Comic-Besprechung - ZACK Lach-Box 6: Häuptling Feuerauge

ZACK Lach-Box 6: Häuptling Feuerauge

Autor und Zeichner: Gordon Bess

Übersetzer: Frank Neubauer

Häuptling Feuerauge reitet wieder! Als Anführer seines Stammes führt er seine tapferen Krieger in den Kampf oder auf die Jagd, verzweifelt an seinem Klepper „Lahme Ente”, steht mächtig unter dem Pantoffel seiner Ehefrau und hat auch sonst so seine Sorgen mit unwilligen Stammesmitgliedern, dem eigenen Nachwuchs und einem wenig hilfreichen Medizinmann. Der wilde Westen einmal anders — aber auf jeden Fall lustig!

Man könnte „Häuptling Feuerauge” von Gordon Bess am ehesten noch mit „Hägar” aus der Feder von Dik Browne vergleichen. Hier wie da geht es um ein Oberhaupt, dass von seiner Frau ein bisschen auf Maß zurecht gestutzt wird, und auch sonst so manches Problem hat, seine Autorität durchzusetzen. Also ganz typisches Material für einen Zeitungsstrip aus den USA, wie es sie auch bei uns schon seit Jahrzehnten in den Tageszeitungen zu lesen gab, von den Peanuts über Blondie bis zu Willy Wacker. Doch bereits seit einigen Jahren beobachte ich, dass dies (zumindest rund um meinen Wohnort) in den Zeitungen stark zurückgefahren wurde, teils ersetzt durch deutsche Produktionen (z.B. „Touché” von Tom oder Einzelgags unterschiedlicher, meist lokaler Größen) oder sogar als Rubrik komplett gestoppt, aber als Einbild-Gags zum Tagesthema direkt beim Artikel (oder sogar als sein Ersatz) eingesetzt. Der Bilderwitz ist aus den Zeitungen also doch nie ganz wegzudenken, doch die typischen Zeitungsstrips waren da eben anders. Pro Tag gab es einen Streifen mit drei bis vier Bildern nebeneinander, und Sonntags (zumindest in den USA) dann gleich drei Streifen als lange Geschichte auf einmal. Und so wird es auch hier präsentiert, auf jeder gegenüberliegenden Doppelseite werden die sechs Wochentage und der Sonntagsblock zusammen präsentiert, was insgesamt 34 Wochen an Inhalt ergibt, oder fast acht Monate. Das ist schon eine Menge Material, an dem der Leser seinen Spaß haben kann, wobei ich zwischendurch mal kurze Lesepausen empfehlen würde, denn der Humor wiederholt sich durchaus, und auch die Gags folgen soviel Stereotypen, dass es auf Dauer vielleicht fade werden könnte. Doch das Material war ja ursprünglich für einen scheibchenweisen Konsum gedacht, und so goutiert hat er eigentlich nichts an Qualität eingebüßt. 

Jüngere Leser werden sich an die früheren Veröffentlichungen dieses Klassikers in Deutschland wahrscheinlich nicht erinnern können, doch Feuerauge („Redeye” im Original) war in den Siebziger-Jahren regelmäßiger Gast in der ersten Inkarnation des ZACK-Magazins — vorher jedoch schon im Löding Verlag in zwei kleinen Büchlein veröffentlicht worden. Dort, wie in ZACK und einer ZACK-Box waren die Strips in Farbe abgedruckt worden, doch das hier vorliegende, älteste Material der Serie, wird uns im originalen schwarz-weiß präsentiert. Aber das passt irgendwie sehr gut, es wirkt für mich sehr „authentisch”.

Häuptling Feuerauge erscheint in der Reihe „ZACK Lach-Box”, die von Blattgold nach den ersten vier Ausgaben des Koralle Verlags aus den Siebziger-Jahren (mit dem blauen Hasen „Sonny” als Inhalt) neuerdings mit fortlaufender Nummerierung fortgesetzt wird (Band 5 war „Smutje” von Paul Deliège). Zu Beginn gibt es ein kleines Dossier über Autor und Serie, was diesen Band gelungen abrundet. Man darf gespannt sein, was in dieser Reihe noch alles kommen wird, doch bis jetzt hatte der Verlag bei seiner Auswahl eine sehr sichere Hand!

Zu beziehen über den Verlagseigenen Webshop: https://www.zack-edition.de/produkt/zack-lachbox-band-6-haeuptling-feuerauge/

Ein gelungener Neustart des Zeitungsklassikers um den Häuptling Feuerauge, dem sein Stamm und seine resolute Ehefrau den einen oder anderen Strich durch die faule Rechnung machen. Ein Spaß für Jung und Alt mit diesem amerikanischen Zeitungsstrip, der gar nicht in die Jahre gekommen ist und mit seinen Anspielungen auf das tägliche Leben so aktuell uns zeitlos ist wie eh und je. Sehr zu empfehlen.