannend und kurzweilig, auch die Forschungsergebnisse werden gut verständlich vermittelt. Die Künstlerin stellt keine Behauptungen auf, sondern erlaubt auch den Lesenden weitere Interpretation, auch wenn sie die neuen Spekulationen der Wissenschaftler vorstellt. Man bekommt sehr viel Wissen vermittelt, es überfordert aber nicht sondern wird in gut zu verdauenden Häppchen geliefert. Damit weiß Ulli Liust nicht nur zu fesseln, sondern auch die Augen zu öffnen und die alten Klischees zu vergessen.
Fazit:
Die Frau als Mensch von Ulli Lust ist ein engagierter und spannender Sachcomic, der aktuelles Wissen über die Vor- und Frühgeschichte auf leicht verdauliche Weise präsentiert. Man merkt, dass der Künstlerin sehr am Herzen liegt, die uralten Klischees durch eine modernere Sicht der steinzeitlichen Gesellschaft zu ersetzen, die ganz andere Rollenmodelle für Männer und Frauen aufweist als man bisher dachte.

Die Frau als Mensch
Autor der Besprechung:
Christel Scheja
Verlag:
Reprodukt
ISBN 13:
978-3956404450Â
256 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Sorgfältig recherchiert und gut vermittelt
- Unterhaltsam und kurzweilig präsentiert
- Mit alten Klischees wird aufgeräumt


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 15.03.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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