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Comic-Besprechung - Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Calamity Jane

Geschichten:

Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Calamity Jane
Autor: Marie Bardiaux-Vaiente, Zeichner /  Colorist: Gaelle Hersent



Story:

Als Calamity Jane im Juli 1876 in Deadwood ankommt ist sie schon längst bekannt. Jane verweigert sich allen Konventionen und hatte sich bereits als Scout, Fuhrwerkfahrerin und Espeditionsteilnehmerin verdingt. Sie ist berühmt und aufgrund ihres Alkoholkonsums berüchtigt. Als ihre große Liebe Wild Bill Hickock ermordet wird, droht sie zu zerbrechen.



Meinung:

Wenn sich die Serie Die wahre Geschichte des Wilden Westens schon im Titel das Ziel setzt, die Legenden weg zu filtern um zu dem historischen Kern zu gelangen, so ist sie bei Calamity Jane gescheitert. Gerade im Wilden Westen ist es so, dass die Legenden, die teils schon zu Lebzeiten kursierten, unter anderem durch die damals erscheinenden Dime Novels, also Groschenhefte,  geschaffen, den historischen Kern ummanteln und es dadurch schwer wird die historische Wahrheit zu finden. Das haben Legenden nun einmal an sich und je weiter man in die Geschichte zurückgeht, umso schwieriger wird es die Historie zu erkennen. Man siehe etwa El Cid und Robin Hood. Teilweise haben die Personen aber auch selber Legenden um sich gestrickt und so ist die historische Aufgabe noch schwieriger.

Eigentlich ist es kein Wunder das man hier an Calamity Jane gescheitert ist. Sie war eine Säuferin, Prahlerin und neigte selbst dazu Geschichten zu erzählen und sie immer weiter auszuschmücken und zu übertreiben. Vieles davon ist dann historisch nicht mehr verifizierbar. Vielmehr gibt es einige Grundlagen im Sinne von Fakten, etwa das sie mal Scout war oder Fuhrwagen lenkte. Das ist ein Fakt, aber ob sie die geschilderten Abenteuer erlebte kann bezweifelt werden. Auch das sie sich stellenweise auf weniger aufsehenerregende Art und Weise Geld beschaffen  musste wie als Wäscherin, Köchin und auch als Gelegenheitsprostituierte, hat sie oft nur  nebenbei erwähnt, ist aber gesichert. Man fragt sich dann doch warum sie schon zu Lebzeiten legendär wurde. Andere haben weitaus mehr geleistet, wie etwa der beeindruckende Marshall Bass der aufgrund seiner Hautfarbe immer noch nicht im Pop-Kanon aufgenommen wurde, oder wahnsinnige Mörder wie John Wesley Hardin.

Im Grunde ist es einfach: Calamity Jane passte nicht in die Rollen und Erwartungen welche die damalige Gesellschaft den Frauen zuordneten. Sie benahm sich wie ein Mann und trug Männerkleidung, soff, fluchte, ging auf Abenteuer, verabscheute Konventionen und Sitten. Sie verhielt sich völlig konträr zu dem was seinerzeit von einer Frau erwartet wurde. Aus dieser Art missbilligendem Amüsement entstand dann wohl die Legende. Durch Taten, egal ob Gute oder Böse, fiel sie weniger auf. So war sie zwar eine gute Schützin hat aber nach heutigem Kenntnisstand nie jemanden erschossen. Dafür erwarb sie sich viel Bewunderung weil sie unter Lebensgefahr an Pocken erkrankte pflegte und für ihre Güte und das Eintreten für Schwächere Respekt erlangte.

All dieses kommt im Comic vor. Aber dabei wird sie einem bei der Lektüre zunehmend unsympathisch. Ja, sie hatte ein hartes Leben, aber die Sauferei und Prahlerei sind abstoßend, die Lügen nerven und dann hat man doch wieder Mitleid mit ihr. Denn ihr ständiger Widerstand kostete mit Sicherheit viel Kraft und ihre Trauer um Wild Bill ist spürbar,

Dem Comic gelingt es nicht, zu dem historischen Kern vorzudringen. Geschickt werden aber  historisch unklare Episoden zeichnerisch wie ein US-Zeitungsstrip bzw. im Stile von Dime Novels gestaltet, um zu verdeutlichen dass hier wohl einiges an Fiktion vorliegt. Manchmal ist der Stil etwas zu sehr Funny und trägt von vorneherein zu einer Distanz bei. Insgesamt ist dieses einer der schwächsten Bände der Reihe, aber das ist auch der Person Calamity Jane geschuldet die immerhin in ihrer Ambivalenz deutlich gemacht wird. Aber die Zweifel bleiben.



Fazit:

Leider gelingt es dem Comic nicht durch das Dickicht der Legenden zu dem historischen Kern vorzudringen, macht dieses aber auch selber zum Thema. Erschwert wird die Lektüre dadurch das einem die Hauptperson zunehmend unsympathisch wird.



Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Calamity Jane - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Die wahre Geschichte des Wilden Westens: Calamity Jane

Autor der Besprechung:
Jons Marek Schiemann

Verlag:
Splitter Verlag

Preis:
€ 18,00

ISBN 10:
368950032X

ISBN 13:
‎ 978-3689500320

56 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • zeichnerisch historische Unklarheit deutlich gemacht
  • Charakter in all seinen Widersprüchlichkeiten deutlich
Negativ aufgefallen
  • historischer Kern weiterhin unklar
  • Zeichnungen semi-funny
  • unsympathische Heldin
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
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Rezension vom: 25.06.2025
Kategorie: Alben
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