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Comic-Besprechung - Scooter Girl 1

Geschichten:
Modern Tales 4
Autor: Chynna Clugston, Zeichner: Chynna Clugston, Tusche: Chynna Clugston

Story:
Ashton Archer ist der unumstrittene King an der Schule und auf jeder Party. Er ist überaus beliebt, keiner sieht so gut aus wie er, niemand übertrifft ihn im Bett, seine schulischen Leistungen sind glänzend, beim Sport ist er ein Ass, und das Vermögen seiner Familie wartet bloß darauf, dass er es vermehren wird durch die Einkünfte, die ihm ein Spitzenjob nach dem Studium beschert.
Allein Margaret Sheldon, neu an der Schule und in der Clique, durchschaut die schillernde Fassade des arroganten Blenders und zeigt ihm die kalte Schulter. Das fordert natürlich Ashtons Stolz heraus. Es wäre doch gelacht, wenn er sie nicht genauso leicht flachlegen könnte wie all die anderen Mädchen.
Aber dann passiert das Unerwartete: Sobald sich Ashton in Margarets Nähe befindet, verwandelt er sich in einen Tollpatsch. Was er auch anstellt, es geht schief, und er blamiert sich in aller Öffentlichkeit bis auf die Knochen. Zunehmend bekommt sein sauberes Image Kratzer, und schließlich erkennen die Freunde und Gespielinnen ebenfalls das wahre Gesicht von Ashton.
Von allen verachtet und allein gelassen verlässt er die Stadt und beginnt neu. Einige Jahre später begegnet er Margaret wieder - und das Drama beginnt von vorn. Bald wird Ashton klar, das Margaret sein Leben ruinieren will und wird, wenn er sie nicht loswerden kann. Der einzige Ausweg scheint Margarets Tod zu sein…


Meinung:
"Scooter Girl" ist ein Comic, der Erinnerungen an die gute alte Zeit der späten 60er/frühen 70er weckt, als bei den Mädchen der Mini in Mode kam und die Jungen auf heißen Öfen die Straßen unsicher machten. Eingefangen in Sprache und Bildern wurde auch der rebellische Geist der damaligen Jugend, der von Filmstars wie James Dean und Marlon Brando geprägt wurde.
In Folge präsentieren sich die Charaktere als High School Kids und Studenten, die in schicken Klamotten durch Szenekneipen und Discos ziehen, an Scooter-Rennen teilnehmen und darauf bedacht sind, immer trendy zu sein. Nichts ist wichtiger, als in der Beliebtheitsskala ganz oben zu rangieren und bewundert zu werden.
Solche Superstars, denen alles in den Schoß fällt, ohne dass sie sich anstrengen müssen, gab und gibt es überall. Aber auch bei diesen Glückskindern ist nicht alles Gold, was glänzt. Tatsächlich sind viele von ihnen eitle Angeber, die andere bloß geschickt um ihren Finger wickeln können - bis heraus kommt, dass alles nur Show ist.
Stellvertretend für sämtliche eingebildeten Großmäuler lässt Chynna Clugston ihre Hauptfigur Ashton Archer von seinem hohen Ross ins Bodenlose stürzen. Die selbstbewusste Margaret Sheldon durchschaut Ashton sofort. Sie ist entsetzt und verletzt, als sie hört, wie herablassend er von all den Mädchen spricht, die sich in ihn verliebt haben. In Konsequenz ist sie fest entschlossen, niemals zu der Vielzahl betrogener Gespielinnen zu gehören und stellvertretend jene zu rächen, die er nach Gebrauch achtlos weg geworfen hat. Margaret beginnt ein gemeines Spiel, um Ashton fertig zu machen.
Tatsächlich wenden sich sämtliche Bewunderer von Ashton ab, als seine Geheimnisse aufgedeckt werden. Nur wenige Freunde halten noch zu ihm, darunter überraschenderweise auch Margarets Bruder Drake. Zunächst will Ashton ihn nur benutzen, um an das Mädchen heran zu kommen, doch dann entdecken die Beiden trotz ihrer unterschiedlichen Ansichten viele Gemeinsamkeiten.
Langsam nur beginnt sich Ashton zu verändern, doch erst müssen noch einige üble Erfahrungen dafür sorgen, dass er begreift, dass sein bisheriges Verhalten nicht korrekt war und weshalb er und Margaret ständig versuchen, einander zu schaden. Aber kann er alles richtig stellen und noch mal von vorne anfangen - mit ihr zusammen?
Die Story ist witzig und frech. Sie parodiert das Imponiergehabe, die Rivalitäten und das Gruppenverhalten der Szene-Kids, sowie den Geschlechterkampf. An den Konflikten hat sich in vierzig Jahren nichts geändert; noch immer sind die Motive nachvollziehbar. Die Brücke zur Gegenwart schlägt Chynna Clugston durch die bewusst gewählte zeitgenössische Sprache.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Ashton erzählt, der zunächst als unsympathischer Aufschneider erscheint, der keine Skrupel kennt, um sich Vorteile zu verschaffen und im Mittelpunkt zu stehen. Die kesse Margaret sorgt schließlich dafür, dass er alles verliert, was für ihn eine Selbstverständlichkeit bedeutete. Natürlich gibt er ihr die Schuld an seinem Pech, statt sich all seine Fehler einzugestehen. Als der langsame Prozess der Wandlung einsetzt, entwickelt man im gleichen Maße Mitleid mit ihm, wie man Margaret abzulehnen beginnt, da ihre Gemeinheiten kein Ende nehmen und sie Ashton, nachdem er bereits zu Boden gegangen ist, noch immer tritt.
Der Kampf der Beiden nimmt immer abstrusere Formen an, die die Geschichte in den Bereich der Surrealität versetzen. Man mag in seiner Wut solche Phantasien haben, sie jedoch niemals ernsthaft ausführen wollen. Dieser Höhepunkt ist jedoch notwendig, damit Ashton erkennt, was wirklich zwischen ihm und Margaret passiert, und so ist er letztlich derjenige, der Einsicht zeigt und als Erster einlenkt. Er tauscht seine Rolle als Buhmann mit Margaret, die jetzt ihn über alle Gebühren verächtlich behandelt und verletzt, praktisch mit ihm genauso verfährt wie er vorher mit allen anderen.
Das Ende ist versöhnlich, wie zu erwarten war, und all jene, die es zunächst reizvoll fanden, dass Margaret ihrem aufdringlichen Verehrer widerstehen konnte, werden etwas enttäuscht sein, dass sie nun in das Raster des verliebten Mädchens fällt, an Selbstbewusstsein und Stärke verliert. Das ist vermutlich auch notwendig, damit die durchschnittliche Leserschaft, die traditionelle Happy Ends wünscht und sich - schon auf Grund der gewählten Perspektive - eher mit Ashton identifiziert als mit Margaret, zufrieden ist.
Die Zeichnungen sind eigenwillig, detailreich und aussagekräftig. Thema und Stil lassen den Vergleich mit einer cartoonhaften, bösen Version der US-Serie "Archie" und ihrer Spin-Offs zu. Die Zeichnerin setzt auf starke Schwarz-Weiß-Kontraste, die die Böse-Gut-Rollen der Charaktere betonen. Es gibt kein Grau, auch nicht für die Figuren, da deren Wandlung absolut ist.
Im Anhang findet man Charakter-Skizzen und Entwürfe, die nicht im Comic aufgenommen wurden. Schade, dass die Pinups, die im Original coloriert sind, nur in Schwarz-Weiß wiedergegeben wurden.
Das Vorwort verrät, dass ein Soundtrack zu der Lektüre empfohlen wird. Die Namen der Songs und ihrer Interpreten findet man eingestreut in einige Panels. Leider gibt es keine näheren Informationen, ob es auch tatsächlich eine CD mit dieser Zusammenstellung gibt. Als Beilage zum Comic wäre sie jedenfalls eine großartige Ergänzung gewesen.


Fazit:
"Scooter Girl" wendet sich an weibliche und männliche Leser gleichermaßen. Zielgruppe ist das Publikum ab 16, das Comics abseits von Superhelden und Mangas favorisiert, ungewöhnliche und kritische Themen schätzt. Obwohl die Charaktere überspitzt gezeichnet sind und Klischeerollen innehaben, repräsentieren sie bestimmte Typen, die man überall findet und entweder liebt oder hasst. Man kann sich in die Rollen beider Hauptakteure versetzen, es genießen, wie sie leiden bzw. sich aneinander rächen, und hat eine Menge Spaß dabei.
Die Message ist, dass viele tolle Kerle nur Blender sind, doch beraubt man sie ihrer schönen Fassade, dann verbirgt sich dahinter oft ein empfindsamer Mensch, der, wenn er seine Fehler einsieht, eine Chance verdient - und die gönnt man auch den beiden Comiccharakteren.


Scooter Girl 1 - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Scooter Girl 1

Autor der Besprechung:
Irene Salzmann

Verlag:
Modern Tales

Preis:
€ 14,90

ISBN 10:
3-936686-73-4

ISBN 13:
978-3-936686-73-9

165 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • witzige Story
  • aussagekräftige Zeichnungen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
2
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 23.11.2006
Kategorie: Scooter Girl
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