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Comic-Besprechung - Eikon

Geschichten:
Eikon
Autor/Zeichner/Tusche: Dany & Dany (Daniela Orrù & Daniela Serri)


Story:
Auf einer Party begegnet der Maler David dem Callboy Adam. Er ist sogleich fasziniert von dem attraktiven jungen Mann und möchte, dass ihm Adam Modell steht. Vom ersten Moment an herrschen Spannungen: Im Wechsel ist Adams Haltung gleichgültig bis abweisend, dann wieder zeigt er Interesse an David und seiner Arbeit. Dieser wiederum will Adam als gefallenen Engel darstellen und verletzt ihn dadurch, dass er das Bildnis auf den lebenden Menschen projiziert.
Als die beiden trotzdem regelmäßig miteinander schlafen, wird der psychische Druck noch größer. Um seine Unabhängigkeit zu demonstrieren, lässt Adam David wissen, dass er sich auch weiterhin mit Kunden trifft. David revanchiert sich mit einem weiblichen One-Night-Stand. Das führt zwar dazu, dass die beiden über ihre Gefühle sprechen, aber die Situation eskaliert, und sie trennen sich im Streit.
David feiert große Erfolge mit dem von Adam zerstörten Bild. Es weckt auch das Interesse von Raoul Hackmann, einem Kunstsammler. Mit gemischten Gefühlen kommt David Raouls Einladung nach, sehr wohl wissend, wohin das führen wird. Teils will er Adam vergessen, teils herausfinden, was sein Ex-Lover an diesem Kunden anziehend fand. Letztlich verletzt er sich nur noch mehr mit dieser Affäre, denn unerwartet taucht Adam auf für eine ménage à trois.
Als Raoul Adam zur Teilnahme an einer Bondage-Session zwingen will, geht David dazwischen. Raouls Rache lässt nicht lange auf sich warten. Er überfährt David, lässt ihn schwer verletzt liegen und brüstet sich anschließend mit seiner Tat, was weitere schlimme Folgen hat…


Meinung:
"Eikon" (von icon = Ikone, Bild, Bildnis) ist bereits der zweite Band von Dany & Dany, der bei The Wild Side erschienen ist. Wie alle Publikationen des kleinen Verlags befasst sich auch dieser Band mit Homoerotik. Wer mehr über das atuelle Programm erfahren möchte, kann sich hier kundig machen: www.thewildside.biz und www.lemonshop.de.

Im Mittelpunkt der Geschehnisse von "Eikon" stehen zwei Männer, die schnell sehr starke Gefühle füreinander entwickeln, sich jedoch vor Zurückweisung fürchten und darum nicht zu ihren Wünschen stehen. In Konsequenz spielen sie Katz' und Maus miteinander und verletzen sich gegenseitig, indem sie sich gleichgültig geben und sich gegenseitig ihre Fehler vorwerfen. Als sie sich nach der Trennung erneut begegnen, können sie noch immer nicht voneinander lassen, was tragische Folgen hat.
Das kreative Team hält sich nicht mit Geplänkel auf: Ganz selbstverständlich sind die Protagonisten bisexuell und kommen schnell zur Sache. In ihren Kreisen werden nahezu alle Neigungen toleriert, so dass sie sich auch nicht zu verstecken brauchen. In Konsequenz werden keine Probleme erörtert, mit denen sich ein homosexuell orientiertes Paar in der Realität konfrontiert sieht, und die Handlung kann sich ganz auf die Entwicklung der Beziehung konzentrieren. Nicht Aufklärung sondern Unterhaltung ist das Anliegen der Geschichte.
Tatsächlich wollen Leserinnen, die das Genre Boys Love für sich entdeckt haben, auch nur an der verklärten und romantischen Liebe zweier Männer, die viele Hürden nehmen müssen, bis sie endlich miteinander glücklich werden können, teilhaben. Realismus wäre ebenso störend wie die Einbindung starker Frauen-Charaktere, die als Rivalinnen empfunden würden. Und noch besser als ein attraktiver Traum-Mann, den man gern anschaut, sind immer zwei oder mehr schöne Männer.
Anders als in erotischen Mangas für das männliche Publikum, wo es nur um den Akt an sich geht, sind in Boys Love eine nachvollziehbare Handlung und die Weiterentwicklung der sympathischen Charaktere von großer Wichtigkeit. Die mehr oder minder expliziten Abbildungen stellen lediglich das I-Tüpfelchen dar, die einen spannenden oder humorigen Plot abrunden.
In Folge dreht sich bei "Eikon" alles um die Gefühle der beiden Hauptfiguren, insbesondere um die von David, aus dessen Sicht die Story fast durchgängig erzählt wird. Die Protagonisten erleben Höhen und Tiefen, fallen dann gar noch tiefer, als man erwartet hätte - und das Ende enttäuscht auch nicht.
Die erotischen Szenen sind geschmackvoll umgesetzt. Selbst wenn man genau weiß, was passiert und nicht nur Vanilla-Sex praktiziert wird, die Künstlerinnen halten sich zurück und zeigen nicht alles, so dass auch jüngere Leserinnen ab 15 Jahren zugreifen dürfen. Sicherheitshalber wird der Band in Folie eingeschweißt ausgeliefert, so dass niemand versehentlich mit Inhalten konfrontiert wird, die er oder sie nicht zu sehen wünscht. Wer "Wishing for the Moon" kennt, weiß, was ihn erwartet.

Längst sind Mangas und Boys Love keine rein japanische oder koreanische Angelegenheit mehr. Im Westen hat man Gefallen gefunden an den verschiedenen Spielarten der fernöstlichen Comics, an ihren Themen und auch an dem neuen Genre (präziser: relativ neu, denn homoerotische Fanfiction = Slash über die Charaktere aus beliebten TV-Serien, Comics oder Romanen sind schon seit vielen Jahren im Umlauf, beispielsweise Starsky x Hutch, Spock x Kirk, Wolverine x Gambit, Frodo x Sam, und auch so manche aufgeschlossene Autorin der Phantastik nahm sich entsprechender Themen bereits in den 1970ger Jahren an, u. a. Tanith Lee in "Der Herr der Nacht").
Orientierte man sich zunächst an den großen Idolen, so lösen sich die westlichen Künstler zunehmend von den Vorlagen, mischen mit passenden Elementen aus amerikanischen, francobelgischen und italo-spanischen Comics und gehen immer mehr eigene Wege. Auch die Italienerinnen Dany & Dany haben ihren unverkennbaren Stil. Wer mehr über ihre Werke erfahren möchte, sollte einen Blick auf die Homepage www.danyanddany.com/ werfen.
Ihre Zeichnungen sind personenzentrisch und oft voller Details. Es gelingt den Künstlerinnen, auch die ruhigen Szenen - denn Action ist kein großes Thema in dieser Geschichte - abwechslungsreich darzustellen durch Perspektivenwechsel und die variable Panelgestaltung. Zu viel Unruhe auf den Seiten wird durch klare Begrenzungslinien vermieden, so dass man niemals Probleme hat, dem Verlauf der Bilder zu folgen.


Fazit:
Die westlichen Mangaka und ihre Werke sind mittlerweile zu einer echten Alternative geworden. Die Inhalte ihrer Geschichten sind zudem den hiesigen Lesern vertraut, während in japanischen und koreanischen Titeln die Charaktere oft Verhaltensweisen zeigen, die schwer nachvollziehbar sind, oder Anspielungen auf den Alltag gemacht werden, die man nicht als solche oder als Gag erkennt, weil das Hintergrundwissen fehlt.
So gelangt auch ein wenig Abwechslung in die Regale des Fachhandels, und wer der doch recht ähnlichen Motive asiatischer (BL-) Mangas langsam überdrüssig wird, kann auf europäische und amerikanische Künstler ausweichen. Dany & Danys "Eikon" oder "Wishing for the Moon" sind Beispiele dafür, dass auch aus Italien reizvolle Comics im Manga-Stil kommen - und vor allem Leserinnen werden ihre Freude an dem Thema und den Illustrationen haben.


Eikon - Klickt hier für die große Abbildung zur Rezension

Eikon

Autor der Besprechung:
Irene Salzmann

Verlag:
The Wild Side

Preis:
€ 10,90

ISBN 13:
978-3-939484-02-8

114 Seiten

Bewertungen unserer Redaktion und unserer Leser

Positiv aufgefallen
  • romantisch-tragische Story mit einer guten Portion Erotik
  • ansprechende Zeichnungen
Negativ aufgefallen
Die Bewertung unserer Leser für diesen Comic
Bewertung:
1
(1 Stimme)
Bewertung
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Rezension vom: 30.10.2007
Kategorie: One Shots
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