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Comic-Besprechung - Lady Elza 1: Die Affäre Claudius
Geschichten:Lady Elza 1: Die Affäre Claudius
Autor: Jean Dufaux, Zeichner: Philippe Wurm, Colorist: Bertrand Denoulet
Story:
Die höhere britische Gesellschaft fragt sich, warum Lady Elza Rochester ausgerechnet den Honorable Charles Pendrock heiraten will. Die Pendrocks sind zwar reich, aber um später erben zu können werden dem künftigen Ehepaar Pflichten auferlegt. Und Charles scheint die Ehe eher als eine Pflicht anzusehen als mit dem Herzen dabei zu sein. Als dann noch ein Mord geschieht ruft das auch Elzas Ex-Mann Jack Lord, einen Reporter, auf den Plan. Schnell stellt sich heraus: um Geheimnisse zu bewahren geht jemand über Leichen.
Meinung:
In mancherlei Hinsicht ist der erste Band von Lady Elza recht verwirrend. Also im Grunde eine gute Voraussetzung für einen Krimi. Schließlich geht es in einem Krimi um das Auflösen von Verwirrungen und die Wiederherstellung der Ordnung die durch ein Verbrechen durcheinandergebracht worden ist. Es ist aber schon irritierend, allerdings in einer freudigen Art und Weise, das in dem ersten Band der neuen Serie gleich zwei Alben der Originalausgaben enthalten sind. Somit ist der erste Handlungsbogen hierzulande komplett in einem Band versammelt, also schon fast eine Gesamtausgabe. Es wird nirgends so gekennzeichnet, erhöht aber das Lesevergnügen da man die komplette Geschichte an einem Stück lesen kann.
Die Irritationen setzen sich fort. So ist die Titelheldin Lady Elza gar nicht mal die Heldin. Sie steht zwar im Zentrum des Geschehens und alles dreht sich um sie, aber es wäre zu viel gesagt, sie als Heldin zu bezeichnen. Die eigentlich tätigen sind die vermeintlichen Nebenfiguren welche aktiv werden. Auch erinnert das ganze Setting und Ambiente an den guten gediegenen britischen Kriminalroman im Sinne von Agatha Christie und etwas Edgar Wallace. Offenbar spielt die Handlung aber in der Gegenwart, denn es gibt auch Smartphones. Das beißt sich etwas mit dem bewusst auf traditionell gestalteten Ambiente des Englands der Herrenhäuser und dem Standesdenken. Möglich das es immer noch in Britannien vorherrscht, aber es dürfte heutzutage kaum mehr so ausgeprägt sein. Zudem sind die Zeichnungen im Stile der Ligne Claire gehalten. Was dem ganzen etwas Zeitloses, ja Klassisches verleiht. Sie vermögen gut das Setting aufzubauen und man fühlt sich sehr gut in das Geschehen versetzt. Die Hintergründe sind weniger karg als man es bei dem Stil kennt, aber insgesamt beißt sich das wie so vieles andere. In vielerlei Hinsicht also irritierend.
Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen entwickelt die Story einen besonderen Charme. Man kuschelt sich etwas in die gediegene Stimmung hinein, genießt die Zeichnungen, die trotz aller Reduziertheit die Figuren unterscheidbar lassen und könnte sich etwas durch die wenig packende Story einlullen lassen. Aber Jean Dufaux ist ein zu versierter Autor und liefert so einige Wendungen. Vieles geschieht da durch die Charaktere selber. So das ein vermeintlicher Schurke eher ein getriebenes Opfer seiner Fehler ist und im Stile des Noir immer tiefer absinkt trotz aller Bemühungen sich seiner Fallstricke zu entledigen. Auch ist der vermeintliche Held kaum einer, da er im Großteil der Story nicht vorkommt und gefangen festsitzt. Eine vermeintliche Nebenfigur die man eher als comic relief sehen kann, wird dann ein maßgeblicher Handlungsträger und die unfreiwillig treibende Kraft. Gerade bei den Nebenfiguren tut sich einiges spannendes. Täter sind Opfer, Opfer werden zu Tätern. Teilweise werden sie auch durch Standesdünkel zu schlechten Taten getrieben und es wird ein gnadenloser Blick hinter die snobistische Fassade geworfen. Das die beiden Hauptschurken nicht nur sadistisch sind, sondern auch von der gesellschaftlichen Norm abweichende Sexualität ausleben mag etwas übertrieben erscheinen, passt aber wieder zu dem was hinter der glatten Fassade liegt. Insofern ergänzen die klaren Zeichnungen das Hintergründige der Story perfekt. Nur die Titelheldin weiß die meiste Zeit nicht worum es überhaupt geht. Irritierend fürwahr und deswegen auf jeden Fall mehr als einen Blick wert.
Fazit:
Teils etwas irritierend weil sich hier vieles beisst. Aber es gibt einen bissigen Blick hinter die snobistische Fassade der englischen Oberschicht und der Band entwickelt einen ganz eigenen Charme.

Lady Elza 1: Die Affäre Claudius
Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann
Verlag:
Alles Gute!
Preis:
€ 24,80
ISBN 10:
3965822055
ISBN 13:
‎ 978-3965822054
104 Seiten
Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

- bissiger Blick hinter die Fassade
- überraschende Wendungen bei den Charakteren
- Unterlaufende Erwartungen bei den Charakteren
- geschickte Zeichnungen und Farbgebung

- Stil, Ambiente und Zeitsetting beissen sich etwas
- Schurken teils etwas übertrieben

Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic | ||
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Rezension vom: | 09.06.2025 | ||||||
Kategorie: | Alben | ||||||
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