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Comic-Besprechung - Hairball
Geschichten:Hairball
Autor: Matt Kindt, Zeichner: Tyler Jenkins, Colorist: Hilary Jenkins
Story:
Anna ist ein junges Waisenmädchen. An dem Tag an dem sie frisch adoptiert in ein neues Heim kommt, läuft ihr auch eine schwarze Katze zu. die sie Bestie tauft. Doch die Beziehung ihrer Eltern verschlechtert sich. Es kommt zu Streitereien und die Stmming heizt sich immer mehr auf. Könnte die Katze damit etwas zu tun haben? Vergiftet sie die Seelen der Menschen um sich herum? Kann Anna die Katze loswerden bevor noch schlimmeres passiert? Oder ist es vielleicht einfach nur eine Katze und das Böse lauert woanders?
Meinung:
Um es gleich vorweg zu sagen: für Katzenfreunde ist die in sich abgeschlossene Graphic Novel Hairball nicht geeignet. Was eigentlich erstaunlich ist, wenn man bedenkt dass sich im Grunde Katzenfans hier angesprochen fühlen dürften. Vom Titel her, Haarball auf Englisch, und von der Story her und vom Cover. Welches gut gestaltet ist und erst unscheinbar wirkt, aber Irritation verursacht. Beim zweiten Hinsehen sieht man einen Zahn blutbefleckt und die Iris eines Auges ist quergestellt. Unbehagen in der Schönheit.
Was wiederum gut auf die Story verweist. Diese greift zwei gegensätzliche Pole des Aberglaubens auf. Sowohl das Teuflische als auch das Göttliche von Katzen. Natürlich ist es kein Zufall das die Heldin des Buches eine schwarze Katze ist die schon seit jeher Unglück bringen sollen. Zudem hat „Bestie“, ja einen solch plakativen Namen hat das Fellknäuel, wie andere Katzen einen undurchschaubaren Charakter und es ist lange unklar ob es die Heldin hier mit übernatürlichen Vorkommnissen zu tun hat. Katzen galten im Mittelalter als Begleiter von Hexen und wurden teils sogar hingerichtet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie waren den unaufgeklärten Menschen unheimlich und was man nicht durchschauen konnte, wurde vernichtet. Auch wenn sie Schädlinge wie Mäuse und Ratten fernhielten.
Ganz anders hingegen im antiken Ägypten wo Katzen als Abgesandte der Götter angesehen wurden uns als heilig galten. Sie wurden gar nach ihrem Tode mumifiziert. Die altägyptische Göttin Bastet besitzt in den Darstellungen auch einen Katzenkopf. Diese ist die Göttin der Fruchtbarkeit und der Liebe und die Beschützerin der Schwangeren. Man kann sie auch als Beistand der Frauen allgemein ansehen.
Zwischen diesen Polen befindet sich also die Story und die Heldin weiß nicht ob ihre zugelaufene Katze Dämon oder Engel ist. Die hier der Katze zugefügte Gewalt ist unerträglich und abstoßend. Gerade was Katzenliebhaber und Tierfreunde angeht. Wenn in der ganzen Erzählung eh schon viel mit Andeutungen gearbeitet wird und die Leserschaft bewusst im Ungewissen gelassen wird: warum hat man sich hier keine Zurückhaltung auferlegt? Soll es der Verdeutlichung der Verletzbarkeit der Heldin dienen? Als Katalysator eines zutiefst verwundeten Mädchens? Das mögen alles Gründe sein, aber manche Szenen stoßen einfach ab.
Dabei ist der Subtext durchaus gelungen. Es geht um Missbrauch und vor allem um toxische Beziehungen. Sei es nun im Elternhaus wo das Kind als Störfaktor und als die Kraft gilt welches ein Ehepaar auseinander bringt oder um den jähzornigen, eifersüchtigen Freund der zur Gewalt neigt. Die Katze als Symbol der Weiblichkeit, im Gegensatz zum Hund der eher als männlich konnotiert wird, leistet nun anscheinend den Widerstand und den Beistand. Ob nun zum Guten oder Bösen sei hier nicht verraten. Lange jedenfalls ist unklar ob hier überhaupt etwas Übernatürliches vorhanden ist und ob manches nicht nur Phantasie der Heldin. Leider liegt der Fokus auf dem Leid was keine der Figuren wirklich sympathisch macht, sondern eher abstoßend wirkt. Mit der Heldin empfindet man zwar Mitleid aber ihre Taten, die eben einen Teil der Leserschaft abstoßen werden, disqualifizieren sie für Empathie.
Das starre Panelsystem führt zudem den Blick der Betrachter*innen zu den Figuren, lenkt sie kaum ab und verstärkt noch das generelle Unbehagen. Dabei sind die Zeichnungen sehr reduziert und können durch die Andeutungen punkten. Es gibt einige sehr gute Einfälle, etwa wenn die Katze einen normal ansieht, blinzelt und danach die Augen anders aussehen. Insgesamt kann man hier nur sagen das die Zurückhaltungen an den falschen Stellen erfolgen und die unsympathischen Figuren mich den Band nur einmal lesen lassen werden.
Fazit:
Ein interessanter Subtext und gelungene zeichnerische Gestaltung retten nicht die unsympathischen Charaktere und die unnötig brutale Gewalt gegenüber Tieren. Da wäre ein subtileres Vorgehen effizienter gewesen.

Hairball
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Cross Cult
Preis:
€ 25,00
ISBN 10:
3986666788
ISBN 13:
978-3986666781
152 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- zeichnerische Gestaltung
- Subtext mit toxischen Beziehungen
- Aufgreifen Symbolik und Aberglauben gegenüber Katzen
- lange unklare Hintergründe

- unsympathische Charaktere
- unnötig brutale Gewalt gegenüber Tieren

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
Bewertung: | ||
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Rezension vom: | 04.04.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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