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Comic-Besprechung - Arsène Lupin — Die hohle Nadel
Geschichten:Arsène Lupin — Die hohle Nadel
Autor: Maurice Leblanc und Jérôme Félix
Zeichner: Michaël Minerbe
Übersetzer: Harald Sachse
Story:
Der Gentleman-Einbrecher Arsène Lupin liefert sich in dieser Geschichte ein Rennen mit dem jungen Isidore Beautrelet um die Entschlüsselung eines seltsamen Codes, den der König Ludwig XVI in einem Brief an Marie-Antoinette hinterlassen hatte. Wer von beiden wird schneller sein, um den Schatz der französischen Könige zu finden?

Dies ist der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Romanumsetzungen des berühmten Einbrechers aus der Feder von Maurice Leblanc, die Jérôme Félix in den vergangenen Jahren in Frankreich zusammen mit unterschiedlichen Zeichnern veröffentlicht hat. Die Bände folgen dabei nicht der Veröffentlichungsreihenfolge des Originals, sondern eher dem Bekanntheitsgrad der Geschichten (zumindest auf Frankreich bezogen), bzw. wählte man Geschichten mit einem bekannten Namen im Titel aus, wie Sherlock Holmes oder Cagliostro. Doch dieses Schema benutzten bisher auch die Romanübersetzungen in Deutschland, das dürfte dem Fan nicht fremd sein.
Ich kannte die Figur des Arsène Lupin bisher tatsächlich nur aus Film und Fernsehen, und gerade die Serienumsetzung mit Omar Sy in der Hauptrolle hat mir ein völlig anderes Bild der Hauptfigur vermittelt, als sie hier dargestellt wird — und vermutlich auch in den Originalromanen so ist. Arsène Lupin agiert (zumindest in dieser Geschichte) eher im Hintergrund, ist den Ermittlern natürlich auch diesmal immer einen Schritt voraus, doch eigentlich steht in dieser Geschichte der junge Isidore Beautrelet im Mittelpunkt, der so jung ist, dass er sogar noch kurz vor seinem Abitur steht, trotzdem bereits von seinem Onkel, einem Journalisten, mit zu Tatorten genommen wird. Lupin hat also im Prinzip einen Jugendlichen als Kontrahenten, was ich einigermaßen schräg fand. Mir war auch nicht bekannt, dass Maurice Leblanc bereits sehr früh Sherlock Holmes als weiteren Gegenpart des Meistereinbrechers verwendet hat: als dreistes Plagiat der Figur von Arthur Conan Doyle, und deshalb auch (nur halbwegs) getarnt unter dem Pseudonym „Herlock Sholmès” (sic!). Der hat auch im vorliegenden Band einen kurzen Auftritt, wie auch der eigentliche Ermittler der Polizei, Kommissar Ganimard, einen eher geduldeten Gast im Verlauf der Handlung darstellt. Immerhin darf er der Auflösung des Rätsels ganz am Schluss beiwohnen, und damit übernimmt Leblanc im Prinzip den Stil seines Vorgängers und Vorbildes Conan Doyle, der seinen Lestrade ja meist auch ziemlich dumm dastehen ließ.
Die Geschichte selbst dreht sich um einen im Prinzip dreifach verschlüsselten Text, was allen Beteiligten gehörige Kopfschmerzen bereitet. Buchstaben werden dabei gegen Zahlen ersetzt, aber dann werden nicht alle Zahlen angegeben, sodass man weiter kombinieren muss, und am Ende ergibt der entschlüsselte Text leider auch nicht direkt Sinn, wenn man nicht ahnt, worum es eigentlich gehen soll dabei. Das wissen unsere Helden natürlich, da sich Gerüchte um dieses Schreiben durch die Jahrhunderte erhalten haben und offensichtlich Jedermann bekannt sind. Es ist also die Jagd nach einem Schatz, den bereits die halbe Welt gesucht hat, ohne zu wissen, wo er ist oder wo genau man suchen soll. Auch dies ist ein Erzählansatz, der wohlbekannt ist und auch später noch vielfach verwendet wurde (nicht zuletzt bei Indiana Jones). Hier werden also eine ganze Reihe dem modernen Leser inzwischen wohlbekannte Elemente verwendet, um eine interessante und (einigermaßen) spannende Kriminalgeschichte zu stricken. Doch den Flair dieses Buches macht sicherlich nicht die Originalität der Geschichte aus, die ja auch inzwischen vielleicht vielen bereits bekannt sein könnte, sondern die Huldigung und Beschäftigung mit dieser berühmten Figur.
Die Zeichnungen von Michaël Minerbe, der diesen Band gestalten durfte, sind in einem Semi-Funny-Stil gehalten, der ein bisschen an die Arbeiten von Bruno Duhamel („Niemals!” oder „Die Zeitbrigade”) erinnert, nur ein bisschen eckiger. Die Kolorierung ist unaufdringlich, aber passend, die Seitenaufteilung klassisch und die Perspektiven sind unspektakulär aber stimmungsvoll genug, um die Geschichte hinreichend zu unterstützen. Minerbe veröffentlicht zwar bereits seit dem Jahr 2007 (auch unter dem Pseudonym „La Petite Pelle”), doch erst seit 2018 ist er tatsächlich wieder am Markt präsent. So hatte er bisher auch nicht viel Gelegenheit, seinen Stil auszuarbeiten.
Am Ende des Buches ist noch ein Dossier mit Grafiken, aber vor allem mit Fotos der Originalschauplätze dieses Albums angehängt, was einerseits sehr interessant ist, was den Fokus aber darauf legt, dem Leser die Entschlüsselung des Codes noch einmal in allen Einzelheiten zu erläutern. Das ist in meinen Augen einigermaßen überflüssig, da bereits in den Paneltexten alles haarklein erklärt wurde, und die man ja gerade eben erst gelesen hatte.
Fazit:
Insgesamt ein netter Auftaktband zu einer neuen Serie um den bekannten Gentleman-Einbrecher Arsène Lupin, der leider bis kurz vor Schluss eher im Hintergrund agiert. Die geschilderte Schatzjagd mit Hilfe eines verschlüsselten Textes folgt den beliebten Schemata der Autoren des frühen 20. Jahrhunderts, und wird vor allem Fans des Genres ansprechen können. Eher unterhaltsam als spannend, denn der Verlauf der Handlung folgt Mustern, die man inzwischen natürlich gut kennt. Trotzdem sollte man einmal hineinschauen, um angenehm unterhalten zu werden.

Arsène Lupin — Die hohle Nadel
Autor der Besprechung:
Uwe Roth
Verlag:
Splitter Verlag
Preis:
€ 18,00
ISBN 10:
3689500664
ISBN 13:
978-3689500665
72 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- Netter Auftaktband zur neuen Arsène Lupin-Reihe.


Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 05.06.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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